Aktuelle Zahlen zum Engagement in Deutschland

Ehrenamtsmonitor #9: Besorgt über die Zukunft der Pflege – aber bereit, sich zu engagieren?

In den kommenden Jahrzehnten wird die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich steigen. Entsprechend wächst auch der Bedarf an ausgebildeten Pflegekräften. Allerdings könnten laut Statistischem Bundesamt im Jahr bis 2049 bis zu 690.000 Pflegekräfte fehlen. Damit wird auch die Begleitung pflegebedürftiger Menschen durch Ehrenamtliche wichtiger – insbesondere um den Alltag zu bewältigen und die Teilhabe am sozialen Leben zu gewährleisten. 

Trotz ihrer Sorgen um die Zukunft der Pflege beugen die Menschen in Deutschland selten vor. Aber: Immerhin jeder Dritte zeigt sich bereit, pflegebedürftige Menschen außerhalb der Familie ehrenamtlich zu begleiten und so Pflege zu unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag der Malteser. An der Umfrage vom 22. bis 24. Juli 2025 nahmen 2.003 Personen teil. Die Ergebnisse sind repräsentativ nach Alter (ab 18 Jahren), Geschlecht und Religion.

Aktuell und repräsentativ: Malteser Ehrenamtsmonitor

Der Ehrenamtsmonitor misst den Puls der Gesellschaft beim Thema ehrenamtliches Engagement. Zweimal jährlich ermittelt das Befragungsinstitut YouGov im Auftrag der Malteser die Sicht der Bevölkerung auf wichtige gesellschaftliche Fragen mit Bezug zum Ehrenamt.

Als eine der großen Hilfsorganisationen in Deutschland sind die Malteser interessiert daran, die Ansichten und Einstellungen der Menschen besser zu verstehen. 

Beim aktuellen Ehrenamtsmonitor geht es um die Frage: Wie steht es um die Zukunft der Pflege – und sind die Menschen in Deutschland bereit, sich selbst stärker für die Pflege ihrer Mitmenschen zu engagieren? 

Frühere Ausgaben des Malteser Ehrenamtsmonitors finden Sie in unserem Archiv.

Die Menschen sorgen sich und vermissen ein Gegensteuern der Politik

Über den „Pflegenotstand“ wird seit Jahren viel diskutiert. Gemeint ist damit, dass es nicht genügend qualifiziertes Pflegepersonal gibt, um den Bedarf an Pflegefachleistungen zu decken. In der aktuellen Umfrage gaben 77 Prozent der Befragten an, dass sie sich, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, um die Pflegeversorgung sorgen. Über 80 Prozent betrachten den viel zitierten „Pflegenotstand“ als von der Politik nicht ausreichend erkannt und angegangen.

Wie möchten wir später gepflegt werden? 

Allerdings hat sich auch fast die Hälfte der Befragten noch keine Gedanken gemacht, wie ihre eigene Pflege im Alter aussehen sollte. Jeweils 14 Prozent wünschen sich von Familie bzw. Freunden oder von einem ambulanten Pflegedienst gepflegt zu werden. Für 10 Prozent ist eine Senioren-WG die passende Option, für 5 Prozent ist es eine Altenhilfeeinrichtung.

Größte Sorgen: Schlechtere Pflegebedingungen und weniger Lebensqualität

Wenn Sie an das eigene Alter und eine eventuelle Pflegebedürftigkeit denken, befürchten die Menschen in Deutschland sowohl eine Verschlechterung der Pflegebedingungen als auch Einbußen der Lebensqualität. Die Sorgen um die Bezahlbarkeit der Pflege und um den Verlust der Selbständigkeit, die jeder Zweite teilt, führen die Liste der Bedenken mit jeweils 30 Prozent an. Es folgen etwa gleich auf die Sorge, dass die Pflegequalität sinken und die Teilhabe am sozialen Leben eingeschränkt werden könnte sowie zu wenig Pflegefachkräfte zur Verfügung stehen. 

Trotz dieser Befürchtungen sorgt die Mehrheit der Befragten nicht aktiv für ihre Pflege im Alter vor. Jeder Fünfte hat finanzielle oder juristische Vorbereitungen und nur 4 Prozent haben organisatorische Vorbereitungen getroffen.

Jeder Dritte ist bereit, Pflegebedürftige außerhalb der Familie zu begleiten

Dass man im Laufe des Lebens mit dem Thema Pflege früher oder später in Berührung kommt, ist keineswegs unwahrscheinlich. Dabei sind Frauen deutlich häufiger in der Pflegebegleitung eingebunden als Männer: Fast jede zweite Frau, aber nur jeder dritte Mann hat schon die Pflege von jemandem begleitet. Die Familie ist der Ort, an dem die meisten Menschen in aktiven Kontakt mit der Pflege kommen. 29 Prozent aller Befragten haben bereits ein Familienmitglied mitbetreut. Außerhalb der Familie trifft das nur auf 9 Prozent zu. 
Gleichwohl ist ein Drittel der Befragten durchaus bereit, pflegebedürftige Menschen auch außerhalb des Familien- und Freundeskreises ehrenamtlich zu begleiten. 

Die meisten würden besuchen, begleiten und im Haushalt helfen

Diejenigen, die grundsätzlich bereit wären, Menschen, die sie bisher nicht kannten, bei der Pflege zu begleiten, können sich vor allem Besuche und Gespräche (66 Prozent) vorstellen, gefolgt von Ausflugsbegleitungen und der Unterstützung im Haushalt. Bei der Organisation von Pflegehilfen in Beratungsstellen und Pflegestützpunkten oder in benachbarten Pflegeeinrichtungen sehen sich jeweils 39 Prozent.

Die Motive für das Engagement sind zuallererst altruistisch: Als Motivation nennen die Befragten am häufigsten den Wunsch, Gutes zu tun (57 Prozent), Einsamkeit zu lindern (56 Prozent) und später selbst Hilfe zu erhalten (53 Prozent).  

Zeitmangel, Berührungsängste und im Alter auch die eigene Gesundheit sind die Hürden

Allerdings kann sich eine Mehrheit (56 Prozent) nicht vorstellen, sich ehrenamtlich an der Pflege von Nicht-Familienmitgliedern zu beteiligen. Als größte Hindernisse werden Zeitmangel und das Unbehagen, fremden Menschen zu nahe zu kommen (jeweils 34 Prozent) sowie – gerade mit zunehmendem Alter – gesundheitliche Probleme (25 Prozent) angeführt. Jeder Vierte hat Bedenken, der Aufgabe gewachsen zu sein, und für jeden Zehnten sind fehlende Informationen zu den Möglichkeiten mitzuhelfen ausschlaggebend. 
 

Welche Anreize steigern die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Pflegebegleitung?

Als Anreize würden aus Sicht der Befragten zuallererst Aufwandsentschädigungen oder Rentenpunkte wirken. Für ein Viertel der Befragten ist die Bereitschaft, sich zu engagieren, allerdings nicht von Anreizen abhängig. 

"Wir dürfen die mit dem Pflegenotstand verbundenen Probleme nicht auf die Versorgung körperlicher Beschwerden reduzieren. Pflegebedürftigkeit bringt viele Begleitprobleme mit sich: vom Bewältigen alltäglicher Aufgaben bis hin zu eingeschränkter Teilhabe am sozialen Leben.

Die ehrenamtliche Begleitung pflegebedürftiger Menschen kann hier viel bewirken, indem sie die Lebensqualität steigert und für Entlastung sorgt. Organisationen wie die Malteser sind eine gute Anlaufstelle – sowohl für diejenigen, die Unterstützung suchen, als auch für diejenigen, die helfen wollen."

Clementine Perlitt, Generaloberin und Vizepräsidentin, Malteser Hilfsdienst


Ehrenamt zur Begleitung von Pflegebedürftigen

Die Malteser bieten vielfältige Möglichkeiten für ein Ehrenamt zur Begleitung von Pflegebedürftigen an. Dazu zählen Besuchs- und Begleitungsdienste in ganz Deutschland, in denen sich Menschen freiwillig und unentgeltlich engagieren können.

Darüber hinaus bieten die Malteser anerkannte Schulungen zur Betreuungskraft oder Alltagsbegleitung. Die so qualifizierten Betreuungskräfte unterstützen im Unterschied zum Ehrenamt in einer bezahlten Tätigkeit Pflegebedürftige bei alltäglichen Aufgaben, entlasten die Angehörigen und sorgen so für Verbesserungen im Pflegealltag. 

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