Das Team der Malteser Geburtsklinik in Bethlehem

Mitarbeitende stellen sich vor

Mitarbeitende aus den unterschiedlichsten Bereichen des Krankenhauses kommen hier zu Wort und berichten in Interviews von ihrer Arbeit im Krankenhaus und ihrem Leben in Bethlehem.

Ein ganz besonderer Auftrag: Caroline Freifrau Heereman von Zuydtwyck (Malteser Bethlehem-Beauftragte)

Caroline Freifrau Heereman von Zuydtwyck ist die Bethlehem-Beauftragte der Malteser. Als Kinderkrankenschwester verbindet sie eine lange, persönliche Geschichte mit dem Krankenhaus in Bethlehem. 

Seit 2020 sind Sie die Bethlehem-Beauftragte der Malteser. Was hat Sie dazu bewegt und wie kann man sich das vorstellen? Ist es ein Haupt- oder ein Ehrenamt?
Als junge diplomierte Kinderkrankenschwester war ich Anfang der Neunzigerjahre zusammen mit meiner Cousine für ein Jahr in Bethlehem in der Geburtsklinik tätig. Viele Jahre später wurde ich dann von Sophie Gräfin Preysing darauf angesprochen, ihre Nachfolgerin als Beauftragte der Malteser zu werden. Da ich selber Mitglied des Malteser Ordens bin, habe ich mich dieser ehrenamtlichen Aufgabe gerne gestellt.

Was gefällt Ihnen an dieser Aufgabe besonders? Gibt es etwas, das sie als schwierig empfinden?
Es ist schon eine besondere Freude, wenn man in jungen Jahren dort vor Ort aktiv tätig sein konnte und nun von Deutschland aus einer neuen Lebenssituation heraus durch Spenden helfen kann.

Waren Sie schon einmal vor Ort? Schildern Sie uns gerne einmal Ihre Eindrücke.
Es ist besonders bedauernswert, dass ich gegenwärtig und auch im vergangenen Jahr nicht die Gelegenheit zu meinem „Antrittsbesuch“ als Beauftragte wahrnehmen konnte (Anm.: aufgrund der Corona-Pandemie waren Reisen in diesen Zeitraum nicht möglich). Mich hätte natürlich sehr interessiert, wie unser Krankenhaus sich in den vergangenen 20 Jahren entwickelt hat. All dieses hätte ich so gerne Ihnen und unseren Spendern mitgeteilt. Bei allernächster Gelegenheit werde ich aber mein Glück versuchen und hoffe auf ein Wiedersehen in Bethlehem.

Warum benötigt das Krankenhaus Spenden und was geschieht damit?
Der Großteil der Eltern unserer Kinder ist arm und mittellos. Eine Kranken- geschweige denn Arbeitslosenversicherung haben die Allerwenigsten. Jedoch zahlt jede Familie so viel wie sie kann für die Behandlung. Das ist viel für die Menschen, aber wenig für das Krankenhaus. So kostet eine Behandlung auf der Intensivstation 350 €. Eine für die Familie unvorstellbar hohe Summe. Diese kann nur durch Spenden auch aus Deutschland aufgebracht werden.

Was sind gegenwärtig die größten Probleme des Hospitals?
Naturgemäß steht eine Geburtenklinik jeden Tag vor großen Herausforderungen. In unseren Tagen kommt durch die Corona-Pandemie erschwerend hinzu, dass nicht nur das Krankenhaus im Tagesablauf mit seinen Patienten gefährdet ist, sondern auch alle Ärzte, Pfleger und das gesamte Personal. Hinzu kommen die gesetzlichen Einschränkungen in der Beweglichkeit, sowie Straßensperren und Grenz­kontrollen oder auch ganz einfache logistische Probleme bei der Anlieferung von Medikamenten, sonstigen Waren und Lebensmitteln für das Krankenhaus. Man kann sich doch leicht vorstellen wie schwer das Leben in Israel ist, wenn wir schon in Deutschland klagen.

Große Liebe für kleines Leben: Therese Khair (Krankenschwester)

Therese Khair gehört zu den dienstältesten Angestellten im Krankenhaus zur Heiligen Familie. Bereits seit 15 Jahre arbeitet sie hier – schon bevor die Geburtsklinik von den Maltesern übernommen wurde.

Therese, wie wird man Krankenschwester auf der Baby-Intensivstation?
Eigentlich wollte ich Ärztin werden. Aber das Medizinstudium war für meine Eltern zu teuer. Deshalb habe ich einen Bachelorabschluss in Krankenpflege gemacht. Unser Krankenhaus bildet uns Mitarbeiter laufend weiter. Vor drei Jahren bekam ich ein Stipendium und konnte mich in Irland in Neonatalpflege weiterbilden. Derzeit mache ich noch einen Management-Lehrgang.

Woher nehmen Sie die Kraft für diese anstrengende Arbeit?
Ja, es ist immer sehr stressig. Aber ich liebe die Babys, besonders die Frühchen. Sie brauchen mich und ich kann ihnen helfen. Manchmal rufe ich von zu Hause aus an und frage nach, um sicher zu gehen, dass es den Babys gut geht.

Und wenn die Kinder dann entlassen werden?
Das ist manchmal hart. Die Station ist ein bisschen wie ein Zuhause und ich fühle mich den Babys so nahe. Dann wachsen mir die Kleinen ans Herz. Wenn sie entlassen sind, frage ich oft, was aus ihnen geworden ist.

Sie kommen auch gut mit den Eltern aus …
Ja, ich verstehe ihre Ängste. Ich habe selbst Zwillinge, die zu früh zur Welt kamen – im Jahr 2002 während der zweiten Intifada. Es gab Schießereien und Ausgangssperren. Erst nach vielen Stunden konnte ich ins Krankenhaus, wo dann ein Kaiserschnitt gemacht wurde. Meine Kinder – ein Mädchen und ein Junge – wogen nur 1.250 Gramm. Mein Sohn musste fast zwei Monate auf der Intensivstation bleiben. Heute geht es den beiden gut. Sie gehen schon in die sechste Klasse.

Was raten Sie den Eltern ihrer Schützlinge?
Wenn ich anderen Eltern meine Geschichte erzähle, kann ich ihnen Mut machen. Und ich ermuntere die Eltern immer, ihre Babys zu besuchen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Für die Entwicklung der Kinder ist das ganz wichtig.

Mit aller Liebe für die Kleinsten: Dr. Salim Kunkar (Kinderarzt)

Dr. Salim Kunkar ist eines der warmen, strahlenden Gesichter auf der Babystation unseres Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie. Bereits seit dem Jahr 1982 arbeitet er als Kinderarzt. Ungezählte Male hat er den ersten Schrei eines Babys gehört, nachdem es das Licht der Welt erblickte. Dr. Salim wurde mit einer Achondroplasie geboren, einer Form von Kleinwüchsigkeit. Doch das hat ihn nie davon abgehalten, seine ganze Kraft Müttern und ihren Babys zu widmen. Auch jetzt, nachdem er sich mit seiner Privat-Praxis zur Ruhe gesetzt hat, arbeitet er Teilzeit in unserer Geburtsklinik. Er möchte seine Leidenschaft als Kinderarzt für Neugeborene nicht ganz aufgeben.

Dr. Salim, wie kam es, dass Sie Kinderarzt wurden?
Meine Eltern hatten hier in Bethlehem ein Hotel. Als Kind liebte ich es, mich mit den Hotelgästen zu unterhalten. Dabei lernte ich einen bekannten Kinderarzt aus Palästina kennen, der oft bei uns zu Gast war. Er fragte mich immer wieder nach meinen Studienplänen. Dieser Arzt wurde schließlich mein Mentor und großes Vorbild. Und so schrieb ich mich nach dem Abitur für ein Medizinstudium in St. Petersburg ein.

Hat Ihr Mentor Sie dann auch durch Ihr weiteres Berufsleben begleitet?
Leider nein, er starb früh. Das spornte mich aber an, noch härter für meinen Traum zu arbeiten. Dank eines Stipendiums konnte ich dann in Frankreich promovieren. Eine Zeit lang habe ich intensiv mit Kindern gearbeitet, die an Kinderlähmung erkrankt waren. Ich wollte ihnen Hoffnung und Mut schenken.

Sie hatten weltweite Jobangebote. Warum haben Sie sich entschieden in Bethlehem zu arbeiten?
Ich bin ja in Bethlehem – und sogar hier in dieser Klinik – geboren. Da ist es als Christ natürlich schön, an diesem berühmten Ort arbeiten zu können. Vor allem aber werde ich hier gebraucht. Die Situation für junge Familien im Westjordanland ist besonders schwierig. Die medizinische Versorgung für arme Menschen ist extrem schlecht. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den teils viel zu früh geborenen oder kranken Babys das Leben zu retten und den Eltern jegliche Angst zu nehmen. Andere medizinische Bereiche sind vielleicht besser bezahlt, aber mein Herz schlägt für die Familien und Neugeborenen in Bethlehem.

Was möchten Sie den Menschen in Deutschland sagen?
Zunächst einmal ein herzliches Danke an alle, die unseren Einsatz hier mit ihren großzügigen Spenden unterstützen. Diese Hilfe ist ein sichtbares Zeichen christlicher Nächstenliebe und sie lindert große Not. Bitte bleiben Sie uns treu!