Balu und Du: "Keine Ahnung. Is´ halt schön!"

Sie sind weder Mutter und Tochter, noch Schwestern oder Cousinen. Maren ist auch nicht Mias Babysitterin oder ein Au-pair. Trotzdem stehen die beiden zusammen auf dem Skateboard, vor einem Riesenberg Elbstrand-Sand oder springen Hand in Hand ins Schwimmbecken. Beide haben ein Lächeln, bei dem man nicht wegsehen kann und auch die rötlichen Haare haben sie gemeinsam. Bei Maren sind sie echt, Mia hat rote Strähnen. „Die kommen noch vom Fasching, hat Mama mir gefärbt“, schwärmt sie stolz.

Maren ist 23, macht nach ihrem Bachelor-Abschluss in Psychologie gerade ein Praktikum bei einem Personaldienstleister. Mia ist acht und geht in die zweite Klasse einer Hamburger Grundschule. Zusammengeführt hat sie das Mentorenprogramm Balu und Du, das wir in Hamburg, Rostock, Schwerin und Wismar anbieten. 

Unterschiedlich groß und alt - trotzdem auf Augenhöhe: Was ist Balu und Du?

Die Gründe für eine Teilnahme bei Balu und Du sind so vielfältig wie das Leben: Kinder, deren Eltern sich zum Beispiel getrennt haben, ein Elternteil erkrankt ist, oder ein Geschwisterkind mit besonderen Bedarfen haben, bekommen bei Balu und Du gezielte Aufmerksamkeit und werden dadurch mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet.

Nach dem Vorbild der gleichnamigen Figur Balu der Bär aus dem Dschungelbuch, wird ihnen ein großer Freund an die Seite gestellt. Dieser begleitet sie zunächst für die Dauer eines Jahres durch eine wichtige Lebensphase. Und Mia ist eines der Kinder, denen eine kleine Stütze gut tut. Die Familie hatte einige Schicksalsschläge zu verkraften und ihre Mutter hat mit vier Töchtern auch entsprechend viel zu tun. Umso mehr genießt Mia einmal wöchentlich Marens ungeteilte Aufmerksamkeit. Mit ihr unternimmt Mia bei jedem Treffen unterschiedliche und oft neue Dinge: Bei einer der letzten Aktionen ist Maren mit Mia auf dem Skateboard eine Riesenrampe hinunter gesaust. „Mia war abends noch total aufgekratzt, so viel Spaß hat ihr der Tag gemacht“, berichtet Maren.

Genau dieser Spaß steht im Mittelpunkt von Balu und Du. Es ist nicht die klassische Hausaufgabenbetreuung oder eine schlichte Beaufsichtigung des Kindes, sondern die gemeinsam gestaltete Freizeit, die den Kleinen neues Selbstbewusstsein gibt. Unentdeckte Talente und Interessen kommen zutage und die Kommunikationsfähigkeit der Kinder wird verbessert. So können sich, ganz nebenbei, auch schulische Leistungen steigern. Bei Balu und Du lernen die Kinder meist, ohne es selbst zu merken. Einfach, indem sich jemand viel Zeit für sie nimmt und ihnen die Dinge geduldig erklärt. Fahrradketten wieder anbringen, selbst ein Vogelhäuschen zimmern, Plätzchen backen oder auch mal ins Museum gehen - hier funktioniert informelles Lernen.

Wie finden zwei wie Maren und Mia zusammen?

Junge Ehrenamtliche und Grundschulkinder werden von uns zusammengebracht: Die Kinder werden, das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt, von ihren Lehrern für das Projekt vorgeschlagen. Die Ehrenamtlichen, meist Studenten oder Auszubildende zwischen 18 und 30 Jahren, bewerben sich bei uns. Nach einem individuellen Gespräch mit den Balu und Du-Koordinatoren, dem Einholen eines aktuellen polizeilichen Führungszeugnisses und einer Präventionsschulung zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, verknüpfen die Koordinatoren die Ehrenamtlichen und die Kinder. Maren berichtet: „Ich habe Mia direkt gemocht, sie erzählte und erzählte, es sprudelte nur so aus ihr heraus. Die Aufwärmphase haben wir irgendwie übersprungen."

Bleibt die Frage nach Marens Motivation, sich für Mia einzusetzen. Wieso teilt eine junge Frau, die mitten in ihrer Karriereplanung steckt, ihre knappe Freizeit mit einem Kind? Ganz klar: „Es ist einfach immer schön mit ihr, weil sie so ein einnehmendes sonniges Wesen hat. Nach gemeinsamen Aktionen bin ich oft total geschafft, aber Mia hüpft immer noch aufgedreht durch die Gegend. Ich sehe ihr dann richtig an, wie sehr sie die Zeit mit mir genießt.“

Fragt man Mia, wie sie die Zeit mit Maren empfindet, schüttelt sie ihre roten Strähnen aus dem Gesicht und überlegt nicht lange: „Keine Ahnung. Is´ halt schön!“

Alle Informationen zum Projekt gibt es unter www.balu-und-du-hamburg.de.

Text: Sabine Wigbers (Malteser Hamburg)
Fotos: Maren Etzold, Sabine Wigbers (Malteser Hamburg)