Fakten statt Stimmungslage
Malteser Migrationsbericht 2025
Der Malteser Migrationsbericht beleuchtet das Migrationsgeschehen in Deutschland. Wie hat sich die Zuwanderung in den letzten zwei Jahren entwickelt? Wie wirkt sich Migration auf die Entwicklungen am deutschen Arbeitsmarkt aus? Wie steht es um die Integration ins Bildungssystem?
Mit seiner faktenbasierten Aufbereitung möchte der Bericht Impulsgeber für eine sachliche öffentliche Diskussion sein:
- Migrationsentwicklungen - Ein aktueller Überblick
- Arbeitsmarkt - Der Einfluss von Migration
- Bildung – Institutionelle Rahmenbedingungen und Bildungsbeteiligung
- Kriminalität – Aktuelle Entwicklungen und ihr Zusammenhang mit Fluchtmigration
Migrationsentwicklungen - ein aktueller Überblick
Schlaglichter:
- Im Jahr 2024 sind rund 1,7 Millionen Personen nach Deutschland zugezogen, was einem Rückgang von etwa zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Darunter befinden sich etwa 213.500 Personen, die als Asylsuchende in Deutschland registriert wurden.
- Erste Hochrechnungen für das Jahr 2024 zeigen, dass sich Ende des Jahres 2024 3,3 Millionen Schutzsuchende in Deutschland aufhielten. Die Anzahl der in Deutschland registrierten Schutzsuchenden war im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 94.000 Personen oder drei Prozent auf knapp 3,2 Millionen Personen angestiegen.
- Zwischen Januar und Mai 2025 wurden rund 62.900 Asylanträge gestellt. In demselben Zeitraum entschied das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über etwa 135.800 Anträge. Im Gesamtjahr 2024 stellten rund 250.900 Personen einen Asylantrag in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von etwa 30 Prozent.
- Im Jahr 2024 wurden 20.100 Personen aus Deutschland abgeschoben. Dies entspricht einem Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
- Ende des Jahres 2023 bezogen rund 522.700 Personen Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz; das ist ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig sanken die Ausgaben für Asylbewerberleistungen um knapp drei Prozent.
Zu- und Fortzüge über die Grenzen Deutschlands Januar 2022 bis Februar 2025
Nach dem sprunghaften Anstieg der Zuwanderungszahlen seit März 2022 infolge des Ukraine-Kriegs sind die Zuwanderungszahlen wieder gesunken.
Arbeitsmarkt - der Einfluss von Migration
Schlaglichter:
- Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte die Anzahl der Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit im Jahr 2024 monatlich um durchschnittlich 130.700 Personen, unter ausländischen Staatsangehörigen nahm sie durchschnittlich um 267.600 Personen monatlich zu.
- Während die Beschäftigungsquote im März 2025 im Vorjahresvergleich unter deutschen Staatsangehörigen leicht sank, nahm sie in den meisten Gruppen ausländischer Staatsangehöriger zu; um sieben Prozentpunkte unter ukrainischen Staatsangehörigen, um vier Prozentpunkte unter Asyl8 Staatsangehörigen.
- Im achten Jahr nach dem Zuzug übersteigt die Erwerbstätigenquote der schutzsuchenden Männer mit 86 Prozent diejenige der deutschen Männer (81 %). Unter schutzsuchenden Frauen beläuft sie sich zu diesem Zeitpunkt auf 33 Prozent (74 % unter deutschen Frauen).
- Aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für arbeitsmarktnahe Schutzsuchende erhöhten die Beschäftigungsquote langfristig um bis zu 20 Prozentpunkte.
- Im Juni 2024 hielten sich knapp 566.500 Drittstaatenangehörige mit einem Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken in Deutschland auf.
- Die SGB II-Quoten der Schutzsuchenden aus den Asyl8-Staaten und der Ukraine sind rückläufig. Jeweils 20 und 34 Prozent der Beziehenden von Leistungen aus dem SGB II absolvieren Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik.
Beschäftigungsquoten der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren
Mittelfristig ist die Integration von Zugewanderten in den deutschen Arbeitsmarkt eine Erfolgsgeschichte: Wenngleich es deutliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen gibt, zeigt der Beschäftigungsanteil in allen Gruppen über die vergangenen Jahre ein konstantes Wachstum.
Bildung – Institutionelle Rahmenbedingungen und Bildungsbeteiligung
Schlaglichter:
- Mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte.
- 74 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren ohne Schulabschluss hatten im Jahr 2023 eine Einwanderungsgeschichte.
- Zwischen den Betreuungsquoten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen große Unterschiede. Unter den drei- bis sechsjährigen Kindern mit Migrationshintergrund lag die bundesweite Betreuungsquote im Jahr 2023 bei 77 Prozent. Unter gleichaltrigen Kindern ohne Migrationshintergrund lag sie bei 99 Prozent.
- Die deutsche Sprachkompetenz ist ein entscheidender Faktor für den Bildungsweg von Kindern. Im Jahr 2024 sprachen 14 Prozent der Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege in der Familie kein Deutsch.
- Zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen Kompetenzunterschiede: Kinder mit Migrationshintergrund schneiden bei standardisierten Leistungstests schlechter ab als Kinder ohne Migrationshintergrund. Diese Kompetenzunterschiede stehen im Zusammenhang mit schlechteren Lebensbedingungen, wie zum Beispiel Armutsgefährdung.
- Fast die Hälfte der Bevölkerung ohne beruflichen Bildungsabschluss hatte im Jahr 2023 einen Migrationshintergrund.
Schulabschlüsse der Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte
Die unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen von Kindern je nach Einwanderungsgeschichte spiegelt sich in den Bildungsabschlüssen wider.
Kriminalität – Aktuelle Entwicklungen und ihr Zusammenhang mit Fluchtmigration
Schlaglichter:
- Nach dem pandemiebedingten Rückgang der Jahre 2020 und 2021 nahm das Ausmaß der beobachteten Kriminalität bis zum Jahr 2023 wieder zu.
- Der Rückgang der Kriminalität im Jahr 2024 im Vorjahresvergleich ist primär auf den Rückgang der Rauschgiftdelikte durch die Cannabis-Legalisierung zurückzuführen. Insgesamt liegt die Anzahl der registrierten Straftaten zwar sieben Prozent über dem Niveau des Jahres 2019, jedoch sechs Prozent unter dem Niveau von 2010.
- In den meisten Deliktbereichen ist die Anzahl der Straftaten im Vorjahresvergleich weitgehend konstant geblieben. Während die Anzahl der Diebstahldelikte unter Deutschen und Nichtdeutschen, darunter Schutzsuchenden, zurückging, nahm die Anzahl der verübten Vermögens- und Fälschungsdelikte in allen Gruppen zu.
- Die Anzahl schutzsuchender Opfer stieg im Jahr 2023 im Vorjahresvergleich um 19 Prozent an.
- Die Anzahl der registrierten fremdenfeindlichen Straftaten nahm im Jahr 2023 um 38 Prozent im Vorjahresvergleich zu.
- 39.700 Fälle von Schleusungskriminalität wurden im Jahr 2023 verzeichnet. Das entspricht einem Anstieg um 119 Prozent im Vorjahresvergleich.
Entwicklung der Fallzahlen fremdenfeindlicher Straftaten im Bereich der politisch rechts motivierten Hasskriminalität
Ein besonderer Fall unter den Straftaten gegen Zugewanderte ist die rechts motivierte Hasskriminalität, die zunimmt.