Bei einem Festakt am 26. Juni in Stuttgart sagte Kretschmann: „Der Südwesten und die Malteser und die Johanniter haben eine lange gemeinsame Geschichte. Und wir Baden-Württemberger wissen, was wir an ihnen haben!“
Die Arbeit der Sanitäterinnen und Sanitäter im Rettungsdienst und der Ehrenamtlichen zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe sei entscheidend für den Zusammenhalt in der Gesellschaft: „Gerade Menschen wie unsere Rettungskräfte – die sich für andere einsetzen, Tag und Nacht bereit sind und notfalls auch ihr Leben riskieren, verdienen unseren Respekt und unsere Solidarität. Weil sie für ein Gemeinwesen stehen, wo Bürgerinnen und Bürger das große Ganze sehen, Verantwortung übernehmen und füreinander eintreten.“
Aus der aktuellen Arbeit der Flüchtlingshilfe berichteten Mitarbeitende in einer Talkrunde. Für ein gemeinsames Projekt zur psychosozialen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in der Westukraine brachten die beiden Präsidenten von Johannitern und Maltesern mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann symbolisch bunte Bastelkoffer auf den Weg.
Der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Georg Khevenhüller, beschrieb das Engagement der Ehrenamtlichen unter anderem in der Hilfe für geflüchtete Menschen aus der Ukraine: „Der ehrenamtliche Katastrophenschutz der Johanniter und Malteser ist unerlässlich für den raschen Aufbau von Notunterkünften sowie für die Essensversorgung oder Kinderbetreuung in den Unterkünften. Im ganzen Land bieten Johanniter und Malteser in ihren Unterkünften Schutz und medizinische Hilfe sowie Kinderbetreuung, Deutschunterricht und soziale Hilfen an. Ein großes Anliegen - neben der Not- und Soforthilfe - ist die Integration der Geflüchteten, sie wird in den nächsten Jahren eine große Aufgabe für uns alle bleiben.“
Malteser und Johanniter betreiben in ganz Deutschland 207 Unterkünfte für Asylsuchende, davon allein 23 in Baden-Württemberg. Am Bodensee übernehmen deutsche Familien Patenschaften für ukrainische Familien. Die Malteser bilden unter anderem geflüchtete Frauen aus der Ukraine für eine berufliche Tätigkeit als Pflege- oder Schwesternhelferin aus. Und auch in der Ukraine werden geflüchtete Menschen unterstützt.
Integrationsprojekte für Menschen mit Fluchterfahrung bieten die beiden Hilfsdienste bundesweit an rund 150 Standorten an, davon in Baden-Württemberg an 15 Standorten. Außerdem leisteten Johanniter und Malteser im vergangenen Jahr rund 277.000 Fahrten im Rettungsdienst und Krankentransport in Baden-Württemberg, bundesweit sind es 2,6 Millionen Fahrten. Zusammen zählen beide Organisationen mehr als zwei Millionen Mitglieder und Förderer in ganz Deutschland und über 250.000 im Land.
Mit der „Johannisfeier“ gedenken die beiden großen christlichen Hilfsorganisationen ihres Ordenspatrons Johannes des Täufers. Rund 250 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft waren zu einem Festakt ins Neue Schloss gekommen. Zuvor hatte es einen ökumenischen Gottesdienst in der Domkirche St. Eberhard mit Stadtdekan Søren Schwesig gegeben. Johanniter und Malteser haben ihren Ursprung im Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, der vor mehr als 900 Jahren gegründet wurde. Bei der Johannisfeier wird an die gemeinsame Geschichte erinnert. Heute sind die Hilfsorganisationen bundesweit unter anderem tätig im Rettungs- und Sanitätsdienst und Katastrophenschutz, in der Pflege und Betreuung älterer und kranker Menschen, der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen, der Hospiz- und Trauerarbeit oder der Flüchtlingshilfe.
Gemeinsame Geschichte der Malteser und Johanniter
In der Zeit der Kreuzzüge zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert betrieben Pilger in Jerusalem ein Hospital, in dem sie als Laienbrüder Kranke umsorgten. Aus diesem „Hospital des Heiligen Johannes des Täufers“ ging 1099 nach der Eroberung Jerusalems der Johanniterorden hervor. In dem Orden engagierten sich bald zum Schutz der Pilger auch europäische Ritter. Nach der Rückeroberung Jerusalems blieb der Orden als Organisation über Jahrhunderte bestehen. Er verlegte mehrfach sein Hauptquartier: zuerst nach Zypern, dann nach Rhodos, später nach Malta. Nach dem Verlust von Malta blieben die „Malteserritter“ als Institution der katholischen Kirche erhalten. Im 19. Jahrhundert wurde der Johanniterorden in Deutschland von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV innerhalb der evangelischen Kirche wiederbelebt. Die beiden Orden sind bis heute weltweit tätig und gründeten Mitte des 20. Jahrhunderts jeweils ihre Hilfsorganisationen, „Malteser Hilfsdienst e.V.“ und „Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.“ Das gemeinsame Symbol verbindet die beiden Werke: das weiße Kreuz mit acht Spitzen auf rotem oder schwarzem Grund. Zur Erinnerung an die gemeinsame Geschichte feiern die beiden Orden und Hilfsorganisationen jedes Jahr im Juni den Namenstag ihres Patrons Johannes der Täufer. Die gemeinsame Johannisfeier der Malteser und Johanniter findet rund um den Johannistag am 24. Juni jedes Jahr in einer anderen Landeshauptstadt Deutschlands statt.
Die Hilfsorganisationen:
Der Malteser Hilfsdienst wurde 1953 gegründet. Unter dem Zeichen des achtspitzigen Kreuzes sind für die Malteser an mehr als 700 Standorten in ganz Deutschland rund 95.000 Menschen haupt- oder ehrenamtlich engagiert, etwa im Rettungs- und Sanitätsdienst und Katastrophenschutz, in der Pflege und Betreuung älterer und kranker Menschen, der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen, der Hospiz- und Trauerarbeit oder der Integrationsarbeit. 1,1 Millionen Menschen sind als Malteser Mitglieder oder Fördermitglieder engagiert.
Gegründet wurde die Johanniter-Unfall-Hilfe im Jahre 1952 als eingetragener Verein und Werk des evangelischen Johanniterordens. Erste Betätigungsfelder waren die Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe und der Betrieb von Sanitäts- und Unfallhilfestellen. Zu den klassischen Aufgaben einer Hilfsorganisation (Katastrophenschutz, Rettungsdienste, Krankentransport) kamen nach und nach vermehrt auch Dienstleistungen wie ambulante Pflegedienste, Menüdienste und der Betrieb von Kindertageseinrichtungen. Wie die Malteser sind auch die Johanniter mit derzeit 29.000 hauptamtlich Beschäftigten, rund 46.000 Ehrenamtlichen und 1,2 Millionen Fördermitgliedern bundesweit tätig.