Aktuelle Zahlen zum Engagement in Deutschland

Malteser Ehrenamtsmonitor

Aktuell und repräsentativ

Der Ehrenamtsmonitor misst den Puls der Gesellschaft beim Thema ehrenamtliches Engagement. Dreimal jährlich ermittelt das Befragungsinstitut YouGov im Auftrag der Malteser durch repräsentative Kurzumfragen die Sicht der Bevölkerung auf wichtige gesellschaftliche Fragen mit Bezug zum Ehrenamt.

Als eine der großen Hilfsorganisationen in Deutschland sind die Malteser interessiert daran, die Ansichten und Einstellungen der Menschen besser zu verstehen, um so noch bessere Hilfs- und Unterstützungsangebote machen zu können. Dazu ermittelt der Ehrenamtsmonitor regelmäßig auch, welche Rolle dem Ehrenamt bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beigemessen wird und wie es um die Engagementbereitschaft bestellt ist. 

Beim aktuellen Ehrenamtsmonitor geht es um die Frage: Braucht Deutschland einen Gesellschaftsdienst nach der Schulzeit? 

Frühere Ausgaben des Malteser Ehrenamtsmonitors finden Sie in unserem Archiv.

Ehrenamtsmonitor #5: Braucht Deutschland einen Gesellschaftsdienst nach der Schulzeit?

In diesen Wochen verlassen wieder hunderttausende Schülerinnen und Schüler die Schule – viele davon ohne klare Perspektive oder Vorstellung, was sie machen möchten. Gleichzeitig wird über die Einführung einer Dienstpflicht nach der Schule diskutiert. Die Malteser wollten wissen, was die Menschen in Deutschland von einem Jahr Gesellschaftsdienst für Schulabgängerinnen und Schulabgänger halten. 

2054 Menschen nahmen an der YouGov-Umfrage zwischen dem 15. und 17. Mai teil. Die Studie ist repräsentativ für die volljährige Gesamtbevölkerung in Deutschland. 

Wichtigste Ergebnisse: 

Ehrenamtsmonitor #5: Ergebnisse

Die Mehrheit ist für einen Gesellschaftsdienst nach der Schule

Die Bevölkerung sieht in der Einführung eines Gesellschaftsdienstes einen Nutzen für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Die Mehrheit der Befragten befürwortet sogar die Einführung eines verpflichtenden Jahres nach der Schulzeit. 62 Prozent der Befragten sprechen sich voll oder eher dafür aus. Nur 26 Prozent sind gegen die Einführung eines solchen Dienstes. 

Die Politik debattiert immer wieder über das Wiedereinsetzen der Wehrpflicht, stärker aber über einen verpflichtenden sozialen oder ökologischen Gesellschaftsdienst für alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Inwiefern stimmen Sie folgender Aussage zu: Eine Form des Gesellschaftsdienstes für alle jungen Menschen nach der Schule sollte eingeführt werden. 
Basis: Alle Befragten (2.054)


Überraschend ist: 45 Prozent der unter 24-Jährigen, die eine solche Regelung betreffen würde, befürworten ein Dienstjahr nach der Schulzeit. Je älter, desto deutlicher ist das Ja: Mehr als Hälfte der 25- bis 34-Jährigen findet ein solches Pflichtjahr gut. Bei den über 55-Jährigen ist die die Zustimmung mit 73 Prozent am höchsten.

Unterschiede zeigen sich, wenn man sich die Ergebnisse nach Altersgruppen anschaut. Je älter die Befragten, desto eindeutiger fällt die Zustimmung zum Gesellschaftsdienst aus.
Basis: Alle Befragten (2.054)


„Die Ergebnisse liefern Argumente, mehr Verbindlichkeit im Engagement für die Gesellschaft zu schaffen. Die offenkundige Bereitschaft zur Verpflichtung selbst bei den Jüngeren sollten wir aufgreifen. Dazu haben die Malteser mit dem ´Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz´ ein Dienstformat vorgeschlagen, das auf einer freiwilligen mehrjährigen Selbstverpflichtung fußt und den vermeintlichen Widerspruch von Pflicht und Freiwilligkeit auflösen kann.“

Albrecht von Croy
Vizepräsident  Malteser Hilfsdienst e.V. 

Der Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz – ein neues Modell 

Als Antwort auf die Krisen der jüngsten Vergangenheit haben die Malteser einen freiwilligen „Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz“ vorgeschlagen. Das Konzept sieht vor, Freiwillige für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren über eine Selbstverpflichtung zu binden. In dieser Zeit werden Ehrenamtliche in Phasen der Ausbildung, der Weiterbildung und der ehrenamtlichen Bereitschaft zu Einsätzen und Übungen bundesweit in die bestehenden Katastrophenschutz-Strukturen der großen Hilfsorganisationen eingebunden.

Das neue Dienstformat kann zeitlich gestreckt und auch in Teilzeit aufgenommen werden und erlaubt einen Konsens zwischen den Bedürfnissen der Einzelnen und dem Bedarf nach qualifizierten, verfügbaren Einsatzkräften.


Mehr Solidarität mit anderen, mehr Orientierung für sich selbst

Ein solcher Dienst – ob sozial, ökologisch oder bei der Bundeswehr – für Schulabgängerinnen und Schulabgänger würde aus Sicht von drei Vierteln der Befragten die Solidarität mit der Gesellschaft fördern. 72 Prozent glauben, dass der Dienst die Werte einer Gesellschaft vermittelt. 68 Prozent sind der Ansicht, ein solches Jahr könne Klarheit in die Berufsorientierung bringen. 62 Prozent meinen, ein solches Jahr könnte den Personalmangel im sozialen Bereich und in der Pflege kompensieren und 48 Prozent halten den Pflichtdienst für die Verteidigung für nötig.

Inwieweit stimmen Sie den folgenden möglichen Argumenten für die Einführung eines solchen verpflichtenden Gesellschaftsdienstes zu bzw. nicht zu?
Ein Gesellschaftsdienst...

Drei Viertel (73%) der Deutschen stimmen zu, dass ein Gesellschaftsdienst die Solidarität von jungen Menschen mit der Gesellschaft fördert. 


Sozialer Sektor und Gesundheitsbereich wären am beliebtesten

Vor die hypothetische Wahl gestellt, wo man selbst ein Pflichtjahr absolvieren würde, wählten die meisten den sozialen Bereich (z.B. Kindergarten oder Sportverein, 19 Prozent) oder den Gesundheits- oder Pflegebereich (18 Prozent). 11 Prozent würden den Katastrophenschutz, THW oder Feuerwehr vorziehen. Nur 9 Prozent der Befragten würden dieses Jahr bei der Bundeswehr verbringen und nur 6 Prozent würden sich für Entwicklungsarbeit im Ausland entscheiden. 


Engagement für andere ist auch persönlich ein Gewinn

Ein Drittel der Befragten hat selbst einen freiwilligen oder Pflichtdienst geleistet: Von diesen sind 78 Prozent der Meinung, dass sie diese Zeit persönlich weitergebracht hat. 60 Prozent geben an, dass die Erfahrungen wertvoll für ihr späteres Berufsleben waren. Auch die jüngeren Befragten empfanden ihren Dienst als einen persönlichen Gewinn (75 Prozent).

Inweiweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu diesem Gesellschaftsdiest zu?
Basis: Befragte, die sich in einem Gesellschaftsdienst engagiert haben (675)

Befragte, die sich in einem Gesellschaftsdienst engagier haben, konnten persönliche Erfahrungen (78%) sowie auch Erfahrungen für ihr Berufsleben (60%) sammeln.


Offenheit für ehrenamtliches Engagement

Was hindert Sie daran, sich zu engagieren?  (Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.)
Basis: Alle, die sich nicht vorstellen können, sich zu engagieren. (562)

Gesundheit (37%) und Zeitmangel (36%) werden als häufigste Gründe aufgeführt, warum man sich nicht vorstellen kann sich zu engagieren. 

Wie steht es um das Ehrenamt als breit akzeptierte Möglichkeit, sich freiwillig und unentgeltlich in der Freizeit zu engagieren? Immerhin 63 Prozent der in der aktuellen Umfrage Befragten sind entweder bereits engagiert (22 Prozent) oder können es sich vorstellen (41 Prozent). Besonders aufgeschlossen sind die Jüngeren: In der Altersgruppe zwischen 18 und 44 sind es sogar nur rund 20 Prozent, die sich nicht vorstellen, sich in der Freizeit ehrenamtlich zu engagieren. Letztlich schließt aber nur jeder Dritte von den Befragten, die sich bisher ein Ehrenamt nicht oder nur vielleicht vorstellen können, ein Ehrenamt für sich kategorisch aus.

In der Mehrheit dominieren zwei Gründe, die am Schritt ins Ehrenamt hindern: gesundheitliche Probleme (37 Prozent) und Zeitmangel (36 Prozent).  Für die Jüngeren unter 45 Jahren ist Zeitmangel mit 60 Prozent das Haupthindernis. Ab 45 Jahren sind es bei 45 Prozent vor allem gesundheitliche Gründe, die dem Ehrenamt im Wege stehen.

Diejenigen, die sich ein Ehrenamt bislang nicht oder allenfalls vielleicht vorstellen können, würde am ehesten eine bessere staatliche Förderung und flexible Einsatzzeiten motivieren können. Für die unter 35-Jährigen wäre zudem die Anerkennung des Engagements durch den künftigen Arbeitgeber (31 Prozent) besonders wichtig.

Ehrenamt – in Krisen wichtig

Der Ehrenamtsmonitor erhebt regelmäßig, welchen Beitrag die Menschen in Deutschland dem bürgerlichen Engagement bei deren Bewältigung gesellschaftlicher Krisen aktuell beimisst.  

Für 70 Prozent der Deutschen ist ehrenamtliches Engagement in den letzten Monaten und Jahren wichtiger für den sozialen Zusammenhalt geworden. Auch in Bezug auf die zunehmende Gefahr von Naturkatastrophen (66 Prozent) und die Herausforderungen durch den demografischen Wandel (59 Prozent) sehen die Befragten einen steigenden Bedarf an freiwilligem Engagement für die Gemeinschaft.
 

Bedingt bereit zu mehr Engagement 

Trotz des durchaus vorhandenen Bewusstseins für die Bedeutung des Ehrenamts hat sich die persönliche Bereitschaft, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren,  für die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) nicht verändert. Nur bei fast 20 Prozent ist diese Bereitschaft gestiegen.  Der Befund steht in Einklang mit den Erkenntnissen aus früheren Ausgaben des Malteser Ehrenamtsmonitors.
 

Hat sich Ihre persönliche Bereitschaft, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren, in den letzten Monaten verändert? (Bitte wählen Sie die Antwortoption aus, die am besten zutrifft.)
Basis: Alle Befragten (2.054) 

Für die Mehrheit der Befragten (60%) hat sich die persönliche Bereitschaft, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren, nicht verändert. Bei rund 20% ist die Bereitschaft gestiegen. 

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