Impuls zum Martinstag

Auf die bunten Fackeln und das Singen der Martins-Lieder in den Straßen, werden wir in diesem Jahr aber leider verzichten müssen. So manches fällt schlichtweg aus. Wer es selbst erlebt hat, kann nachempfinden, wie stolz es machte, mit der selbstgebastelten Laterne nach draußen zu gehen, dem Martin zu folgen und das Spiel der Mantelteilung am Martinsfeuer zu sehen. Auch auf das spätere Sammeln von Süßigkeiten an den Türen, müssen wir in diesem Jahr leider verzichten. Das Verspeisen eines Weckmanns und das Trinken eines warmen Kakaos ist natürlich weiterhin möglich ist. 

Der heilige Martin wurde um 316 n.Chr. ganz im Westen Ungarns geboren, wo sein Vater hoher Offizier war. Er wuchs in Pavia (Norditalien) auf, der Heimat seines Vaters, wo er mit dem Christentum in Kontakt kam. Als Sohn eines Offiziers war auch ihm eine militärische Laufbahn vorherbestimmt. Sie führte ihn in die kaiserliche Leibwache nach Mailand, dem Sitz des weströmischen Kaisers. Mit Mitte 30 ließ er sich von Bischof Hilarius von Poitiers taufen. Er wurde später Bischof und Begründer des abendländischen Mönchtums.

Die bekannteste Erzählung ist der Bericht von der Mantelteilung. Der Ort befindet sich in der Nähe der berühmten Kathedrale von Amiens. Eine Tafel am dortigen Appellationsgericht, wo früher eine ihm geweihte Abtei stand, weist auf dieses Ereignis hin. Der Mantel war übrigens weiß und nicht rot, auch nicht sein Eigentum und ob Martin auf einem Pferd daherkam, ist auch eher unwahrscheinlich. Doch dieses Handeln Martins steht in einer gut nachvollziehbaren Entwicklung seiner Haltung.

Als in einem Heerlager zum Kampf gegen anrückende Germanen aufgerufen wurde, sollte Martin als Offizier seine Truppen anführen. Er verweigert, mit dem Hinweis, dass er nicht mehr ein Soldat des Kaisers sei, sondern ein Soldat Christi. Zudem bat er um die Erlassung aus dem Militärdienst. Dies wurde ihm nicht gewährt, sodass er die 35 Jahre ableistete, bis er um die 40 Jahre alt war. Im Worms gibt es bis heute die Basilika St. Martin, welche den Ort verehrt, an dem sich der Kerker befand, in den Martin nach einer Verweigerung gebracht wurde.

Das Schwert, das Martin nie nutzte, ist dasselbe, welches den Mantel teilte. Die Waffe, die den Gegner vernichten sollte, wird für einen nackten Bettler zum lebensrettenden Werkzeug. Es ist ein und derselbe Martin und ein und dasselbe Schwert. Es kommt eben auf die Haltung an – die innere, wie ich die Dinge sehe und angehe und die äußere, wie ich die Dinge anfasse und einsetze.

Martin wird als Heiliger verehrt. Er hat nicht, wie die frühen Heiligen, das Martyrium erlitten, aber aufgrund seines Lebens wurde er als sogenannter „Bekenner“ der ersten Heiligen der Kirche dieser „Art“.

Sein letzter Weg auf einem Boot soll von Laternen begleitet worden sein, woher sich der Brauch der Laternenumzüge wohl ableitet. Diese fallen dieses Jahr leider aus. Dennoch wäre es schön, wenn Laternen in die Fenster gehängt werden – als ein äußeres Zeichen einer inneren Haltung: Licht in die Welt bringen zu wollen.

Text: Robert Austerschmidt


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