Tabuthemen Tod und Trauer

Was denken junge Menschen über die Themen Tod und Trauer? YouTuber Robin Blase hat vor der "Before I die Wall" der Malteser in Magdeburg nachgefragt. Foto: Steffi Möhle/ Malteser

Köln. Jeder dritte junge Mensch unter 30 Jahren denkt laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov häufiger über die Themen Sterben, Tod und Trauer nach. Mehr als 40 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass es in der Gesellschaft insgesamt zu selten um die Themen geht.

Dirk Blümke vom Fachbereich Hospizarbeit, Palliativmedizin & Trauerbegleitung der Malteser sieht bei den jüngeren Menschen ein wachsendes Interesse: „Es wird deutlich unterschätzt, dass auch diese Altersgruppe gravierende Einschnitte in Familie und Freundeskreise erlebt. Viele junge Menschen spüren die sozialen Verluste und die Trauer, wenn ein anderer Mensch sich wegen schwerer Krankheit zurückzieht oder stirbt.“

Rat suchen die meisten jungen Menschen bei den Themen Sterben, Tod und Trauer im nahen Umfeld: Familie (35%) und Freunde (32%) sind hier die wichtigsten Gesprächspartner. Jeder Dritte der Befragten behält seine Gedanken ganz für sich. Davon gaben sieben Prozent an, nicht über Gesprächspartner zu verfügen, obwohl sie sich gerne austauschen würden. „Die Suche nach dem richtigen Gegenüber ist ganz wichtig. In der langjährigen Begleitung von sterbenden und trauernden Menschen in jedem Lebensalter hat sich gezeigt: Es braucht jemand, der da ist und vor den Tränen nicht wegläuft, auch wenn es schwer ist“, sagt Blümke. Denn gerne würden junge Menschen laut Umfrage mehr noch mit Menschen außerhalb des engsten Kreises sprechen, ergänzt Blümke: „Die Familie bietet häufig die Gelegenheit zum Gespräch, aber junge Menschen wollen auch mit anderen, gerade auch mit jemandem ihres Alters sprechen. Manchmal fehlen die passenden Freunde, die hierfür ein Ohr haben..“

Frage nach dem Sinn im Leben und Tod

Jungen Menschen geht es in der Auseinandersetzung mit dem Lebensende um die Frage nach dem Sinn im Leben und Tod. Den beiden Aussagen „Ich möchte mein Leben bewusst gelebt haben.“ (40%) und „Ich frage mich, was wohl nach dem Tod kommt“ (38%) stimmen sie häufig zu. Auch Sorgen und Ängste spielen laut der Umfrage eine große Rolle: Mehr als vier von zehn Befragten (42,6%) äußern Angst vor Schmerzen. Etwa jeder Dritte gibt an, keinem zur Last fallen zu wollen. Die Angst vor einem schmerzvollen Sterben geben 33 Prozent an. Sorgen um die eigenen Angehörigen spielen bei jedem Dritten eine Rolle. Jeder Vierte möchte nicht allein oder unbegleitet sterben und gut jeder Fünfte hat Angst vor Hilflosigkeit oder davor, plötzlich zu sterben (22%).

Wer kennt Hospizarbeit und würde sich dort selbst engagieren?

Trotz einer grundsätzlichen Offenheit für Fragen zu Sterben, Tod und Trauer sowie auch geäußerten Ängsten am Lebensende, wissen fast drei Viertel (72%) der Befragten nicht, was Hospizarbeit ist oder welche Angebote sie macht. Nur jeder Fünfte hingegen kennt auch die Angebote. Von denjenigen, die zumindest von der Hospizarbeit gehört haben, können sich die Hälfte (49%) vorstellen, ehrenamtlich aktiv zu werden. 46 Prozent sehe diese Option für sich nicht – weder jetzt noch später im Leben. Mit dem Wissen steigt die Engagementbereitschaft: Von denjenigen, die Angebote der Hospizarbeit kennen, zeigen sich 57 Prozent engagementbereit, unter denjenigen, die davon nur gehört haben, sind es nur 44 Prozent.

Wichtige Faktoren, die es jungen Menschen leichter machen würden, sich zu engagieren, sind eine gute Vorbereitung auf das Ehrenamt (24%), Informationen zum konkreten Tun (21%) und die Möglichkeit, vorab Einblicke zu gewinnen (16%). Gewünscht wird auch die Möglichkeit, die eingesetzte Zeit flexibel gestalten zu können (21%).

Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Ebenfalls interessant: Frauen sind für das Thema Sterben, Tod und Trauer aufgeschlossener als Männer und teilen ihre Gedanken dazu auch mehr mit anderen. 44 Prozent der Frauen geben an, sehr viel oder eher viel darüber nachzudenken, bei den Männern sind es dagegen knapp 29 Prozent. Ebenfalls fast 44 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer meinen, die Gesellschaft beschäftige sich eher zu wenig mit den Themen Sterben, Tod und Trauer.

Die Befragung fand im Rahmen des bundesweiten Projekts „Junge Menschen in der Sterbe- und Trauerbegleitung“ statt. Darin arbeiten die Malteser mit dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband und der Universität Graz zusammen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesfamilienministerium.

Achtung Redaktion:

Die vollständige Befragung finden Sie hier: https://bit.ly/2Jka9sh

Fotos und Grafiken zur Illustration finden Sie hierhttps://bit.ly/3qiOnpe

O-Töne und Interviews mit Fachleuten zum Thema Sterben, Tod und Trauer vermitteln wir gerne.

Christlich und engagiert: Die Malteser setzen sich für Bedürftige ein • 80.000 Engagierte in Ehren- und Hauptamt • an 700 Orten • 1 Mio. Förderer und Mitglieder.

Weitere Informationen:
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