Die Geschichte der Malteser

150 Jahre Deutsche Malteserassoziation

Der Rückblick auf 150 Jahre Deutsche Assoziation zeigt, wie sich aus bescheidenen Anfängen durch beharrliche Arbeit aller Mitglieder einerseits und visionäre Impulse Einzelner andererseits eine große und tatkräftige Organisation entwickeln konnte.

Dabei bleibt festzuhalten, dass das Eine ohne das Andere keine Wirkung haben konnte. Die Basis für eine starke „Deutsche Zunge“ des Souveränen Malteser Ritterordens wurde mit Gründung der Rheinisch-Westfälischen Genossenschaft und dem Schlesischen Verein Mitte des 19.Jahrhunderts gelegt. In den kurz darauf ausbrechenden regionalen Kriegen widmeten sich beide Assoziationen in der Tradition der Ordensgeschichte schon der Kriegskrankenpflege, welche im Ersten Weltkrieg noch an Bedeutung zunahm. In Friedenszeiten wurden sie allgemein karitativ tätig, insbesondere durch den Aufbau von Krankenhäusern. Stark behindert in ihrem Wirken durch die Zeit des Nationalsozialismus, konnten sich beide deutsche Assoziationen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Flüchtlingshilfe, dem Aufbau von Kinderheimen und beim Ausbau der Krankenhäuser wieder sozial engagieren. Durch die Fahrten nach Lourdes und der Einführung der Oboedienzritterklasse wurde sowohl für das geistliche Leben als auch für die Werke der deutschen Malteser eine wesentliche Grundlage geschaffen.

 „Tuitio fidei et obsequium pauperum – Bewahrung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ – dieser Leitsatz sollte die Assoziation und ihr Tun durchdringen. Die Ordensmitglieder hatten eine Basis gefunden, auf der ein starkes Zusammenwachsen gefördert wurde, und eine Struktur entstand, die Wachstum nach innen und nach außen möglich machte. Mit Zusammenschluss der beiden Vereine 1993 zu einer vereinigten Deutschen Assoziation schlossen sich zwei starke Organisationen zusammen, um so gemeinsam effektiver für ihre Sache einzutreten. Die Deutsche Assoziation nimmt eine wichtige Stellung innerhalb des gesamten internationalen Malteserordens ein und trägt mit ausschlaggebenden Impulsen zu seiner weiteren Entwicklung bei.

Zeittafel zur Geschichte des Malteserordens

Die Ordensgründung (1048-1113)

Die Ordensgründung (1048-1113)

1048: Kaufleute aus Amalfi gründen in der Nähe der Grabeskirche und der Kirche des hl. Johannes zu Jerusalem ein Hospiz (Xenodochium/Fremdenheim und Hospital zugleich) zur Betreuung (erkrankter) Pilger.

um 1080: Der sel. Gerhard übernimmt die Leitung des Hospizes. Es bildet sich ei­ne Hos­pitalbruderschaft in Anleh­nung an das Benediktinerkloster St. Maria Latina.

1099: Kreuzfahrer schließen sich dem von Meister Gerhard geleiteten Hospital­orden vom Hl. Johannes zu Jerusalem (Johanniterorden)  als dienende Brüder an.         

1113: Papst Paschalis II. sichert die Selbständigkeit des Hospitals und freie Wahl des Vor­ste­hers zu, er bestätigt damit die Ordensgemeinschaft.

Der Orden in Palästina (1113-1291)

Der Orden in Palästina (1113-1291)

1130: Papst Innozenz II. fordert den Orden in einer Bulle zum „Kampf gegen die Ungläubigen“ auf, erst 1182 sind jedoch „fratres armorum“ (bewaffnete Brüder) verzeichnet.

1135: Papst Innozenz II. gewährt die Unabhängigkeit von der Aufsicht durch den zuständigen Bischof von Jerusalem und stellt damit endgültig die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit des Ordens in innerer Struktur, Organisation und Ämtersetzung fest.

1153: Papst Eugen III. bestätigt dem Nachfolger Meister Gerhards, Raymond du Puy, die erste Ordens­regel.

Schenkung von Gütern und Stiftungen an den Orden in europäischen Län­dern und Palästina. Es entste­hen Ordensbesitzungen und Hospitäler. Der Orden baut Burgen in Palästina und über­nimmt – zusam­men mit den Templern – den Schutz der Heiligen Stätten und Pilgerzüge.

1187: Sultan Saladin erobert Jerusalem (Schlacht bei Hattin). Der Orden zieht sich auf seine Burgen zurück, Großmei­s­ter auf der Burg Margat (bis 1206) und in Akkon.

1291: Akkon wird von Mamelucken erobert. Großmeister und Ordensregierung fliehen nach Zypern.

Der Orden auf Rhodos (1310-1522)

Der Orden auf Rhodos (1310-1522)

1310: Rhodos ist offizieller Sitz des Ordens (souveräne Seemacht mit eigenem Territorium). Aufbau eines Hospital- und Sanitätswesens unter Großmeister Foulques de Villaret.

Souveränität aufgrund von Landbesitz; Ausbau starker Befestigungsanlagen gegen die Türken und Aufbau einer Flotte.

Reorganisation des Ordens zur Verwaltung der weiter steigenden Zahl von Niederlassungen in Europa.

Or­dens­or­ganisation in acht Zungen: Groß­priorate, Priorate, Balleien und Kom­men­den. Die Repräsentanz der verschiedenen Regionen (Zungen) in der Regierung des internationalen Ordens wird durch die Zuweisung verschiedener Aufgaben gewährleistet.

1480: Mohammed II. belagert Rhodos und unterliegt trotz erdrückender Überzahl.

1523: Rhodos wird von Sultan Soliman II., dem Prächtigen, erobert. Freier Abzug des Ordens unter Großmeister Philippe Villiers de l’Isle Adam: Von den 5.100 Rittern und Ordenssoldaten überleben die Belagerung nur 180, welche mit 4.000 Rhodesern ehrenhaft abziehen dürfen.

Der Orden auf Malta (1530-1798)

Der Orden auf Malta (1530-1798)

1530: Der Orden erhält Malta als Lehen durch Karl V., dazu die umliegenden Inseln Gozo, Comino und die im heutigen Tunesien gelegene Stadt Tripolis.

Auf Malta bauen die Ordensritter Medizin und Krankenpflege weiter aus, errichten Waisen- und Krankenhäuser, darunter mit der „Sacra Infermeria” den größten und modernsten Krankensaal der damaligen Welt.

1565: Legendäre Abwehr der Türken unter Sul­tan Soliman II. (Mai bis September) durch Groß­meister Jean Parisot de la Valette. Es ist die größte militärische Leistung des Ordens, der deshalb als „Schwert und Schild Europas“ bezeichnet wird.

1571: Beteiligung des Or­dens an der Schlacht von Lepanto.

1768: Gründung der Universität Malta mit medizinischer Fakultät und Schule für Pharmakologie. Schwerpunkte liegen bei der Schiffsmedizin und der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

1798: Besetzung von Malta durch Napoleon Bonaparte auf dem Weg nach Ägyp­ten. Kapitulation des Ordens durch Ferdinand Frhr. v. Hompesch, den ersten deut­schen Großmei­ster. Vertreibung der Ritter, Verlust der meisten Ordensgüter durch Revolution und Säkulari­sation.

Wechselnder Sitz der Ordensre­gie­rung in Messina, Catania und Ferrara. Zar Paul I. von Rußland wird – vom Papst nicht bestätigter – Großmeister, Ordensführung durch Statthalter.

Ordenssitz Rom (seit 1834)

Ordenssitz Rom (seit 1834)

seit 1834: Unter dem Schutz der Extraterritorialität Sitz der Ordensregierung im Gebäude der einstigen Ordensge­sandt­schaft beim Heiligen Stuhl in der Via Condotti 68 in Rom und der Villa Malta auf dem Aventin („ein Staat mit einer Hausnummer“).

Wiederbelebung italienischer Großpriorate und der Großpriorate Böhmen und Österreich. 1921 und 1936 jeweils neue Statuten.

ab 1859: Bildung der ersten nationalen Assoziationen durch Ehrenritter, u.a. in Deutschland.

Beteiligung im Sanitätsdienst während verschiedener Kriege des 19. Jahrhunderts (deutsch-dänischer Krieg, deutsch-österreichischer Krieg)

1879: Papst Leo XIII. bestätigt den Großmeister.

1961: Papst Johannes XXIII. genehmigt Verfassungsreform.

1997: Papst Johannes Paul II genehmigt Verfassungsänderung. Reformierter Codex.

Zeittafel zur Geschichte der Malteser in Deutschland

1154: Bildung der ersten Ordenskommende in Duisburg

um 1200: Bildung des Großpriorats Deutsch­land mit Sitz in Heitersheim bei Freiburg/ Baden

1806: Auflösung des Großpriorats und Ent­eignung aller Ordenseinrichtungen auf Veranlassung von Kaiser Napoleon

1859: Gründung der Genossenschaft der Rheinisch-Westfäischen Malteser Devotionsritter

1864-1918: Der Orden leistet Lazarettdienste in ver­schiedenen Kriegen

1865: Gründung des ersten Krankenhauses, des St. Franziskus Hospitals in Flensburg.

1867: Gründung des Vereins Schlesischer Malteserritter

seit 1945: Wiederaufbauarbeit, Gründung von Krankenhäusern und Hilfswerken

ab 1950: Krankenwallfahrten nach Lourdes

1953: Gründung des Malteser Hilfsdienstes e.V. in Münster

1956: Einsatz im Ungarn-Aufstand

1965: Gründung der Malteser Schwesternschaft

1966: Einsatz im Vietnam-Krieg

1979: Gründung der Malteser Jugend

ab 1981: Behindertenwallfahrten nach Rom

1989: Gründung der Malteser Werke

1993: Zusammenschluß der Rheinisch­-Westfälischen Malteser Devotionsritter mit dem Verein Schlesischer Malteser­ritter zur Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterorden e.V.  

1997: Gründung der Gemeinschaft junger Malteser

1997: Gründung der Malteser Hilfsdienst gGmbH

seit 1997: Sanitätsdienst in Medjugorje

1998: Einsatz beim ICE-Unglück von Eschede

1999: Gründung der Malteser Trägergesellschaft

2000: Sanitätsdienst im Heiligen Jahr

2002: Einsatz bei der Elbe-Flut

2005: Sanitätseinsatz beim Kölner Weltjugendtag

ab 2015: Gründung des Malteser Integrationsdienstes

2017: Anerkennung des Malteserordens als eigenständiges Völkerrechtssubjekt durch die Bundesrepublik Deutschland und Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen