Digitalisierung als Chance für das Ehrenamt

Ehrenamtsmonitor #3 (September 2022)

Die Pandemie hat den Einzug der Digitalisierung in immer mehr Bereiche des Lebens weiter beschleunigt. Digitale Möglichkeiten können auch ehrenamtliche Tätigkeiten erleichtern oder sinnvoll ergänzen. Im September 2022 befragte YouGov im Auftrag der Malteser mehr als 2.000 Volljährige in Deutschland nach der Bekanntheit und den Vorteilen eines digitalen Engagement. Auch der dritte Ehrenamtsmonitor erhebt außerdem, welche Rolle die Menschen in Deutschland dem Ehrenamt bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beimessen und wie es um die Bereitschaft zum Engagement bestellt ist. Die Auswertung ist repräsentativ für die volljährige Gesamtbevölkerung in Deutschland.

 

 

Wichtigste Ergebnisse

Ehrenamt als Mittel zur Krisenbewältigung hoch geschätzt: Ehrenamtliches Engagement ist unter dem Eindruck aktueller Krisen wichtiger geworden. Zwei Drittel der Menschen in Deutschland sagen (67%), dass ehrenamtliches Engagement hinsichtlich des sozialen Zusammenhalts sowie bei Naturkatastrophen und Pandemien (sehr viel) wichtiger geworden ist. Auch für die Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels, der Migration und für die öffentliche Sicherheit spielt für mehr als die Hälfte der befragten das Ehrenamt eine wichtigere Rolle.

Eher spontan als organisiert engagiert: Viele sind spontan hilfsbereit, wenige sind langfristig engagiert.  Obwohl die Mehrheit somit von der Bedeutung des Ehrenamts überzeugt sind, sagen  nur 21% der Befragten, dass ihre Bereitschaft zum Engagement (stark) gestiegen sei. Mehr als ein Drittel aller Teilnehmenden der Befragung (36%) würde sich allenfalls spontan zur Mitarbeit entscheiden wollen. Das bestätigt den Befund der ersten beiden Ehrenamtsmonitore.

Digitales Ehrenamts ist weithin unbekannt: Digitale Kompetenz ist heute kein ernsthaftes Hindernis mehr bei der Frage, ob sich jemand digital engagieren kann. Die meisten der Befragten (87%) fühlen sich dabei im Umgang mit digitalen Geräten (eher/ sehr) sicher. Aber knapp die Hälfte der Befragten hat bis heute noch nie von der Möglichkeit gehört, sich digital ehrenamtlich engagieren zu können. Nur drei Prozent sind bereits digital engagiert. Das offensichtliche Informationsdefizit geht einher mit mangelndem Wissen über die Möglichkeiten, wie man sich digital engagieren könnte. 61% der Befragten, die sich noch nicht digital engagiert haben, wüssten auch nicht, wie sie dies tun könnten.

Digitales Engagement: Ergänzung, nicht Verdrängung: Nur wenige ziehen ein digitales Engagement dem klassischen Ehrenamt vor. Knapp ein Viertel der Befragten kann sich ein digitales Ehrenamt genauso gut vorstellen wie ein klassisches Engagement. Ebenso viele Befragte gäben dem klassischen Ehrenamt vor Ort den Vorzug. Aber nur 6% würden sich ausschließlich digital engagieren wollen. Es ist somit weniger von einer Verdrängung als von einer Ergänzung zu klassischen Engagementformen auszugehen. Bei den Vorzügen eines digitalen Engagements werden zuerst zeitliche Flexibilität (37%), die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen (22%) und die Vereinbarkeit mit Beruf oder Studium (19%) genannt. 19% der Befragten sehen auch einen größeren konkreten Nutzen für Hilfsbedürftige als Pluspunkt digitaler Hilfsangebote an.

Schlussfolgerungen

Es ist erforderlich, mehr Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern und Hürden für den Einstieg abzubauen. Digitales Ehrenamt kann dazu beitragen, Es bietet im Vergleich zum klassischen Ehrenamt mehr zeitliche Flexibilität und spricht gerade jüngere Menschen an. Gleichzeitig sind digitale Möglichkeiten sich zu engagieren derzeit noch wenig bekannt.

Digitales Ehrenamt kann das klassische Ehrenamt sinnvoll ergänzen: Die Malteser werden ihre Hilfe für Menschen in Not zukünftig auch mit digitalen Mitteln gestalten. Beispiele aus dem Corona-Lockdown oder die digitale Trauerbegleitung „Via“ (www.via-app.org) zeigen, dass digitale Angebote Nachfrage finden. Als Ergänzung zur Trauerbegleitung in Präsenz bietet Via eine längerfristige E-Mail-Begleitung für Trauernde durch qualifizierte Ehrenamtliche. Im zweiten Jahr des Bestehens hat sich die Nachfrage verdreifacht.

Digitalisierung kann Engagement erleichtern: Hilfsorganisationen sollten die digitale Transformation in ihren ehrenamtlichen Diensten aktiv gestalten. Bei den Maltesern geschieht dies mit der vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe geförderten Digitalisierungsinitiative „Zusammen.digital“. Hier werden neue digitale Angebote entwickelt und die IT-Kompetenz im Ehrenamt gefördert. Die Anforderungen der Ehrenamtlichen an die technische Einbindung, mobile Zusammenarbeit und Schulungsbedarfe werden erhoben, um diese bedarfsgerechter zu gestalten. Das so gewonnene Knowhow steht auch anderen beteiligten Partnerorganisationen zur Verfügung. www.malteser.de/zusammendigital.html

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