„DeinTopf“: Warme Mahlzeiten für die Ärmsten in der Corona-Zeit

Sie hilft denen, die keine Unterstützung bekommen und von der Corona-Pandemie am härtesten betroffen sind: Obdachlosen, armen und/oder alten Menschen sowie jenen, deren Leben durch die Pandemie aus dem Lot geraten ist. Die Hamburger Erzieherin Andrea de Luna und ihr Team opfern ihre Freizeit für die Initiative „DeinTopf“.

Darum geht’s


Was genau macht „DeinTopf“? 

An drei Tagen, von Freitag bis Sonntag, verteilt die Initiative „DeinTopf“ im quirligen Hamburger Karoviertel gratis warme Mahlzeiten an Bedürftige. Draußen auf dem Bürgersteig markieren Absperrband und bunte Kreide Corona-konform den Bereich, in dem die Gäste sich anstellen und bewegen dürfen. Drinnen, im Souterrain eines Altbaus, steht ein Tisch mit Plexiglasscheibe, über den die Portionen gereicht werden. 100 bis 200 Menschen werden so pro Tag mit Essen und Hygieneartikeln versorgt.

Wem hilft die Initiative?

„DeinTopf“ unterstützt Menschen, die während Corona bedürftig geworden sind oder es schon vorher waren. Andrea de Luna gründete die Initiative im März 2020 während des ersten Lockdowns. „Alle Obdachlosen-Einrichtungen mussten damals wegen Corona von einem Tag auf den anderen schließen“, sagt sie, „es gab Versorgungsengpässe und ich habe gesehen, wie viele Menschen, die auf der Straße leben mussten, immer verzweifelter wurden.“ Zeitweise war „DeinTopf“ die einzige Anlaufstelle für Notleidende – aus dem Boden gestampft dank eines Netzwerkes an Helferinnen und Helfern, auf das Andrea zurückgreifen konnte. Anfangs hatte die Initiative sieben Tage die Woche geöffnet – sollte der Bedarf wieder größer werden, „sind wir flexibel“, so Andrea. 

Wie groß ist das Helferteam und wie setzt es sich zusammen?

45 bis 50 Helferinnen und Helfer gehören insgesamt zu dem ehrenamtlichen Team. „Es sind vor allem junge Leute, die sich engagieren“, sagt die Initiativen-Gründerin, „ich habe den Eindruck, sie sind offenbar empathischer und engagierter.“ Und noch etwas fällt bei der Zusammensetzung des „DeinTopf“-Teams auf: Drei Viertel der Freiwilligen sind Frauen. Der Dienstplan für die Schichten ist digital, alle 14 Tage gibt es ein virtuelles Meeting für das gesamte Helfer-Team. „Die meisten Freiwilligen haben durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns gefunden“, sagt Andrea, aber es gebe auch zunehmend Anfragen über die sozialen Netzwerke.

Hat sich die Situation auf der Straße nach dem ersten Lockdown entspannt?

„Gar nichts hat sich entspannt“, erzählt Andrea, „im Gegenteil“. Nur rund ein Drittel ihrer Gäste sind heute noch Wohnungslose. Dafür, so die Initiativen-Gründerin, kämen immer mehr Alte, Arme, Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern oder auch Studierende, denen während Corona die 450-Euro-Jobs weggebrochen sind. Nachweisen muss seine Bedürftigkeit bei „DeinTopf“ niemand. „Wir arbeiten auf Vertrauensbasis“, betont sie.

Wie kannst du helfen?

Sach- und Essensspenden sind jederzeit vor Ort willkommen – bei „DeinTopf“ in der Turnerstraße 7 in Hamburg. Geldspenden laufen über das Konto des Vereins Kids Welcome, der bislang auch die Räumlichkeiten in der Turnerstraße zur Verfügung stellt. Dabei sollte der „Verwendungszweck DeinTopf“ angegeben werden.

Wer selbst als Helfer mitanpacken möchte, kann sich über die Facebook-Seite der Initiative melden (www.facebook.com/Deintopf) und einen Termin zum Kennenlernen vereinbaren.

Möchtest du die Malteser mit einer Spende unterstützen, findest du hier das Formular.

Wie wird „DeinTopf“ finanziert?

Die Initiative wird alleine durch Spenden unterstützt. Die „Hamburger Tafel“ etwa liefert Lebensmittel, mehrere Hamburger Restaurants bereiten daraus Mahlzeiten zu, ein Fischgroßhändler an der Elbe spendiert Fertigprodukte, die „Aktion Mensch“ spendete Geld und viele Privatpersonen steuern ebenfalls Bares oder Sachspenden hinzu. 

Was sind die größten Probleme?

„Die meisten unserer Nachbarn sind sehr solidarisch“, berichtet Andrea. Doch anderen gefalle es nicht, dass seit acht Monaten regelmäßig Obdachlose und Bedürftige in der Wohnstraße im Karoviertel anstehen. „Wir bekommen immer wieder Anzeigen“, ärgert sich Andrea, „die Polizei nimmt meine Personalien auf und sagt uns dann, dass die Beschuldigungen wegen angeblicher Verstöße gegen die Corona-Regeln nicht zuträfen und bei uns alles vorbildlich ablaufe.“ Die Initiativen-Chefin betont: „Wir wissen, dass in diesen schwierigen Zeiten bei vielen die Nerven angespannt sind und sie einfach Angst haben. Aber wir versuchen Menschen zu unterstützen, die ohne uns hungern müssten. Und einige haben nichts Besseres zu tun, als uns zu beschimpfen und uns anzuzeigen. Denen möchte ich am liebsten sagen: Seid doch einfach mal froh, dass ihr nicht in dieser Lage seid, und denkt doch einfach auch mal an eure Mitmenschen!“

Geht es nach Corona weiter mit der Initiative?

Andrea hat ehrgeizige Pläne für die Zeit, „wenn diese furchtbare Pandemie endlich wieder vorbei ist“, klagt sie. Nach vielen Jahren sozialen Engagements steht für sie fest: „Es gibt auch ohne Corona zu viel Armut in der Stadt, und die Pandemie hat die Situation für viele dauerhaft verschlimmert.“ Sie möchte feste Anlaufstellen für Notleidende einrichten. Deswegen führt sie seit Monaten Gespräche, verhandelt mit der Stadt und Unterstützern – und hat bereits die Zusage einer Stiftung. Andrea sagt: „Wir wollen große Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, in denen man gemütlich essen, zusammensitzen und reden kann. Am besten wären feste Anlaufstellen in mehreren Stadtteilen. Das ist mein größter Traum.“ 


#Engagement

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