Welttag der Information über Entwicklungsfragen
Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen dient dazu, in der Öffentlichkeit ein größeres Interesse für Entwicklungsfragen zu schaffen und bietet einen Anlass, um über aktuelle Themen und Fragen der Entwicklungszusammenarbeit zu sprechen. Wir befassen uns jeden Tag mit diesen Fragen und uns ist bewusst, dass man sie nur als starke Gemeinschaft lösen kann. Deswegen sind wir Mitglied bei VENRO dem Verband der entwicklungspolitischen und humanitären Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Deutschland. Erfahren Sie im Interview mit Sid Johann Peruvemba, dem stellvertetenden Leiter von Malteser International und gleichzeitig Vorstandsmitglied von VENRO, was die Arbeit von VENRO ausmacht und wie sie die Arbeit von Malteser International beeinflusst.
Was genau ist Ihre Rolle bei VENRO?
Die Vorstandsmitglieder von VENRO teilen sich die Zuständigkeiten für Fachgebiete und Arbeitsgruppen auf. Ich bin dort verantwortlich für die Humanitäre Hilfe und in dieser Funktion gleichzeitig Ko-Vorsitzender des „Koordinierungsausschuss Humanitäre Hilfe“, einem zentralen Abstimmungsforum zwischen der Bundesregierung, humanitären Nichtregierungsorganisationen sowie weiteren Institutionen.
Was sind die Ziel von VENRO?
VENRO ist seit 22 Jahren die Interessenvertretung von etwa 120 Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Deutschland. Es gibt zwei Hauptziele: Zum einen ist das die Stärkung der Arbeit der Mitgliedsorganisationen, zum anderen die konstruktive, aber auch kritische Begleitung der Entwicklungspolitik und der Humanitären Hilfe.
Warum ist Malteser International bei VENRO Mitglied?
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Wir können über VENRO unsere Interessen gemeinsam mit anderen Organisationen besser und stärker artikulieren. Das ist zum Beispiel dann wichtig, wenn es konkret um die öffentliche Finanzierung unserer Projekte geht. Die ist immer abhängig von sogenannten „Förderpolitiken“, also Regeln und Kriterien, nach denen die Förderung von zum Beispiel Ministerien vergeben wird. Dabei geht es vor allem um eine effiziente Verwendung der öffentlichen Mittel und darum, wie diese am besten den Menschen in Not zu Gute kommen können.
Es gibt viele weitere Gründe für eine Mitgliedschaft. Wir wissen über VENRO, wo die Entwicklungspolitik steht und werden über die aktuellen Prozesse auf dem Laufenden gehalten. Über die Arbeitsgruppen des Verbandes findet ein intensiver Austausch statt und dieser fördert unsere Kooperation mit anderen Organisationen. So wird auch ein Pool an Know-how bereit gestellt, von dem alle Seiten profitieren. Und nicht zuletzt ist VENRO Vorreiter bei der Entwicklung und Umsetzung von Standards und Verhaltenskodizes für Transparenz und Qualität – also eine Art „Bürge“ für unsere Seriosität.
Was sind zurzeit die dringlichsten und wichtigsten Themen, die Sie beschäftigen?
Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei VENRO beschäftigen wir uns ganz aktuell mit den Folgen der Bundestagswahl. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass angesichts der Krisen in der Welt, die Humanitäre Hilfe weiterhin gestärkt und gefördert werden muss. Zudem muss der Handlungsrahmen, auf den sich die internationale Gemeinschaft im Jahr 2015 verständigt hat – die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung und das Pariser Klimaabkommen – in der Politik des neugewählten Bundestags und der nächsten Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen. Jetzt gilt es, diese Anliegen in die konkreten Arbeitsprogramme der Parteien und in den Koalitionsvertrag zu bekommen.
Was muss getan werden, um Antworten auf diese Fragen zu finden?
Das sind alles große und vernetzte Probleme mit gegenseitigen Abhängigkeiten, für die niemand alleine eine Lösung finden kann, zumal bei begrenzten Mitteln. Aus meiner Sicht muss es daher um eine Priorisierung der Probleme und die Abstimmung der Handelnden gehen. Ich finde, für uns als Malteser muss es zunächst darum gehen, in Konflikten Menschenleben zu retten und Leid zu lindern und unseren Beitrag zu leisten, für die immer noch in extremer Armut lebenden 1,2 Milliarden Menschen eine Perspektive zu schaffen. Dazu brauchen wir drei Dinge: Erstens gute eigene Instrumente und eine gesunde Entwicklung von Malteser International; zweitens gute Rahmenbedingungen für eine starke Zivilgesellschaft weltweit; und drittens die Unterstützung von Politik und Öffentlichkeit durch deren Bekräftigung unserer Werte, der Solidarität und der Suche nach politischen Lösungen für Situationen, in denen Hilfe alleine nicht die Lösung sein kann.