Gleiche Rechte für alle Helfenden im Katastrophenschutz?

Ehrenamtsmonitor #6 - Teil 1 (November 2023)

Sie sind das Rückgrat des Katastrophenschutzes in Deutschland: Ehrenamtlich Helfende, die die Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste unterstützen, wenn deren Einsatzkräfte nicht ausreichen. Doch helfen bedeutet in den Augen des Gesetzgebers nicht gleich helfen: Insbesondere, wenn es um die Absicherung der Einsatzkräfte geht, gibt es gravierende Unterschiede. 

Zum Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember fordern die Malteser gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen dazu auf, Nachteile für ihre Ehrenamtlichen zu korrigieren. Der aktuelle Ehrenamtsmonitor ermittelt, wie die Menschen in Deutschland über diese Forderung denken. 2.058 Befragte nahmen an der YouGov-Umfrage zwischen dem 30. Oktober und 2. November 2023 teil. Die Umfrage ist repräsentativ nach Alter (ab 18 Jahren), Geschlecht und Religion.

Ehrenamtsmonitor #6: Ergebnisse

Breite Zustimmung für die Gleichstellung aller Helfenden

64 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass alle Helfenden im Katastrophenschutz die gleichen Rechte bekommen sollten wie Ehrenamtliche bei Freiwilligen Feuerwehren und Technischem Hilfswerk (THW). Niemand sollte durch sein Engagement Nachteile im Arbeitsverhältnis und bei Sozialleistungen haben. Nur 6 Prozent lehnen eine Gegenleistung für ein Engagement ab, weil Ehrenamt generell freiwillig geleistet werde. 

Mit Blick auf die Unterscheidung zwischen Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehren und des THW auf der einen Seite und den Ehrenamtlichen im Katastrophenschutz der nicht-öffentlichen Hilfsorganisationen (Malteser, Johanniter etc.) auf der anderen Seite: Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten zu?  
Basis: Alle Befragten (2.058)

64 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass für alle Helfenden die gleichen Regeln gelten sollten. 18 Prozent sind der Meinung, dass THW und Feuerwehren mehr leisten und zurecht anders behandelt werden.


Hintergrund: Helfende der Hilfsorganisationen sind benachteiligt

Die Forderung der in der Gefahrenabwehr aktiven nicht-staatlichen Hilfsorganisationen Malteser, Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft zielen auf ein wichtiges Problem: Ihre Helfenden haben anders als Ehrenamtliche der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) oftmals keinen uneingeschränkt Anspruch darauf, bei einem Einsatz in der Gefahrenabwehr unterhalb der Katastrophenschwelle vom Arbeitgeber weiterbezahlt zu werden. Regelungen, die diesen und andere Nachteile korrigieren, gibt es erst in wenigen Bundesländern, aber nicht bundesweit.

„Während Ehrenamtliche bei den Feuerwehren oder dem THW im Einsatz Anspruch darauf haben, vom Arbeitgeber weiter bezahlt zu werden, trifft das oftmals auf die Ehrenamtlichen der nicht-staatlichen Hilfsorganisationen nicht zu.“ 

Markus Bensmann
Bereichsleiter Notfallvorsorge Malteser Hilfsdienst e.V.


Wer sollte in erster Linie dafür Sorge tragen, Ehrenamt im Katastrophenschutz zu fördern?

Die Verantwortlichkeit für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Katastrophenschutz sieht eine deutliche Mehrheit (64 Prozent) der Befragten bei Bund, Ländern und Kommunen. 14 Prozent sehen die Arbeitgeber direkt in der Pflicht. 

Bei wem liegt Ihrer Meinung nach die Verantwortung für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Katastrophenschutz? (Bitte wählen Sie alles Zutreffende aus.)
Basis: Alle Befragten (2.058)

64 Prozent der Deutschen sehen die Verantwortung für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements bei Bund, Ländern und Kommunen. 


Wie könnten mehr Bürgerinnen und Bürger für die Mitwirkung im Katastrophenschutz gewonnen werden?

Hier nennen die Befragten zuerst Aspekte der Absicherung im Einsatzfall: 47 Prozent sagen, dass ein gleicher Versicherungsschutz (z.B. Invalidität, Rente etc.) für alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gewährleistet werden sollte. Fast genauso viele (46 Prozent) sprechen sich für eine Lohnfortzahlung aus, wenn Ehrenamtliche von öffentlichen Stellen angefordert werden.
 
41 Prozent sind der Meinung, dass Ehrenamtlichen eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden sollte, 39 Prozent sprechen sich für zusätzliche Mittel für Fort- und Weiterbildungen und die Erstattungen von Aufwendungen aus. 38 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Ehrenamtliche durch steuerliche Anreize oder zusätzliche Rentenpunkte motiviert werden sollen.

Bezogen auf das ehrenamtliche Engagement im Katastrophenschutz: Wie sollte dieses Ihrer Meinung nach gefördert bzw. motiviert werden? (Bitte wählen Sie alles Zutreffende aus.)
Basis: Alle Befragten (2.058)

Die Motivation für ein ehrenamtliches Engagement sollte durch ausreichenden Versicherungsschutz und Lohnfortzahlung des Arbeitgebes gefördert werden.