Im Gespräch mit Ausbildungsleiter im Rettungsdienst, Sebastian Gutmann

Ausbildung und Karriere als Notfallsanitäterin und Notfallsanitäter: Anspruchsvoll und abwechslungsreich

Du interessierst dich für die Arbeit im Rettungsdienst? Aber du hast noch keine genaue Vorstellung davon, wie der Job in der Praxis aussieht? Sebastian Gutmann ist Ausbildungsleiter im Rettungsdienst der Malteser. Auf einer Lehrrettungswache in Freiburg bildet er Notfallsanitäterinnen und -sanitäter aus. Im Interview spricht der 37-Jährige über die Ausbildung, Weiterbildung und Arbeit im Rettungsdienst und erklärt, wie auch ein Quereinstieg in den Rettungsdienst möglich ist.

Überblick:

Was genau machst du als Ausbildungsleiter für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter?

Ich begleite die Auszubildenden während ihrer dreijährigen Ausbildung. Wir [, das Team der Ausbilderinnen und Ausbilder,] sind vor allem für den Theorie-Praxis-Transfer zuständig. Die Ausbildung spielt sich an drei Orten ab: in der Schule, im Krankenhaus und an der Lehrrettungswache. Wir übernehmen hierbei den praxisnahen Part auf der Lehrrettungswache und stellen den Bezug zur Realität her. In der Schule lernen die Azubis die theoretischen Grundlagen und bekommen Fallbeispiele. Wir nehmen sie sozusagen mit in die Wirklichkeit. Wir arbeiten mit echten Menschen, mit echten Emotionen in echten Situationen. Das macht die Arbeit sehr spannend. Es kann aber auch passieren, dass einige Situationen, die für die Ausbildung und den späteren Alltag der Notfallsanitäterinnen und -sanitäter wichtig sind, in den drei Jahren gar nicht vorkommen. Dann müssen wir auch in der Rettungswache mit Fallsimulationen arbeiten oder mit Videosimulationen ergänzen.

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Wie läuft die Ausbildung zum Notfallsanitäter und zur Notfallsanitäterin ab, welche Qualifikationen und Ausgaben sind damit verbunden?

Es gibt die Rettungssanitäterin und den Rettungssanitäter mit einer Ausbildung von drei bis vier Monaten und es gibt die Ausbildung zur Notfallsanitäterin und zum Notfallsanitäter. Das ist die höchste nicht-ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Früher hieß es Rettungsassistentin und -assistent; die Ausbildung dauerte zwei Jahre. Mit dem Inkrafttreten des Notfallsanitäter-Gesetzes 2014 entstand der Beruf der Notfallsanitäterin und des -sanitäters mit einer dreijährigen Ausbildung. Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind eigenverantwortlich heilkundlich auf dem Rettungswagen tätig. Wir arbeiten sehr eng mit den Notärztinnen und -ärzten zusammen, aber die sollen Kapazitäten für die richtig schweren Fälle haben. Darum wurde 2014 mit der Notfallsanitäterin und dem -sanitäter ein professionelles Berufsbild geschaffen, bei dem man eigenverantwortlich tätig ist.

So wirst du Notfallsanitäter

Weitere Informationen dazu, welche Voraussetzungen du mitbringen solltest, um Notfallsanitäterin oder -sanitäter zu werden, wie du dich bewirbst und wie die Ausbildung konkret aussieht, findest du übrigens in den Artikeln Notfallsanitäter werden: So geht’s! und Einstieg in den Rettungsdienst: Fragen an eine Notfallsanitäterin in unserem Online-Magazin aware.

Was sind die Voraussetzungen für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin und zum Notfallsanitäter bei den Maltesern?

Man braucht bei uns die Mittlere Reife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung, außerdem eine gute körperliche und psychische Konstitution. Und es braucht natürlich auch ganz viel Idealismus und Interesse. Ob sich jemand für diesen Beruf eignet, finden wir im Assessment-Center heraus. Man muss extrem stressresistent sein, wenn man zum Beispiel in der Nacht von null auf hundert präsent sein und trotzdem eine ruhige Hand haben muss, um zum Beispiel eine Nadel in eine Vene zu legen. Außerdem braucht man gute Kommunikationsfähigkeiten, weil man im Team agiert, mit Patientinnen und Patienten, mit Angehörigen und mit extremen Emotionen. Das lernt man natürlich auch in der Ausbildung. Aber der Rettungsdienst verlangt einem einiges ab. Darum ist es gut, wenn man schon vor der Ausbildung Strategien erlernt hat, mit Stress umzugehen.

Welche Herausforderungen bringt die Arbeit im Rettungsdienst mit sich?

Schichtdienst, extreme Eindrücke, Emotionen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Beruf und Hobby sind große Herausforderungen. Man muss bereit sein, das Privatleben dem Beruf anzupassen. Wenn man zweimal in der Woche Fußballtraining und am Wochenende ein Spiel hat, dann lässt sich das nur sehr schwer mit dem Schichtdienst vereinbaren. Der Schichtdienst hat aber auch Vorteile. Viele genießen es, unter der Woche shoppen zu gehen, wenn die Innenstadt nicht so voll ist. Aber grundsätzlich muss man sich schon an den Dienst anpassen. Das heißt, auch an Wochenenden und Feiertagen wie Weihnachten muss man immer mal wieder arbeiten.

Welche Einstiegsmöglichkeiten in den Rettungsdienst gibt es?

Der direkte Einstieg führt natürlich über die Notfallsanitäter-Ausbildung. Ein anderer klassischer Weg zum Rettungsdienst geht auch über ein Freiwilliges Soziales Jahr meist im Krankentransport, dann zum Rettungsdienst als Rettungssanitäterin oder Rettungssanitäter. Mit der Ausbildung zur Rettungssanitäterin und -sanitäter darf man auf dem Rettungswagen mitfahren. Daran kann sich dann die Notfallsanitäter-Ausbildung anschließen. Die klassischen Einsteigerinnen und Einsteiger sind für uns spannende Kandidaten, weil wir sie in der Regel schon gut kennen und sie wissen, auf was sie sich einlassen. Wir haben aber auch sehr gute Erfahrungen mit Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern gemacht. Sie haben vorher in einem ganz anderen Beruf gearbeitet und suchen nun einen Sinn in der Arbeit. Wir nehmen also auch gerne Bewerberinnen und Bewerber, die überhaupt keine Vorerfahrung haben und sich ganz bewusst für diesen Beruf entscheiden. Wir hatten schon Bauzeichnerinnen und Bauzeichner, Industriemechanikerinnen und Industriemechaniker oder Betriebswirtinnen und Betriebswirte.

Wie kamst du zu den Maltesern und zum Rettungsdienst?

Ich bin in einer kleinen Gemeinde im Schwarzwald groß geworden. Da sind die Malteser mit einer Rettungswache schon immer vor Ort. 1998 haben Malteser und Bergwacht gemeinschaftlich eine neue Rettungswache aufgebaut. Ich war damals ehrenamtlich im Bergrettungsdienst tätig. Durch die Zusammenarbeit hatte ich Kontakte in ein ganz nettes Team der Malteser und kam so zu meinen Ausbildungen: erst zum Rettungssanitäter und dann zum Rettungsassistenten. Das war damals die höchste Qualifikation auf dem Rettungswagen. Inzwischen ist das die Notfallsanitäterin und der Notfallsanitäter.

Welche Weiterbildungen als Notfallsanitäter und -sanitäterin und im Rettungsdienst gibt es?

Der Rettungsdienst verändert sich kontinuierlich. Das betrifft das Equipment auf dem Rettungswagen wie neue technische Geräte. Abläufe werden teilweise digitalisiert wie die inzwischen papierlose Dokumentation der Einsätze. Daraus entwickeln sich viele neue Funktionsbereiche und Qualifikationsmöglichkeiten. Wir haben mittlerweile Fuhrparkmanagerinnen und -manager, die das in Vollzeit machen oder 50/50 mit dem Rettungsdienst. Es gibt Weiterqualifikationen als Medizinprodukte-Beauftrage und -beauftragter oder als Desinfektorin und Desinfektor, die oder der sich um Hygiene kümmert.

Die hauptsächlichen Weiterbildungsmöglichkeiten liegen in den Bereichen Führung und Lehre. Es gibt die Ausbilderin und den Ausbilder, bei uns Praxisanleiterin und Praxisanleiter genannt. Das ist das, was ich heute mache. Man kann auch berufsbegleitend ein Studium machen, um als Dozentin und Dozent an der Schule zu arbeiten. Neben der Karriere als Fachkraft ist auch eine Karriere als Führungskraft möglich: Im Bereich Führung gibt es die Leiterinnen und Leiter einer Rettungswache oder eines Teams. Ich selbst habe berufsbegleitende Weiterbildungen gemacht zum Sozialfachmanager und zum Betriebswirt für Sozialwesen, um Themen wie Projektmanagement abzudecken. Dabei hatte ich immer Unterstützung von den Maltesern. Die Grundmotivation kam aber von mir selbst und das ist Voraussetzung für die Weiterbildung.

Warum hast du ein lukratives Jobangebot bei der Schweizer Bergrettung zugunsten der Malteser abgelehnt?

Damals, 2008, war die Arbeitsmarktsituation so, dass alle guten Stellen besetzt waren. Ich bekam ein sehr gutes Angebot aus der Schweiz mit einem guten Gehalt. Gleichzeitig gab es auch sehr gute Gespräche mit den Maltesern, bei denen mir eine Perspektive angeboten wurde. Die Malteser wollten mit mir zusammen die Ausbildung im Rettungsdienst neu strukturieren. Das hat mich dazu bewogen, bei den Maltesern zu bleiben, und es hat sich für mich absolut gelohnt. Die Malteser sind ein sehr verlässlicher Arbeitgeber und Partner. Es ist ein sicheres Unternehmen mit einem sicheren Arbeitsplatz, es gibt pünktlich und zuverlässig Gehalt. Selbst in Lebenskrisen und im Krankheitsfall ist man mit den Maltesern sozial immer gut abgesichert. Das ist für mich, und ich denke für viele andere auch, ein wichtiger Punkt. Was für mich damals noch ein Grund war, bei den Maltesern zu bleiben, ist das Betriebsklima. Selbst der zehnte Einsatz morgens um fünf macht Spaß, wenn das Team toll ist. Und die Malteser schaffen es immer, dass tolle Leute hier arbeiten.

Gehälter im Rettungsdienst

  • Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter mit Berufserfahrung bekommen ein Gehalt bis zu 3.500 Euro brutto monatlich.
  • Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter bekommen pro Monat 2.500 Euro brutto.