Mit Ehrenamt gegen Armut und Einsamkeit

Ehrenamtsmonitor #4 (Dezember 2022)

Vor dem Hintergrund des Krieges, der steigenden Kosten und Energieknappheit haben die Malteser in ihrer vierten Ausgabe des Ehrenamtsmonitors Menschen gefragt, wie sich die aktuelle Situation auf Armut und Einsamkeit in Deutschland auswirken wird - und welchen Beitrag sie dem ehrenamtlichen Engagement bei der Bewältigung von gesellschaftlichen Problemen beimessen. 

Im September 2022 befragte YouGov im Auftrag der Malteser mehr als 2.000 Volljährige in Deutschland nach der Bekanntheit und den Vorteilen eines digitalen Engagement. Die Auswertung ist repräsentativ für die volljährige Gesamtbevölkerung in Deutschland.

Wichtigste Ergebnisse

Die Menschen blickten im Dezember 2022 besorgt auf den anstehenden Winter:  86 Prozent der Menschen in Deutschland waren überzeugt, dass Armut zunehmen wird, 75 Prozent gehen davon aus, dass sich die Menschen einsamer fühlen werden. Als Grund für den Anstieg von Einsamkeit werden der Rückzug aus der Gesellschaft aus Schamgefühl (63 Prozent) seine Armut zu zeigen sowie eine steigende soziale Verunsicherung (62 Prozent) gesehen.

Einsamkeit trifft viele, aber vor allem alte Menschen gelten als einsam. Laut dem Malteser Ehrenamtsmonitor wird Einsamkeit in der Gesellschaft vor allem bei älteren Menschen verortet. Drei Viertel der Befragten glauben, dass Menschen über 65 Jahre stärker von Einsamkeit betroffen sind als vor der Pandemie. Nach Einschätzung der Befragten sinkt das Einsamkeitsrisiko je jünger die Menschen sind. Dies deckt sich mit den Erfahrungen der Malteser aus der langjährigen Begleitung von Menschen, die von sozialer Isolation und Einsamkeit betroffen sind.

Jeder dritte fühlt sich selbst einsamer als früher:  Ein Drittel der Befragten gibt an, dass sie sich persönlich heute einsamer fühlen als vor der Corona-Pandemie. Für knapp über die Hälfte der Menschen in Deutschland hat sich das Gefühl von Einsamkeit nicht verändert. Die Wahrnehmung der Befragten stimmt mit der gesellschaftlichen Realität überein. Einsamkeit stellt ein zunehmendes soziales Problem dar, das sich in den letzten Jahren verschärft hat und in weiten Teilen der Bevölkerung, also auch bei jungen Menschen, angesiedelt ist. 

Über Einsamkeit spricht man nicht:  Trotz der wachsenden Bedeutung scheint das Thema Einsamkeit in der Gesellschaft noch immer ein Tabuthema zu sein. Bei 60 Prozent der Befragten wird das Thema im direkten Umfeld nicht offen angesprochen.

Ehrenamt – in Krisen wichtig: Der Ehrenamtsmonitor erhebt regelmäßig, welchen Beitrag die Menschen in Deutschland dem bürgerlichen Engagement bei deren Bewältigung gesellschaftlicher Krisen aktuell beimisst. Insgesamt zeigt sich im Vergleich mit den letzten drei Ausgaben des Ehrenamtsmonitors (von September 2021, März 2022 und Juni 22) ein stabiles Meinungsbild. Bei der Bewältigung von Armut und Einsamkeit wird dem Ehrenamt besondere Bedeutung beigemessen. Aktuell sind 67 Prozent der Befragten der Ansicht, dass ehrenamtliches Engagement aufgrund der Probleme beim sozialen Zusammenhalt (sehr viel) wichtiger geworden ist. 65 Prozent sehen eine gestiegene Bedeutung aufgrund von Naturkatastrophen, 54 Prozent aufgrund des demografischen Wandels und 51 Prozent aufgrund von Migration und Zuwanderung. 58 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass aufgrund der Pandemie ehrenamtliches Engagement wichtiger geworden ist. Das sind signifikant weniger als in früheren Ausgaben des Ehrenamtsmonitors.

Die eigene Engagementbereitschaft bleibt zurückhaltend: Viele sind spontan hilfsbereit, wenige sind langfristig engagiert. Die Bereitschaft sich selbst ehrenamtlich zu engagieren, ist bei 19 Prozent der Befragten eher oder sogar stark gestiegen. Bei der großen Mehrheit (60 Prozent) allerdings ist die Bereitschaft zum persönlichen Engagement unverändert geblieben. Bei jedem Zehnten ist die Bereitschaft hingegen gesunken.

Malteser Angebote gegen Einsamkeit

Die Not in diesem Jahr ist größer als zuvor.

Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation bewirkt, dass immer mehr Menschen unter Einsamkeit und finanzieller Armut leiden  Dies verschärft den grundlegenen Trend: Die Menschen werden immer älter, und die klassische Großfamilie, die füreinander sorgt, ist selten. Dazu kommt, dass Menschen in zunehmendem Alter weniger mobil werden und deswegen von sich aus nicht mehr so aktiv am Leben teilnehmen.

Bundesweit stellten die Malteser eine große Bandbreite unterschiedlicher Angebote für Betroffene auf die Beine: Neben der Organisation von Nachbarschaftsfrühstücken, Seniorennachmittagen, Begleitdiensten und Wärmebus führen sie seit 2020 das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Miteinander-Füreinander – Kontakt und Gemeinschaft im Alter an mittlerweile über 100 Standorten in Deutschland und sind Partner im Kompetenznetzwerk Einsamkeit.

Tipps zur Vorbeugung von sozialer Isolation und Einsamkeit sowie viele anregende Beispiele für ein gesellschaftlich lebendiges Leben im Alter gibt das Online-Magazin dabei: www.malteser.de/dabei.  

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