59 Lehrer, Hospizmitarbeiter und Sozialarbeiter lernen: So spricht man mit Kindern über Tod und Trauer

Bergisch Gladbach. Den Tod aus der Tabuzone holen. Gerade auch für Kinder und Jugendliche. Die Malteser haben am Freitag im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg die Fachtagung „Verlust – kein Thema für Kinder und Jugendliche?“ durchgeführt. 20 Wissenschaftler und Fachleute der verschiedensten Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit waren mit rund 60 Teilnehmern, vor allem Lehrern, Sozialpädagogen und Hospizmitarbeitern, im Gespräch darüber, wie Kinder und Jugendliche in ihrem Umgang mit den Tabuthemen Tod und Trauer gestärkt werden können. Kooperationspartner der Malteser waren dabei der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) und IFF Wien/Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik.

Die Teilnehmer konnten erfahren, wie Kinder und Jugendliche Tod und Verlust von Menschen wahrnehmen, die ihnen nahestehen. So wurde beispielsweise im Workshop mit Alexandra Krych darauf eingegangen, welche Antworten schon Kindergartenkindern auf diesbezügliche Fragen geben kann. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes der Malteser in Flensburg und betreut insbesondere Schul- und Kindergartenprojekte und Pädagogenschulungen.

In einem Workshop befassten sich die Teilnehmer mit der Frage: Was ist Verlust aus der Perspektive von Kindern, die ihre Heimat verlassen mussten? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang „Traumatisierung“? Geleitet haben die Gruppe die Psychotherapeutin Andrea Radandt, therapeutische Leiterin einer Wohngruppe für traumatisierte Jugendliche der Malteser in Dortmund, und der Sozialpädagoge Marius Kontek. Er arbeitet bei den Malteser Werken in der stationären Jugendhilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Barbara Altmann, stellvertretende Schulleiterin des Malteser Gymnasiums Antoniuskolleg in Neunkirchen-Seelscheid, trug praxisnah vor, wie es Lehrern möglich sein kann, Kindern im Umgang mit existenziellen Unsicherheiten Halt zu geben.
Michaela Fink und Prof. Reimer Gronemeyer lenkten in ihrem Beitrag die Aufmerksamkeit auf die ganz grundsätzliche, gesellschaftspolitische Frage, was unsere Kinder für die Zukunft stark macht und was wir dazu beitragen können, dass sie soziale Wesen werden, die die Gesellschaft zu mehr Gerechtigkeit und Solidarität führen.

Welche Herausforderungen sich in der Sorge für Kinder, die sterben müssen und ihren Alltag leben wollen, stellen und wie damit sorgsam umgegangen werden kann, beleuchtete Christine Bruker aus Freiburg. Und dass die Fragen von Verlust und Trauer immer auch verbunden sind mit existentiellen Zweifeln und der Frage „Warum ich?“, diskutierte der Philosoph und Ethiker Prof. Holger Zaborowski aus Vallendar.

Diese und weitere Programmpunkte sensibilisierten die Tagungsteilnehmer für existenzielle Fragen und Ängste von Kindern und Jugendlichen, wie auch für die wichtige Rolle der Schule als Lern- und Lebensort in der Ermöglichung eines sorgenden Umganges mit Verlust, Sterben, Tod und Trauer.

Dirk Blümke, Leiter der Fachstelle Hospizarbeit der Malteser und Veranstalter der Tagung, äußerte sich sehr zufrieden: „Die rege Beteiligung und der fruchtbare Austausch der Teilnehmer aus Praxis und Forschung ermutigt uns, die Veranstaltungsreihe weiter fortzuführen. Es ist wichtig das einfache Menschliche nicht aus dem Blick zu verlieren: da sein, zuhören, bei stehen und nicht ausgrenzen sind oft die Hilfe die Kinder und Jugendliche brauchen. Nicht mehr – aber viel weniger auch nicht! “

Gemeinsam mit Gerda Graf, der Ehrenvorsitzenden des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV), verweist Dirk Blümke auf die vielfachen positiven Entwicklungen und Projekte in Deutschland, die Kindern und Jugendlichen die Annäherung an die Themen Verlust und Trauer ermöglichen und sie auch in existentiell schwierigen Situationen stützen. Prof. Winfried Hardinghaus als Vorsitzender des DHPV hob in seinem Statement hervor, dass sich im DHPV zu diesen Fragen eine eigene Arbeitsgruppe konstituiert hat, mit dem Ziel, die schrittweise Umsetzung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland in der Gesamtbevölkerung zu fördern, auch in Kooperation mit Schulen, Kindergärten, Jugendgruppen und in Beziehung mit Kindern und Jugendlichen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Tagungsseite: http://www.malteser-gms-fachtagung.de/


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Foto zum Download hier: bit.ly/2rExyJ9

Bildunterschrift: In Workshops, Vorträgen und Rollenspielen lernen Erwachsene, die täglich mit Kindern und Jugendlichen umgehen, wie sie mit ihnen über den Tod von nahe stehenden Menschen reden können. Foto: Malteser

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