"Es musste etwas mit Blaulicht sein"

Interview mit der angehenden Notfallsanitäterin Julia Weßel

Julia Weßel arbeitet seit zwei Jahren im Rettungsdienst auf der Rettungswache in Rheinbach bei Bonn und befindet sich im ersten Jahr der Ausbildung als Notfallsanitäterin bei den Maltesern. Die 25-Jährige hat uns verraten, was die Herausforderungen der Ausbildung und des Berufs sind, was sie daran besonders reizt und wie sie sich ihre Zukunft vorstellt.

Überblick:

Julias Weg zur Ausbildung

Wie bist auf die Idee gekommen eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin zu machen?

Ich habe mein Fachabitur gemacht und war jahrelang in der Gastronomie, zwischendurch mal in einer Wirtschaftskanzlei. Das war vor allem dröge Büroarbeit und ehrlich gesagt, wusste ich nicht so recht, wohin mit mir. Ich wollte etwas tun, das mir mehr bedeutet, und habe mich dann bei der Bundespolizei beworben. Aus verschiedenen Gründen hat das nicht geklappt. Freunde empfahlen mir: Probier‘ doch mal den Rettungsdienst, du bist ein Mensch, der gern hilft und mit anderen zusammenarbeitet. Das war mein Glück!

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Wie ist deine Ausbildung bisher verlaufen?

Ich habe mich bei der Rettungswache der Malteser beworben. Die Malteser haben mich sofort eingestellt, gefördert und direkt in die Schule geschickt. Zuerst habe ich die Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht, dann nach einem Monat die Rettungshelferprüfung. Nach dreieinhalb Monaten war ich geprüfte Rettungssanitäterin.

Muss man die Ausbildung denn selbst bezahlen?

Wenn man das privat macht, dann zahlt man etwas dafür. Bei mir haben die Malteser die Kosten übernommen. Und ich habe auch bis zur Rettungssanitäter-Prüfung das Gehalt als Rettungshelferin bekommen.

Gab es einen Auswahlprozess?

Ich habe eine Bewerbung an die Wache meiner Wahl geschrieben und als sie sagten, ja, wir wollen dich, musste ich zum Arbeitsmediziner. Der guckt, ob man körperlich fit ist, eine Brille braucht, in die Knie gehen kann – man muss schließlich Patienten transportieren – und ob man psychisch geeignet ist, also belastbar. Wenn der Arbeitsmediziner sagt: Go, das geht in Ordnung, kann es losgehen.

Musstest du dich für deine Ausbildung zur Notfallsanitäterin nochmal bewerben?

Ja und nein. Da ich mich von Anfang an für den Notfallsanitäter beworben hatte, musste ich keine weitere Bewerbung schreiben. Durch meinen Dienst auf der Wache und die Rettungssanitäter-Ausbildung habe ich ja bereits alle Anforderung erfüllt. Man kann allerdings auch gleich mit der Notfallsanitäter-Ausbildung beginnen, da umfasst das erste Jahr die Aufgaben des Rettungssanitäters. Die Zugangsvoraussetzungen sind dieselben. Um in die Ausbildung starten zu können, benötigt man keinerlei Vorkenntnisse.

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter ist also eine sehr kurze und knackige Ausbildung?

Sehr knackig. Ich hatte überhaupt keinen Plan. Ich wusste, dass der Mensch ein Herz und eine Lunge, zwei Beine und zwei Arme hat, aber das war es dann auch schon. Das war alles sehr spannend. Und wenn man sich dann erst mal interessiert, wird das zu einem Selbstläufer, man will immer mehr wissen, will tiefer gehen in die Materie. Die dreieinhalb Monate habe ich fast durchgehend nur gelernt, aber damit konnte ich die Prüfung dann auch ohne Probleme ablegen.

Berufsbilder im Rettungsdienst

Der Rettungsdienst wird in drei Qualifikationen unterteilt. Erfahre mehr über den Job als Notfallsanitäterin, Notfallsanitäter, Rettungssanitäterin, Rettungssanitäter und Rettungshelferin oder Rettungshelfer.

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Herausforderungen und besondere Erlebnisse

Aus Watte darf man nicht sein, wenn man den Beruf ausübt, oder? Du siehst bestimmt viele Verletzungen und bist auch mit dem Tod konfrontiert.

Ja, mit diesen Dingen muss man definitiv umgehen können. Man sollte sich aber seine Feinfühligkeit und Empathie erhalten, denn die sind wichtig für den Umgang mit den Patienten und Kolleginnen. Wir können es uns nicht leisten, abzustumpfen. Das Gute ist: Egal was passiert, die Kollegen sind für dich da. Das Klima ist so, dass es immer die Möglichkeit gibt, über alles zu sprechen. Auch im Einsatz. Wenn jemand rausgehen muss und zwei Minuten braucht, um sich zu sortieren, dann übernimmt ein Kollege. Dafür gibt es volles Verständnis. Das Team baut Dich immer auf, wir sind alle füreinander da, egal ob Chef vom Dienst oder Kollegin in der Ausbildung.

Was fällt dir noch schwer?

Es ist gar nicht so leicht, im Notfall alle Dinge, die man gelernt hat, abzurufen. Da haben die Kollegen mich anfangs sehr gut unterstützt. Es gibt diese Abläufe, die man sich immer wieder einprägen muss, um dann in einer Notfallsituation richtig zu handeln. Wir machen dann zum Beispiel 10 for 10. Das sind zehn Sekunden für zehn Informationen: Was haben wir, wie sieht der Patient aus, möchten wir Unterstützung nachbestellen, möchten wir den Patienten ins Krankenhaus transportieren? Diese Verantwortung zu übernehmen, das ist am Anfang schwierig, aber man wächst da rein.

Was sind die besonderen Erlebnisse, an die du dich zurückerinnerst?

Tatsächlich der Zusammenhalt in der Schulzeit. Das sind alles liebe und aufgeschlossene Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, die auf dich zukommen, wenn du etwas nicht verstehst. Auch die Dozenten sind für dich da. Sie sind teilweise sehr jung und selbst im Rettungsdienst tätig. Wenn man Fragen hat, kann man nach der Stunde gern immer noch vorbeikommen. Diese Erfahrung, dass man überall aufgefangen wird, solange man den Mund aufmacht und fragt, das ist total schön. Genauso ist es auf der Rettungswache. Alle Kollegen stehen mir jederzeit für Fragen zur Verfügung.

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Ausbildungsinhalte und Weiterbildungen

Jetzt wirst du Notfallsanitäterin. Wie lange dauert diese Ausbildung und was kannst du danach?

Diese Ausbildung ist eine richtige Berufsausbildung und dauert drei Jahre. Es gibt wechselnde Blöcke zwischen Schule, Krankenhaus und Rettungswache. Zwischendrin haben wir Prüfungen. Nach den drei Jahren darf ich mich dann Notfallsanitäterin nennen. Dann ist man nicht mehr auf dem Krankentransportwagen (KTW), sondern auf dem Rettungstransportwagen (RTW). Wir haben dafür aber eben auch mehr Verantwortung. Wir dürfen das eine oder andere Medikament geben und wissen fachlich einfach viel mehr.

Ein Beispiel vielleicht?

Ja, gern. Zum Beispiel: Darf ich Blutzucker messen? Man piekt dem Patienten dafür in den Finger. Das ist rein rechtlich eine Körperverletzung. Dafür muss ich die Einwilligung des Patienten holen – und ist der bewusstlos, dann ist es eben eine mutmaßliche Einwilligung. Das lernt man im Laufe der Zeit: Was darf ich, was darf ich nicht. Und für alles, was invasiver ist, holt man dann den Notarzt dazu.

Wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis?

Ausgewogen, finde ich. Im ersten und zweiten Jahr bin ich relativ viel im Krankenhaus und weniger auf der Wache und im dritten Jahr ist deutlich mehr Schule und mehr Dienst auf der Wache.

Was muss man charakterlich mitbringen, um die Ausbildung zu bewältigen?

Ehrgeiz, Interesse am Beruf und am menschlichen Körper und du musst wissen, wer du bist, was du dir zutraust und wo deine Grenzen sind, damit du freundlich bleiben kannst und gut sortiert bist im Einsatz. Man muss mit Menschen arbeiten wollen. Und die sind so, wie sie sind. Das Krankheitsbild und die Schmerzen, die sie haben, sind ernst zu nehmen. Dann brauchst du Empathie. Du musst auch kommunikationsfreudig sein, damit du auf die Menschen zugehen kannst. Schüchternheit am Anfang ist ganz normal, aber ab einem gewissen Punkt musst du auftauen.

Es gibt ja auch viele Weiterbildungen, was interessiert dich da besonders?

Man lernt nie aus. Bei den Weiterbildungen kommt es auf die jeweilige Rettungswache an: Wird gerade ein Desinfektor gebraucht, suchen wir einen Lagermeister? Je nachdem, was da frei ist, würde ich mich da engagieren und schauen, ob ich eine entsprechende Weiterbildung machen kann.

Work-Life-Balance und Zukunftswünsche

Wie entspannst du dich? Wie trennst du Arbeit und Beruf?

Wenn ich nach Hause komme, lege ich die Einsatzklamotten ab – so kann ich ganz klar trennen. Um zu entspannen, gehe ich reiten. Ich hatte schon vor der Ausbildung ein Pferd und die Beschäftigung mit dem Tier erdet mich extrem. Ansonsten die Freunde und Familie, das Übliche.

Notfallsanitäterin ist ein Beruf für dich, wenn du ...

... bereit bist zu helfen, ausreichend Empathie hast, um dich in die Menschen einzufühlen, und nervenstark bist.

Was wünscht du dir für die Zeit nach deiner abgeschlossenen Ausbildung?

Ich wünsche mir, dass ich immer weiter lernen kann und von den Kollegen weiterhin genügend Unterstützung bekomme, um den Beruf vollständig ausleben zu können.