Der Koch aus dem gemeinnützigen Restaurant in neuer TV-Show

Zwei Vorcastings, ein Casting vor der Kamera - und nun sogar im Finale: Alexander Hoppe, Koch im Malteser Restaurant Denkma(hl) in Hamm, startete als einer von 25 Kandidaten in der Koch-Show „Game of Chefs“, die der Sender Vox ausstrahlt.

Alexander (23) ist Profi-Koch. Aber keiner mit einer normalen Karriere. Im Interview erzählt er von seinen Eindrücken bei  „Game of Chefs“ und wie er dahin kam.

Frage: Wie ist es, unter den Augen von drei Sterne-Köchen und vor laufender Kamera zu kochen?
Super. Ich lerne viel dazu. Gerade Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens ist ein extrem großes Vorbild für mich und absoluter Perfektionist. Er fordert einen richtig.

Frage: Warum machen Sie mit?
Als die Frage, ob einer von unserem Team mitmachen will, in unserem Restaurant ankam, habe ich erst mal drüber schlafen müssen. Weil es in der Show rein um die Leistung auf dem Teller geht. Das Preisgeld hat mich nicht so sehr gelockt. Erst geht es einmal darum, gut zu kochen. Wenn ich mitmache, habe ich mir gedacht, dann gebe ich 100 Prozent und will gewinnen.

Frage: Es geht um 100.000 Euro – da denkt man nicht dran…?
Klar, auch. Wenn es klappt, will ich mich mit Aufmerksamkeiten bei meinen Freunden und Förderern bedanken. Und vielleicht ein, zwei Monate eine kulinarische Reise durch Europa machen. In die besten Restaurants, zum Beispiel auch nach Spanien.

Frage: Wer sitzt im Publikum und zittert mit bei der Show?
Mein bester Freund ist mitgefahren.

Frage: Wer sind Ihre Konkurrenten?
Es gibt Hobby- und Profiköche in der Show. Als Profi will ich natürlich zeigen, dass ich es gut kann. Aber die Hobbyköche sind lockerer. Alles ist für die im Kampf gegen die Profis ein Gewinn. Die sind manchmal freier und mutiger in der Kombination, wo wir Profis unsere Zutaten häufig schon fest im Kopf haben. Die Profis haben dafür zum Beispiel eine bessere Schnitttechnik und sind besser organisiert.

Frage: Was kochen Sie?
Tatar von Jacobsmuscheln in Kokos-Cannelloni mit Blumenkohl-Variation ….(weitere Folgen: ….)

Frage: Sie sind Jung-Koch in einem gemeinnützigen Restaurant. Was ist das Besondere?
Das Denkma(h)l ist ein Ausbildungsbetrieb, in dem Jugendliche mit Lernschwächen, psychischen Problemen und geringem Selbstbewusstsein eine gastronomische Ausbildung machen können. Das Denkma(h)l ist meine Familie, seitdem ich hier hingekommen bin.

Frage: Warum sind Sie ins Denkma(h)l gekommen?
Ich bin mit meiner Mutter und Schwester 2003 nach Thailand ausgewandert. 2009, als ich 17 Jahre alt war, ist meine Mutter gestorben und ich wollte zurück nach Deutschland. Seit der sechsten Klasse hatte ich aber keinen Unterricht mehr. Der deutsche Konsul in Bangkok hat mich unterstützt, Journalisten haben sich für mich eingesetzt und die Malteser haben mir spontan einen Platz in einer ihrer therapeutischen Wohngruppen und einen Praktikumsplatz im Denkma(h)l zugesagt. Ich durfte hier bleiben und habe mit unserer Teamleiterin erst mal wieder gelernt: Schreiben und Rechnen. Ich habe mir dann bald eine eigene Wohnung gesucht, musste zu den Behörden, Anträge stellen…das war neu für mich.

Frage: Konnten Sie schon kochen als Sie nach Deutschland zurückkamen?
Nein, eigentlich habe ich im Denkma(h)l angefangen und gedacht, eine Ausbildung zum Restaurantfachmann zu machen. Dann hat sich aber gezeigt, dass ich in der Küche Spaß und auch Geschick hatte. Nach einem weiteren Praktikum in einem Sterne-Restaurant war ich richtig begeistert. Unser Chefkoch im Denkma(h)l hat mich die nächsten Jahre noch mal richtig gepusht. Vor zwei Jahren habe ich dann als Bester im IHK-Bezirk die Koch-Ausbildung abgeschlossen. Und hatte damit auch den Hauptschulabschluss.

Frage: Hoffen Sie auf neue Job-Angebote? Bei einem Sterne-Koch?
Klar reizt es mich, bei einem Sterne-Koch weiter zu lernen. Es gibt nur elf Drei-Sterne-Köche in Deutschland, und einer von ihnen ist jetzt in der Show als Jury-Mitglied. Vielleicht schaffe ich es, mir in den nächsten Jahren einen Stern zu kochen.

Frage: Koch ist kein leichter Beruf. Sie arbeiten, wenn andere das Leben genießen.
Ja. In der Spitzengastronomie ist man aber nur tätig, wenn man auch wirklich aus Leidenschaft kocht. Dann macht einem die Arbeit Spaß und ist gleichzeitig ein Hobby, für das man auch gerne wenig Schlaf in Kauf nimmt.

Frage: Was sind Ihre Hobbys?
Kochen! (lacht) Für Freunde.

Frage: Andersherum: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich treffe mich gerne mit Freunden und wir quatschen. Oder wir fahren nach Winterberg zum Skifahren.

Frage: Sie stehen im Finale der Show: Sind Sie ein Vorbild für andere?
Weiß ich nicht - für ein, zwei Jugendliche im Denkma(h)l vielleicht schon. Ich habe da angefangen, wo alle anfangen. Das Wichtige ist, das jeder sieht, er oder sie kann was aus sich machen. Jeder kriegt seine Chance. Dann muss ich alles geben.

 


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