Aktuelle Zahlen zum Engagement in Deutschland

Malteser Ehrenamtsmonitor

Aktuell und repräsentativ

Der Ehrenamtsmonitor misst den Puls der Gesellschaft beim Thema ehrenamtliches Engagement. Dreimal jährlich ermittelt das Befragungsinstitut YouGov im Auftrag der Malteser durch repräsentative Kurzumfragen die Sicht der Bevölkerung auf wichtige gesellschaftliche Fragen mit Bezug zum Ehrenamt.

Als eine der großen Hilfsorganisationen in Deutschland sind die Malteser interessiert daran, die Ansichten und Einstellungen der Menschen besser zu verstehen, um so noch bessere Hilfs- und Unterstützungsangebote machen zu können. Dazu ermittelt der Ehrenamtsmonitor regelmäßig auch, welche Rolle dem Ehrenamt bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beigemessen wird und wie es um die Engagementbereitschaft bestellt ist. 

Beim aktuellen Ehrenamtsmonitor geht es um die Frage: Wie groß ist das Problem der Einsamkeit in Deutschland mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie? 

Frühere Ausgaben des Malteser Ehrenamtsmonitors finden Sie in unserem Archiv.

Ehrenamtsmonitor #6 - Teil 2: Dreieinhalb Jahre nach Corona: Wie groß ist die Einsamkeit in Deutschland?

Die Corona-Pandemie stellt im sozialen Leben eine Zäsur dar. Vor allem während des Lockdowns wurden viele Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Der aktuelle Ehrenamtsmonitor ermittelt, wie die Menschen in Deutschland aktuell und mehr als dreieinhalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie auf das Problem Einsamkeit und soziale Isolation blicken.

Im Auftrage der Malteser befragte YouGov 2.058 Personen zwischen dem 30. Oktober und 2. November 2023. Die Umfrage ist repräsentativ nach Alter (ab 18 Jahren), Geschlecht und Religion.

Wichtigste Ergebnisse: 

Ehrenamtsmonitor #6 - Teil 2: Ergebnisse

Einsamkeit wird ein immer größeres gesellschaftliches Problem

Auch mit größerem Abstand zum Lockdown haben sich Probleme der Einsamkeit und sozialen Isolation aus Sicht der großen Mehrheit der Befragten nicht abgemildert. Im Gegenteil: 88 Prozent der Befragten sehen Einsamkeit in Deutschland künftig als noch größer werdendes Problem.

Glauben Sie, dass Einsamkeit in unserer Gesellschaft zunehmen wird?​  
Basis: Alle Befragten (2.058)

88% der Deutschen glauben, dass Einsamkeit in unserer Gesellschaft (eher) zunehmen wird​.


Sich einsam fühlen: für immer mehr Menschen eine konkrete Erfahrung

Seit dem ersten Lockdown ist die Zahl derer, die sich einsamer fühlen, gestiegen. Fast jeder Dritte (31 Prozent) ist davon betroffen. Dagegen fühlen sich nur zehn Prozent der Befragten weniger einsam als vor Corona.

Fühlen Sie sich persönlich heute häufiger oder seltener einsam als früher?​
Basis: Alle Befragten (2.058)

31% der Menschen in Deutschland fühlen sich häufiger von Einsamkeit betroffen als früher.​


Wen trifft Einsamkeit vermeintlich am stärksten?

Fast 80 Prozent der Befragten sehen über 65-jährige stärker von Einsamkeit betroffen als vor der Pandemie, gefolgt von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen (77 Prozent) und Alleinwohnenden (68 Prozent). Ein Drittel (33 Prozent) der Befragten glaubt, dass auch Menschen mittleren Alters (31-65 Jahre) stärker von Einsamkeit betroffen sind als früher, während dies 22 Prozent der Befragten für junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren annehmen.

Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Was glauben Sie, welche Personengruppen sind heute insgesamt mehr oder weniger von Einsamkeit betroffen? (Bitte bewerten Sie das Einsamkeitsrisiko für folgende Personengruppen im Vergleich zu vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020.)​
Basis: Alle Befragten (2.058)

79% der Befragten glauben, dass ältere Menschen und 77%, dass gesundheitlich eingeschränkte Menschen von Einsamkeit stärker betroffen sind​.


Ehrenamtliches Engagement hilft gegen Einsamkeit

Einsamkeit betrifft und belastet viele Menschen. Umso wichtiger ist es, offen mit dem Thema umzugehen, Gesellschaft anzubieten und Gesprächsangebote zu machen. Einen Beitrag dazu leisten die ehrenamtlichen Begleitungsangebote der Malteser. Diese richten sich gezielt an ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen, um durch Kontakt und Gemeinschaft der Einsamkeit entgegenzuwirken. Gleichzeitig ist das engagierte Sich-Kümmern um Andere ein wirksames Mittel für die Ehrenamtlichen, der eigenen Vereinsamung vorzubeugen.

Ein Beispiel aus der Praxis wird im Malteser Magazin vorgestellt

„Einsamkeit wird in den Köpfen der Menschen sehr stabil vor allem den so genannten vulnerablen Gruppen zugeschrieben. Tatsächlich aber zeigt die Forschung, dass junge Menschen sogar mehr von Einsamkeit betroffen sind als Ältere.“ 

Sabrina Odijk, Bereichsleiterin Soziales Ehrenamt bei den Maltesern


Was sind die Gründe für die zunehmende Einsamkeit?

Die Zunahme von Einsamkeit wird in erster Linie auf das sich wandelnde gesellschaftliche Klima zurückgeführt. 53 Prozent der Befragten bekundeten, dies liege daran, dass „immer mehr Menschen heutzutage mehr an sich selbst und weniger an andere denken“. Dass viele sozial verunsichert seien und sich deshalb zurückziehen, erklärt für 51 Prozent die Problematik. 43 Prozent begründen dies damit, dass im Alltag weniger Zeit und Raum für Treffen und Gespräche bleibe.


Einsamkeit - darüber spricht man nicht?

Obwohl das Problem offenkundig ist, wird Einsamkeit im privaten Raum meist nicht thematisiert. Wie schon 2022 wird bei der Mehrheit der Befragten im direkten Umfeld kaum oder gar nicht offen darüber gesprochen.

Wird über das Thema "Einsamkeit" offen in Ihrem direkten Umfeld gesprochen?​
Basis: Alle Befragten (2.058)

Bei 60% der Befragten wird im direkten Umfeld über das Thema Einsamkeit (eher) nicht offen gesprochen​.

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