Flüchtlinge - Malteser: Normalität gegen das Trauma setzen

Köln. Sie haben oft nur das Nötigste bei sich und sind doch mit schwerem Gepäck unterwegs: Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten Syriens und dem Irak. Den traumatisierten Menschen zu helfen, ist eine große Herausforderung für die Integration der Hilfesuchenden, aber keine unlösbare Aufgabe, wie die Erfahrung der Malteser zeigt: „Die große Mehrheit der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie der von Katastrophen betroffenen Menschen sind nicht psychisch krank, sondern leidet unter unterschiedlichen Stressreaktionen: normale Reaktionen auf Ausnahmesituationen wie Krieg, Vertreibung oder den Verlust von Familienmitgliedern“, sagt Dr. Marie Theres Benner, Gesundheitsexpertin von Malteser International und Mitglied der Arbeitsgruppe „Seelische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung“ des „Ständigen institutionellen Ausschusses“ der UN. „Zunächst müssen wir den Flüchtlingen einen möglichst raschen Weg zurück in die Normalität ermöglichen, für Sicherheit, Unterkunft, Essen und Arbeit oder Ausbildung sorgen. Das reduziert das Risiko eines langfristigen Traumas erheblich. Gerade Kinder erholen sich in einem stabilen Umfeld sehr gut und schnell“, so Benner.  Weiterhin sei eine längere professionelle psychologisch-soziale Betreuung  wichtig, im besten Fall so früh wie möglich nach der Ankunft.
„Oft leiden die nach Deutschland geflüchteten Menschen unter Angststörungen, Depressionen, Anpassungs- oder posttraumatischen Belastungsstörungen“, berichtet auch Nehal Elnahrawy. Die ägyptische Ärztin und Familientherapeutin ist für die Malteser in den Mainzer Flüchtlingseinrichtungen tätig und absolviert zurzeit ihre psychiatrische Facharztausbildung. Die Malteser bilden ihre Mitarbeiter in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen mit einer bewährten Trauma-Schulung fort, damit die Betreuer bereits frühzeitig mögliche Belastungsstörungen bei den Flüchtlingen erkennen und entsprechende Hilfsangebote vermitteln. Zur Behandlung der Betroffenen müssten die Psychotherapie-Netzwerke weiter ausgebaut werden, fordern die Malteser.
Einer Studie der TU München zufolge ist fast ein Drittel der aus Syrien stammenden Flüchtlingskinder psychisch belastet und jedes fünfte Kind leidet an posttraumatischen Belastungsstörungen. Unter den Erwachsenen sind die Zahlen sogar noch gravierender: Die deutsche Psychotherapeutenkammer geht davon aus, dass rund die Hälfte der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge, vor allem derjenigen aus den Kriegsgebieten in Syrien, Irak und Afghanistan, psychisch krank sind.

Die Malteser engagieren sich auch im Ausland in vielen Ländern in der psychosozialen Betreuung von Flüchtlingen und Vertriebenen, u.a. in der Ukraine, im Nordirak und in der Türkei.

Achtung Redaktion:
Für Interviews und O-Töne stehen Ihnen unsere Experten zur Verfügung. Vermittlung: 0221 / 9822-111.

Christlich und engagiert: Die Malteser setzen sich für Bedürftige ein. Hilfe für mehr als zwölf Millionen Menschen pro Jahr weltweit • 72.000 Engagierte in Ehren- und Hauptamt • an 700 Orten • 1 Mio. Förderer und Mitglieder in Deutschland

Weitere Informationen:
Malteser Pressestelle
Tel. 0221 / 9822-120
presse@malteser.org


Zurück zu allen Meldungen