Die nasse Gefahr: Erste Hilfe bei Badeunfällen und Ertrinken
Wenn die Temperaturen steigen, suchen wir gerne Abkühlung im Wasser. Dabei unterschätzen wir öfter unsere Kräfte, bekommen im Wasser einen Krampf oder geraten in eine Strömung. Badeunfälle und mögliches Ertrinken kannst du verhindern. Wir zeigen dir, wie.
Darum geht's:
Immer weniger Kinder lernen schwimmen
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft – kurz DLRG – hat laut Statistik im Jahr 2024 insgesamt 411 tödliche Badeunfälle verzeichnet. Somit stieg die Zahl zum dritten Jahr in Folge an und erreichte seit 2019 erstmals wieder einen Wert über 400.
Ein Grund für diesen Wert sind mangelnde Schwimmfähigkeiten, denn rund 5 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen ab 14 Jahren in Deutschland können nicht schwimmen – das entspricht rund 3,5 Millionen Menschen. Bei Kindern zwischen 6 und 10 Jahren sieht das Ganze noch dramatischer aus. Laut einer repräsentativen Bevölkerungsabfrage aus dem Jahr 2022 liegt hier der Anteil der Nicht-Schwimmer bei ganzen 20 Prozent. Dieser Wert hat sich seit 2017 verdoppelt. Doch was sind die Gründe für diesen Anstieg? Durch die Corona-Pandemie sind viele Schwimmkurse ausgefallen und weniger Menschen, vor allem Kinder, konnten schwimmen lernen. Ein weiterer Grund ist laut DLRG die rückläufige Bäderversorgung. Von diesem Rückgang sind besonders ländliche Regionen betroffen.
Auch vermeintlich sichere Schwimmhilfen sind kein Ersatz für einen Schwimmkurs. Ganz im Gegenteil: Sie können Kindern ein trügerisches Gefühl von Sicherheit geben und bei falscher Anwendung sogar zur lebensgefährlichen Falle werden. Daher dürfen Kinder niemals unbeaufsichtigt ins Wasser gehen – erstrecht nicht, wenn sie noch keinen Schwimmkurs gemacht haben!
Mobile Schwimmbecken als Übergangslösung
Die Schließungen und Sanierungen vieler Schwimmhallen sowie die ohnehin schon langen Wartelisten für Schwimmkurse verschärfen die Situation zusätzlich. Daher kommen in vielen Regionen mobile Schwimmbecken zum Einsatz, in welchen vor allem Grundschulkinder schwimmen lernen sollen.
Diese Gefahren lauern im Wasser
Die meisten Badeunfälle passieren an unbeaufsichtigten Gewässern wie Flüssen, Kanälen und Seen. Diese Stellen werden in der Regel nicht von Rettungskräften betreut, wie es in Strandbädern oder in den Urlaubsorten an Nord- und Ostsee der Fall ist. Kommt es hier zum Unfall, ist keine Rettungskraft oder vielleicht auch sonst niemand zur Stelle. Darum rät die DLRG, an unbeaufsichtigten Orten lieber nicht zu baden.
Auch erfahrene Schwimmerinnen und Schwimmer unterschätzen die Kräfte des Wassers und überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten viel zu oft. Wir alle können unerwartet in Strömungen geraten, einen Muskelkrampf bekommen, in die Fahrrinne von Schiffen geraten oder Distanzen falsch einschätzen und dann verlassen uns die Kräfte mitten auf dem Wasser. Was ist dann zu tun? Und wie kann ich helfen, wenn ich einen Badeunfall mitbekomme?
Erste Hilfe bei Badeunfällen
Du genießt die Abkühlung im See und plötzlich das: ein Wadenkrampf. Auch mit festem Boden unter den Füßen ist er unangenehm. Im Wasser kann er lebensbedrohlich werden, wenn du dich nicht mehr an der Wasseroberfläche halten kannst. Die DLRG rät bei Muskelkrämpfen im Wasser: Ruhe bewahren und ans Ufer schwimmen. Schaffst du das nicht, löse den Krampf im Wasser. Bei einem Krampf im Bein drehst du dich auf den Rücken. Bei einem Wadenkrampf ziehst du dann deine Fußspitze zum Körper; bei einem Oberschenkelkrampf umfasst du deinen Unterschenkel am Fußgelenk und drückst ihn gegen den Oberschenkel. Bei einem Fingerkrampf ballst du deine Finger zur Faust und streckst sie abrupt wieder aus, bis sich der Krampf löst und der Schmerz nachlässt.
Eine weitere Gefahrenquelle sind Strömungen. Grundsätzlich solltest du niemals gegen eine Strömung schwimmen. Das kostet dich zu viel Kraft. Die DLRG rät in diesem Fall: Lasse dich mit der Strömung treiben und versuche langsam, leicht schräg schwimmend ans Ufer zu kommen. Auch wenn du das Gefühl hast, auf diese Weise noch weiter abzutreiben, ist das trotzdem die sicherste Methode, um an Land zu kommen. Bist du zu erschöpft zum Schwimmen, dann drehe dich auf den Rücken in die Toter-Mann-Stellung und lasse dich mit Füßen und Blick nach vorne treiben. Mit deinen Armen kannst du deinen Körper etwas lenken. Vor allem solltest du Gefahren wie Brücken oder Felsen ausweichen.
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Wenn du anderen in Gefahrensituationen auf dem Wasser hilfst, ist der wichtigste Rat: Eigensicherung geht vor Rettung. Niemandem ist geholfen, wenn du selbst in Gefahr gerätst. Darum solltest du niemals einfach ins Wasser springen und versuchen mit der ertrinkenden Person an Land zu schwimmen. Ertrinkende haben – nachvollziehbarerweise - panische Angst und schlagen wild um sich. Eine ertrinkende Person wird versuchen, sich an allem und jedem festzuklammern, also auch an dir. Dabei kannst du selbst schnell unter Wasser gezogen werden. Seid ihr auch noch einer Strömung oder starkem Wellengang ausgesetzt, droht ihr beide zu ertrinken.
Starte deinen Rettungsversuch möglichst immer von einem festen Punkt aus. Suche nach einem Rettungsring, einem Seil oder anderen schwimmbaren Gegenständen wie einer Luftmatratze oder einem Surfbrett. Die ertrinkende Person kann sich daran festklammern und von dir an Land gezogen werden. Sollte sie keine Kraft mehr zum Festhalten haben, dann gilt folgende Regel: Nähere dich der Person nur von hinten, so kann sie sich nicht an dir festklammern. Wenn du sie dann aus dem Wasser ziehst, achte darauf, dass der Kopf immer oben bleibt.
Wie bei vielen anderen Notfällen auch, zählt bei Badeunfällen jede Sekunde, denn der Sauerstoffmangel kann zu schweren Schäden oder auch zum Tod führen. An erster Stelle steht die Beatmung der betroffenen Person. Damit kannst du gegebenenfalls schon im seichten Wasser beginnen. Seid ihr sicher am Ufer angekommen, beginnst du mit der Ersten Hilfe.
So geht es an Land weiter
Jetzt gelten die gleichen Erste-Hilfe-Regeln wie bei allen anderen Unfällen auch. Ist die betroffene Person bei Bewusstsein, bleibe unbedingt bei ihr und behalte die Vitalfunktionen im Blick, während du Hilfe rufst. Damit die Person nicht unterkühlt, muss sie mit einer Decke oder Kleidung zugedeckt werden, sollte aber nicht in der prallen Sonne liegen. Das wiederum kann zu Überhitzung führen. Ist die Person bewusstlos, dann bringst du sie in die stabile Seitenlage und beobachtest Atmung und Puls, bis Hilfe kommt. Atmet sie nicht mehr, dann beginne mit den Wiederbelebungsmaßnahmen: Herzdruckmassage und Beatmung. Das machst du so lange, bis die Person wieder atmet oder die Rettungskräfte eingetroffen sind. Bei Ertrinken kann Wasser in die Atemwege gelangen. Auf keinen Fall solltest du versuchen, das Wasser zu entfernen. Damit kannst du große Schäden bei der betroffenen Person anrichten.
So vermeidest du Badeunfälle
Die DLRG hat 10 Baderegeln aufgestellt, an die du dich unbedingt halten solltest, um Badeunfälle wie Ertrinken zu vermeiden:
- Gehe nur baden, wenn du dich gut fühlst.
- Gehe nur baden, wenn dir bei Problemen jemand helfen kann.
- Wenn du Probleme hast, rufe laut um Hilfe und winke mit den Armen. Hilf anderen, wenn sie Probleme haben. Rufe nie „Hilfe“, wenn alles in Ordnung ist.
- Sage Bescheid, wenn du ins Wasser gehst.
- Gehe weder hungrig noch direkt nach dem Essen ins Wasser.
- Kühle dich ab, bevor du ins Wasser gehst.
- Gehe nur da baden, wo es erlaubt ist. Springe nur da ins Wasser, wo das Wasser tief und frei ist.
- Nimm Rücksicht! Renne nicht, schubse nicht und drücke niemanden unter Wasser.
- Schwimmflügel, Schwimmtiere und Luftmatratzen sind nicht sicher und schützen dich nicht vor dem Ertrinken.
- Wenn du draußen badest, gehe sofort aus dem Wasser, wenn es blitzt, donnert oder stark regnet. Baden bei Gewitter ist lebensgefährlich.
Erste-Hilfe-Kurse
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