Malteser Demenzkompetenz

Expertenstandard und person-zentrierter Ansatz

Wir Malteser haben viel Erfahrung in der Begleitung und Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen: sei es in den ehrenamtlichen Besuchsdiensten, im Café Malta, in den Tagesstätten für Menschen mit einer beginnenden Demenz, in der Tagespflege, in der Ausbildung, in der ambulanten Pflege, im Krankenhaus, in Einrichtungen der Altenhilfe oder auch im Rettungsdienst.

Die "Malteser Demenzkompetenz" zeichnet sich dabei durch Haltung, Wissen und Handeln im Umgang mit Menschen mit Demenz und deren Angehörigen aus. Unser Ziel ist es, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu unterstützen, zu entlasten und ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen.

Wir unterstützen Menschen mit Demenz und deren Angehörige aus christlicher Überzeugung. Dabei orientieren wir uns am wissenschaftlich fundierten Expertenstand "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz". Die Malteser wenden diesen Standard aus der Pflege auch auf alle ihre ehren- und hauptamtlichen Dienste an, in denen Menschen mit Demenz begegnet wird.

Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz

Was ist ein Expertenstandard?

In Expertenstandards sind Vorgaben festgeschrieben für eine qualitativ hochwertige Pflege zum Vorteil der pflegebedürftigen Menschen, Diese Standards und Qualitätsinstrumente sind in der Praxis erprobt und thematisieren zum Beispiel pflegerische Probleme wie Stürze, Wunden und Schmerzen. Diese Expertenstandards sind für die Pflege rechtlich bindend. Sie wurden vom "Deutschen Netzwerk für Qualität in der Pflege" an der Hochschule in Osnabrück erstellt. Seit 2018 gibt es den Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz".

Was versteht der "Expertenstandard Demenz" unter Beziehungsgestaltung?

Was versteht der "Expertenstandard Demenz" unter Beziehungsgestaltung?

Um Beziehungen mit anderen Menschen gestalten zu können, ist es wichtig, dass wir Wissen und Informationen über unser Gegenüber haben oder erhalten, um auf diejenige/denjenigen eingehen zu können. Im Kontext der Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz ist auch Wissen über das Krankheitsbild sowie das Thema „Alter(n)“ von elementarer Bedeutung.

Beziehungsgestaltung lebt von Interaktion und (verbaler und nonverbaler) Kommunikation.

Beziehung benötigt ein Gegenüber und ist immer wechselseitig. Sie kann positiv oder negativ erlebt werden.

Die Interaktion mit anderen Menschen sollte durch Respekt, Vertrauen, Freundlichkeit oder Liebe geprägt sein. Damit trägt sie zu einer verbesserten Lebensqualität bei. (vgl. Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz, S. 71)

Ziel des Expertenstandards ist es, die Beziehungsgestaltung und Förderung von Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt zu stellen. Menschen mit Demenz sollen als gleichberechtigtes Gegenüber wahrgenommen werden. Dadurch wird das Personsein gefördert. (vgl. Expertenstandard, S. 29)

Die Gesamtheit der geschilderten Aspekte lassen sich in folgendem übergeordnetem Ziel zusammenfassen:

„Der Mensch mit Demenz hat das Gefühl, sich gehört, verstanden und angenommen zu fühlen sowie mit anderen verbunden zu sein.“ 
(vgl. Expertenstandard, S. 29)

Warum zielt der "Expertenstandard Demenz“ besonders auf die Beziehungsgestaltung ab?

Warum zielt der "Expertenstandard Demenz“ besonders auf die Beziehungsgestaltung ab?

Der Expertengruppe war es wichtig, den Fokus auf den Bedarf und die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und nicht auf die kognitiven Fähigkeiten oder herausfordernde Verhaltensweisen zu legen. Damit steht nicht ein Pflegeproblem im Mittelpunkt, sondern die Lebenssituation der betroffenen Menschen und deren Lebensqualität, die immer in Abhängigkeit von den Beziehungen zu anderen Menschen ist. (vgl. Expertenstandard, S. 11)

Beispiel: Herr S. war leidenschaftlicher Musiker im Blasorchester. Die verantwortliche Pflegefachkraft in der Einrichtung, in der er jetzt lebt, verfügt über Wissen und Kompetenzen zu beziehungsfördernden und -gestaltenden Angeboten, Maßnahmen bei der Pflege von Menschen mit Demenz. Sie stellt sicher, dass Herrn S. Aktivitäten mit Musik angeboten werden und er zu Konzerten in der Umgebung begleitet wird. Solche Maßnahmen und Aktivitäten werden von der Einrichtungsleitung gefördert.

Haltung/Person-zentrierter Ansatz

Die Herausforderung in der Begleitung von Menschen mit Demenz sind die abnehmenden kognitiven Fähigkeiten, die auch Auswirkungen auf ihre Identität haben können.

Die Aufgabe, die sich hieraus ergibt, ist die Stärkung der personalen und sozialen Identität (Wer bin ich? Wie bin ich sozialisiert?) von Menschen mit Demenz zu fördern und zu erhalten und sie in ihrem Person-Sein zu stärken und zu stabilisieren. (vgl. Expertenstandard, S. 79)
Hierzu ist der person-zentrierte Ansatz hilfreich.

Was bedeutet person-zentrierter Ansatz?

Was bedeutet person-zentrierter Ansatz?

Der person-zentrierte Ansatz findet seine Ursprünge in der klientenzentrierten Psychotherapie des amerikanischen Psychologen Carl Rogers. Von ihm leitet der englische Sozialpsychologe Tom Kitwood das Konzept der person-zentrierten Pflege (person-centered care) speziell für Menschen mit Demenz ab. Der Fokus liegt auf der Person, nicht auf der Demenz als Erkrankung bzw. medizinischem Problem. (vgl. Kitwood, T. (2019): Demenz. Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen. 8., ergänzte Auflage. Bern: Hogrefe)

Person-Zentrierung bedeutet also, dass die Person selbst im Mittelpunkt steht. Dies gilt es mit der eigenen "Haltung" gegenüber Menschen mit Demenz zu vermitteln. Die „richtige“ Haltung ist Voraussetzung für eine authentische verbale und/oder nonverbale Kommunikation und eine gelingende Beziehungsgestaltung. (vgl. Expertenstandard, S. 76)