Ein Klinikum aber lehrt mich etwas. Ich weiß, personell ist das alles schwierig. Die Mitarbeitenden waren stets freundlich. Und doch ging etwas schief. Und ich spürte: Man nimmt mich nicht ernst. Ein harter Eindruck. Und noch fieberverwirrt wehrt sich etwas in mir. Ich will das nicht. Ich möchte ernst genommen werden. Nicht, dass mir jeder Wunsch erfüllt wird, aber ernstgenommen werden, das möchte ich – unbedingt.
Das Ganze hat mich nachdenklich gemacht (als ich wieder klarer denken konnte); es beschäftigt mich weiter. Dieser Gedanke, der mir wichtiger und wichtiger wird, zieht Kreise. Dass wir einander ernst nehmen – wie wichtig das doch ist. Und wo überall ich diesen Gedanken kritisch anlegen kann: Weltfrauentag und Equal-pay-day, staatliches Pandemie-Management, Landes- und Bundeswahlen etc.
Ich möchte ernst genommen werden. Und: Ich möchte ernst nehmen. Es wird mir selbst sicher nicht immer gelingen; ich werde hier und da daneben liegen. Doch: Ich möchte es im Blick behalten und üben, üben, üben.
Fromm betrachtet: Wenn mich etwas an Jesus grund-fasziniert, dann dieses die-Menschen-ernstnehmen. Die Armen und Kranken, die Ausgefallenen und Nichtnormierten ebenso, wie die Mächtigen und die Fachleute. Ernstnehmen kann auch mit viel Klarheit daherkommen, kann scharf sein, aber auch achtsam und zart. Noch ist Fastenzeit und da ist es gut, Dinge zu bedenken; also: Ich möchte ernst genommen werden; ich möchte ernst nehmen – Menschen, Situationen, Dinge.
Manchmal, wenn das Herz schmerzt, zeigt sich etwas Wesentliches. Mein Stich ins Herz war das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, Gott. Das tat weh. Und es war wichtig. Es beschäftigt mich. Was soll ich wünschen? Du hast uns geschaffen, dir ähnlich. Das sollte doch für’s Einander-ernstnehmen ausreichen, oder? Wenn nicht, mach uns doch aufmerksam mit einem Stich im Herzen – oder Gewissen. Deine Entscheidung. Amen.
Text: Pfarrer Ignatius Löckemann/ Diözesanseelsorger, Malteser im Bistum Mainz