Heute ist Dienstag, der 5. April, ein ganz gewöhnlicher Wochentag und doch ist hier zur Zeit alles anders als sonst zum Jahrgangsanfang.
Gestern erhielten wir von der Elementary School die Nachricht, dass die Frühjahrsferien um zwei Wochen verlängert werden, da im Schulgebäude aufgrund des Erdbebens notwendige Reparaturen vorgenommen werden müssen. Die Mittelschule bemüht sich, den geplanten Kurs einzuhalten, und die jeweiligen Oberschulen beginnen eh erst Mitte/Ende April. Hinzu kommt, dass Elmentary School und Mittelschule vorerst keine Mittagsküche anbieten können, also werden die Kinder zunächst aus unserer Küche mit einem "obento" versorgt. Die Kinder freuen sich, aber für die Küche ist dies eine weitere Belastung. Wenn Schulen, Kindergärten, Horte usw., wenn auch nicht beliebig ,so doch die Möglichkeit haben, ihre Einrichtung vorübergehend zu schließen, so darf ich wohl sagen, dass uns dies nicht möglich ist. Was immer auch geschehen mag, die Kinder und Jugendlichen bleiben, auch wenn Reparaturen, Umbau oder Sonstiges anstehen.
Viele Anfragen beziehen sich auf die Nachbeben. Während ich diesen Blog schreibe, erlebe ich gerade ein solches Nachbeben. Tagsüber empfinden die Kinder es nicht so stark, weil sie sich bewegen, mit anderen Dingen beschäftigt sind.
Abends ist die Situation schon kritischer, dann erleben wir bei den Kindern doch wieder jene Reaktionen, die an den 11. März erinnern. Seit dem Erdbeben haben wir gerade den Nachtdienst auch verstärkt, falls es zur akuten Evakuierung kommen sollte. Aber nicht nur deshalb, sondern auch um den Kindern in ihrer Angst, zuweilen auch Panik, nahe zu sein. Die Kinder brauchen diese Nähe, ein Festklammern, um sicher zu sein: da ist jemand, "ich bin nicht allein".
Die Nachbeben hatten anfänglich noch Stärken von vier bis fünf, jetzt pendelt es sich ein auf Stärken zwischen 3 und 4 ein. Den verstärkten Nachtdienst werden wir noch eine gewisse Zeit fortsetzen .
Gestern erfuhr ich, dass es in unserer Iwate-Präfektur an der Pazifikküste entlang 344 Evakuierungsplätze gab, jedoch 35 dieser Sammelplätze (also rund 10 Prozent) von dem Tsunami mitgerissen wurden und aufgrund dieser Tatsache Hunderte, nein,Tausende von Menschen buchstäblich von der Flutwelle verschlungen wurden. Man kann nur ahnen, welch eine unheimliche Kraft und Wucht (an verschiedenen Stellen hatte die Welle eine Höhe von 23 -26 m) dieser Tsunami hatte. Hinter diesen Zahlen stecken Schicksale!
Die Verwandte einer Mitarbeiterin hatte auch eine solche Stelle aufgesucht und sich gedacht: Wenn das mal gut geht! Und daher einen anderen Evakuierungsort aufgesucht. Das rettete ihr das Leben.
Blog Schwester Caelina - 5. April: Ein normaler und doch ganz anderer Tag
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