„Millionen Menschenleben sind in Gefahr“

ein junger Mann sitzt und schaut in die Kamera.
Mohammed Ayas, 20 Jahre alt, lebt im riesigen Geflüchtetencamp Cox's Bazar in Bangladesch. Immer mehr Gesundheitseinrichtungen müssen schließen, da die staatlichen Hilfsgelder um mehr als 80 Prozent gesunken sind. Foto: Malteser International

Obwohl die Anzahl der Menschen, die Unterstützung benötigen, stetig weiter steigen und mittlerweile bei rund 300 Millionen liegen, sinken die finanziellen Mittel. Der Gesundheitsbereich ist von den Kürzungen besonders betroffen. „Diese Kürzungen können weltweit Millionen Menschenleben kosten“, sagt Kees Zevenbergen, Programmdirektor von Malteser International, und nennt beispielhaft die Gesundheitsversorgung in zwei der größten Geflüchtetencamps der Welt: Cox’s Bazar in Bangladesch und Kakuma in Kenia. Zusammen 1,3 Millionen Menschen, die vor Konflikten und Verfolgung geflohen sind, müssen zusehen, wie ihre medizinische Versorgung wegbricht.

Im Cox’s Bazar-Distrikt, wo rund 1 Million Rohingya-Geflüchtete unter schwierigen Bedingungen leben, mussten bereits mehrere Kliniken schließen. Die Etats für die Gesundheitseinrichtungen wurden um mehr als 80 Prozent gekürzt. Der 20-jährige Mohammed aus Myanmar lebt in einem der Camps als Geflüchteter: „Die Bevölkerung hier wächst rasant. Gleichzeitig sehen wir, dass Gesundheitseinrichtungen geschlossen werden. Durch die Überbelegung breiten sich Krankheiten im Camp aus, die regelmäßig mit ausreichenden Medikamenten behandelt werden müssten. Besonders wichtig sind Gesundheitsdienste für schwangere Frauen. Sie benötigen eine gute Versorgung. Wir sind auf die Versorgung hier angewiesen, weil wir das Camp nicht verlassen dürfen und kein Einkommen haben.“

Auch im Kakuma-Camp in Kenia, in dem fast 300.000 Geflüchtete aus dem Südsudan, Somalia und weiteren Krisenregionen leben, sind die Einschnitte immens. Die 39 Jahre alte HIV-Patientin Ngipuo beschreibt ihre aktuelle Situation: „Durch die reduzierten Lebensmittelrationen bin ich schwächer geworden und habe Gewicht verloren. Das wenige Essen, das wir bekommen, hat zu Spannungen mit Nachbarn und Verwandten geführt. Die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage und der Mangel an Arbeitsplätzen haben die Gemeinde anfälliger für Kriminalität gemacht. Ich lebe nun in ständiger Angst vor Diebstahl und Gewalt.“ In den Gesundheitseinrichtungen in Kakuma wurde aufgrund der Mittelkürzungen rund die Hälfte des Personals entlassen werden. Auch Medikamente werden in den Gesundheitseinrichtungen zur Mangelware.

Zevenbergens Resumee: „Die Einschnitte kommen zu einem Zeitpunkt, an dem immer mehr Menschen fliehen müssen. 120 Millionen Menschen leben derzeit unter schwierigsten Bedingungen auf der Flucht. Wir Hilfsorganisationen halten unsere Hilfe aufrecht, solange es irgendwie geht. Aber wenn an dieser Stelle die Menschlichkeit verloren geht, dann sind Millionen Menschenleben in Gefahr. Hier zu sparen, ist grausam.“

Die Malteser unterstützen in den Geflüchtetencamps in Bangladesch derzeit drei Gesundheitseinrichtungen. In Kakuma helfen sie bei der Verteilung von Lebensmitteln und Saatgut und geben Bargeldhilfen. Zudem werden 16 Gesundeinrichtungen unterstützt.

Achtung Redaktion:

Fotos zum Download: https://malteser.eyebase.com/view/piniUnyeIng

Kees Zevenbergen, Programmdirektor von Malteser International, steht für Interviews und O-Töne zur Verfügung. Vermittlung: +49 (0)221 9822-7181, katharina.Kiecol@malteser-international.org


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