Notfallsanitäter / Arbeiten bis zur Rente

Peter Bank: Im Rettungsdienst bis zur Rente

Peter Bank hat 46 Jahre lang hauptberuflich bis zur Rente als Rettungsassistent bei den Maltesern in Freiburg gearbeitet. Die meiste Zeit war er auf dem Rettungswagen unterwegs. Er war aber unter anderem auch als Fahrdienstleiter, medizinische Produkte-Beauftragter und Disponent in der Leitstelle tätig. Und weil Peter findet, dass er mit 66 Jahren noch zu jung für die Rente ist, fährt er ab und zu noch Einsätze. Im Interview spricht er über die Veränderungen im Rettungsdienst, Arbeitszeitgestaltung, die Zusammenarbeit mit jungen Mitarbeitenden und darüber, warum er auch nach seiner aktiven Laufbahn weiter Einsätze im Rettungsdienst fahren möchte.

Überblick:

Ab und zu übernimmst du auch in der Rente noch Einsätze im Rettungsdienst. Was motiviert dich dazu?

Das mache ich einfach gern. Außerdem ist es toll, dass ich durch unterschiedliche Fortbildungen weiterhin auf dem neuesten Stand sein kann. Ich finde es wichtig und interessant, was sich in der Medizin verändert. Auch die Arbeit mit jungen Mitarbeitenden macht mir Freude. Ich gebe gerne etwas weiter, zum Beispiel wie man seine Einsätze nachträglich verarbeiten kann. Ich persönliche verarbeite am Besten belastende Einsätze in Form von Notizen. Diese gehe ich in aller Regel später noch einmal durch, um einen Abschluss zu finden. Wichtig für mich ist der Slogan „Weil Nähe zählt“. Das nehme ich wirklich ernst und versuche, es immer umzusetzen, ob es bei Kolleginnen und Kollegen ist, bei Vorgesetzten oder bei Patientinnen und Patienten.

Arbeiten bis zur Rente beim Rettungsdienst: Fortbildungen machen es möglich

Wer im Rettungsdienst arbeitet, weiß, dass der Job sowohl in physischer als auch in psychischer Sicht hohe Anforderungen an die Retterinnen und Retter stellt. Darüber hinaus entwickeln sich die Möglichkeiten der modernen Medizin rasant weiter. Wer jahrelang – und vielleicht sogar bis zur Rente – im Rettungsdienst arbeiten möchte, ist also auf ein entsprechend breit ausgelegtes Fort- und Weiterbildungsprogramm angewiesen. Bei den Maltesern haben die Beschäftigten dank zahlreicher Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, sich konstant sowohl fachlich als auch persönlich weiterzuentwickeln. Angefangen bei Fahr- und Sicherheitstrainings über Kompendien in der Rettungsdienstfortbildung bis hin zu Schulungen zur Resilienz und zur Sensibilisierung erstreckt sich das Spektrum an Online- und Präsenzfortbildungen. Dieses ermöglicht Retterinnen und Rettern sowie anderen Beschäftigen der Malteser, sich bis zur Rente beim Hilfsdienst zu engagieren und dabei stets weiterzuentwickeln. Um dabei auch körperlich fit zu bleiben, fördern die Malteser auch das sportliche Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wie bist du bei den Maltesern gelandet?

Das war im September 1972 in einer ehrenamtlichen Gruppe. Von unserem damaligen Fahrdienstleiter hatte ich das Angebot bekommen, die Arbeit auch hauptamtlich machen zu können. Zuvor hatte ich eine Ausbildung als Feinmechaniker im Maschinenbau und noch technischer Zeichner gelernt. Zu der Zeit wurden im Maschinenbau aber viele Leute entlassen, weil es kaum noch Aufträge gab. Ich habe dann im alten Betrieb nachmittags die Auflösung unterschrieben und am nächsten Tag bei den Maltesern angefangen. Da bin ich dann 46 Jahre geblieben.

Wie hat sich der Beruf während dieser Zeit verändert?

Die größte Änderung bis heute war das Rettungsdienstgesetz. Darin ist unter anderem die Minimalausstattung und Handhabung definiert. Auch das Arbeitsmaterial hat sich gravierend verändert. Früher hast du zum Teil selbst gemachtes Material dabeigehabt. Heute sind Technik und Software viel weiter fortgeschritten. Du hast zum Beispiel ein Beatmungsgerät oder EKG-Gerät mit Defibrillator dabei. Bei Patientinnen oder Patienten mit Herzinfarkt kann man teilweise die Daten vom EKG schon vorab in die Klinik transferieren. Insgesamt sind die Anforderungen an das Rettungsdienstpersonal immer größer geworden. Die Aufgaben für Notfallsanitäter sind noch vielfältiger geworden. Durch eine neue Gesetzgebung wird inzwischen die Ausbildung zum Notfallsanitäter gefordert.

Eine negative Entwicklung in unserer Gesellschaft ist das Desinteresse daran, wie es dem Nachbarn geht. Den hat man eine Woche nicht mehr gesehen und die Post liegt vor der Tür, aber es interessiert niemanden. In den letzten fünf Jahren hat auch die Reizbarkeit und die Aggressivität gegen das Rettungsdienstpersonal zugenommen. Du wirst bedroht oder handgreiflich angegangen. Teilweise muss man warten, bis die Polizei da ist. Das behindert uns natürlich in unserer Arbeit.

Was hat sich während dieser Zeit für dich persönlich an der Arbeit bei den Maltesern verändert?

Für mich war immer wichtig, über den Tellerrand zu sehen. Dafür habe ich auch immer Unterstützung bekommen. Früher habe ich jahrelang mit meinen zwei Brüdern für ein paar Wochen im Sommer am Timmendorfer Strand an der Ostsee die Rettungswache als Sommervertretung betrieben. Interessant waren auch die Auslandseinsätze, wie zum Beispiel der in Ungarn, wohin noch vor der Öffnung der innerdeutschen Grenze viele DDR-Bürger flüchteten. Und generell positiv hat sich die Einführung des Qualitätsmanagements auf die Arbeit ausgewirkt. Das wird auch in den Rettungswachen gelebt.

Wie hast du persönlich deine Arbeitszeit gestaltet?

Ich habe damals in den 70er-Jahren die Mitarbeitervertretung mitgegründet. Das ist so etwas Ähnliches wie der Betriebsrat, nur auf kirchlicher Basis. Über diese Mitarbeitervertretung hat man die Möglichkeit, Änderungen oder Vorschläge einzubringen. So hatten wir auch die Möglichkeit, unsere Dienstzeiten mitzugestalten. Mit den verschiedenen Geschäftsführern, mit denen ich gearbeitet habe, gab es immer ein gutes Miteinander.

Wie hast du das Miteinander mit jungen Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen?

Ich verstehe mich da als der ruhende Pol. Das merkt man auch, wenn jemand die ersten paar Notfälle hat und ziemlich nervös ist. Da kann man Sicherheit mitgeben. Ein Spruch von mir ist: Es gibt keine blöden Fragen, es gibt nur dumme Antworten. Auf der Fahrt im Auto sitzt man nebeneinander und kann die Kolleginnen und Kollegen anleiten, zum Beispiel vorausschauender zu fahren. Im Dienstwagen, gerade wenn man mit Sonderrechten fährt, muss man alles einkalkulieren. Da passt auch der Slogan: "Weil Nähe zählt". Wer anfängt, bekommt Unterstützung. Das ist normal.

Was waren für dich die prägendsten Erlebnisse während deiner Laufbahn?

Mit jungen, neuen Leuten zusammenarbeiten - das hat mir immer auch am meisten Spaß gemacht. Weitere sehr prägende Erlebnisse für mich waren immer die Notgeburten. Ich hatte 17 in meiner ganzen Dienstzeit. Das ist nicht viel, aber die waren alle fordernd.

Dann hatte ich mal ein ganz tolles Erlebnis mit einem neunjährigen Jungen bei uns in Freiburg im Schwimmbad. Auf einem Trampolin ist der irgendwie mit dem Arm in diese Spannfeder reingerutscht und hatte eine offene Ellenbogenfraktur. Der Junge war sehr tapfer. Ich musste ihm einen Zugang legen, damit er später vom Arzt Schmerzmittel bekommen konnte. Nur mit Schmerzmitteln konnten wir ihn da rausziehen. Dafür habe ich ihn bestochen und gesagt: „Wenn du ganz tapfer bist, bekommst du etwas von uns“. Später habe ich ihm eine selbst gestaltete Tapferkeitsurkunde ins Krankenhaus gebraucht. Der Junge war total begeistert.

Was ist aus deiner Sicht das Beste daran, bei den Maltesern zu arbeiten?

Was bei Malteser wunderschön ist, ist das Motto: „Weil Nähe zählt“. Ich sage es auch immer den Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich arbeite: Es trifft den Nagel genau auf den Kopf. Wir versuchen als Team immer so zu arbeiten, dass wir zu allen Mitgliedern immer guten kommunikativen und auch persönlichen Kontakt haben. Außerdem müssen wir im Rettungsdienst mindestens 30 Fortbildungsstunden im Jahr nachweisen. So hat man eine gute Hilfe an der Hand, um immer die neuesten Standards und Richtlinien zu kennen. Es werden auch Sicherheits- und Fahrertrainings angeboten. Insgesamt muss ich sagen, bieten die Malteser einen sicheren und interessanten Arbeitsplatz im Rettungsdienst, auch bis zur Rente. Mit betrieblicher Altersvorsorge und Beteiligung an der Gesundheitsvorsorge zum Beispiel mit einem Job-Fahrrad oder der Möglichkeit, Sport zu machen.