Wie lange machst du das schon?

Realistische Unfalldarstellung mache ich jetzt seit ungefähr sieben bis acht Jahren. Ich habe zunächst als Darstellerin angefangen und habe dann gemerkt, dass mir auch das Schminken viel Spaß macht. Dann habe ich gewechselt und mehr geschminkt. Vor ein paar Jahren habe ich die Leitung übernommen und plane jetzt die Übungen mit.

Warum ist eine solche Darstellung von Wunden wichtig?

Es ist für die Einsatzkräfte im Rettungsdienst oder auch die Feuerwehrkräfte immer ganz gut, wenn die sehr realitätsnah proben können. Es gibt bereits viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel mit DPS-Karten zu üben.

Das ist grundsätzlich sehr gut, aber da fehlt immer ein bisschen, die emotionale Komponente. Karten schreien nicht, weinen nicht und sagen nicht, dass sie Schmerzen haben. Und das können wir durch Darstellerinnen und Darsteller, die die Verletzten spielen, ein bisschen besser rüberbringen. So werden die Rettungskräfte oder die Feuerwehrkräfte besser auf die Realität vorbereitet.

Was sind DPS-Karten?

DPS-Karten (Dynamische Patientensimulation) dienen als Schulungsmaterial für die Ausbildung von Rettungskräften. Auf den Karten sind Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Verletzungen zu sehen.

Wie oft machst du das im Monat?

Aktuell haben wir ungefähr ein bis zwei Übungen im Monat. Kommt immer ein bisschen auf die Jahreszeiten an. In den kälteren Jahreszeiten ist meistens weniger los. Von Mai bis September hatten wir relativ viele Übungen.

Sind es immer professionelle Darstellerinnen und Darsteller?

Bei uns sind es Leute, die gerade darauf Lust haben. Das sind Helferinnen und Helfer aus unserer Gliederung, aber auch viele aus der Jugendfeuerwehr oder unserer Malteser Jugend. Und eigentlich kann jede und jeder mitmachen, die oder der Lust darauf hat und ein bisschen Interesse und Spaß am Schauspiel hat.

Wie lange schminkst du eine Person?

Sehr unterschiedlich. Es kommt immer sehr auf die Art der Verletzung an. Bei kleineren Verletzungen, Schnittwunden oder Platzwunden geht es immer relativ schnell – ich sag' mal so 15 Minuten vielleicht. Und bei großen Verletzungen, wie zum Beispiel spritzende Blutungen – also arterielle Verletzungen – da dauert es immer sehr lange, weil man dann erstmal einen Schlauch legen und den auch gut fixieren muss. Darüber muss dann die Haut mit Wachs modelliert werden. Das dauert immer deutlich länger.

Wie viele Leute hast du insgesamt im Schmink-Team?

Wir sind aktuell fünf Leute in unserer Gruppe in Meckenheim, die schminken. Das variiert aber auch immer. Es kann natürlich nicht jede und jeder bei allen Einsätzen dabei sein, weil wir das ja ehrenamtlich machen. Die meisten können zum Beispiel nicht unter der Woche bei Übungen dabei sein. Meistens sind es aber so ein bis zwei, manchmal drei Leute pro Übung, die schminken.

Realistische Unfalldarstellung im Video

Wir haben für dich noch zwei anschauliche TikTok-Reels zum Thema, in denen Valeria die Wichtigkeit der realistisch anmutenden Wunden und die Besonderheiten der RUD noch einmal erklärt.

Gibt es dafür eine Ausbildung oder ist es mehr Learning by Doing?

Die gibt es grundsätzlich schon, zum Beispiel Maskenbildner-Kurse. Wir haben es uns aber tatsächlich selbst beigebracht. Das meiste haben wir entweder durch Videos, die wir uns angeschaut haben, gelernt oder haben es uns gegenseitig beigebracht. Zudem haben wir viel ausprobiert. Vorletztes Jahr haben wir einen Workshop bei einer Maskenbildnerin besucht, die uns ein paar Tipps zu den verschiedenen Materialien und Farben gegeben hat. Da konnten wir uns dann auch nochmal ein bisschen verbessern.

Was ist der Hauptbestandteil des Schmink-Prozesses?

Das Wachs für die Wunden auf jeden Fall. Damit modellieren wir immer alles und später kommt dann Farbe, also Blut, drauf. Wenn wir beispielsweise Verbrennungen schminken, dann würden wir eher Latexmilch benutzen. Zudem haben wir Pinsel und Spachtel – eben alles, was man zum Modellieren und Schminken braucht. Und natürlich eine Farbpalette mit ganz vielen verschiedenen Rot- und Rosatönen. Damit kann man gut großflächige innere Blutungen schminken, indem man die verschiedenen Rottöne mixt und damit dann Hämatome darstellt.

Was war denn die krasseste Wunde, die du mal geschminkt hast?

Tatsächlich eine arterielle Wunde am Arm, wo wir dann eine spritzende Blutung simuliert haben. Ansonsten eine großflächige Verletzung vom Brustkorb bis zum Bauch-Bereich.

Gibt es auch Wunden, die schwer nachzustellen oder problematisch sind?

Wir passen immer darauf auf, dass wir ein bisschen vorsichtiger sind, wenn unsere Jugend oder die Jugendfeuerwehren mitmachen, was manche Verletzungen angeht. Zum Beispiel abgetrennte Gliedmaßen oder spritzende Blutungen. Das sind natürlich sehr krasse Verletzungen.

Wie bereitet ihr die Darstellerinnen und Darsteller auf die Übungen vor?

Wir haben vor jeder Übung eine Art Briefing, worin wir den Darstellerinnen und Darstellern zum einen erzählen, was das Unfall-Szenario ist, welche Verletzungen es gibt und wie sie sich verhalten sollen. Und zum anderen natürlich, was das Ziel der Übenden ist: Wollen sie eher das Taktische üben? Wollen sie das Medizinische üben – oder beides?

Dementsprechend wissen die verletzten Darstellerinnen und Darsteller dann, wie sie sich verhalten sollen und welche Teile der Übung am wichtigsten sind und ob sie zum Beispiel viel schreien müssen oder gar nicht.

Und dann haben wir auch noch Übungsabende, wo wir dann beratschlagen, worauf es bei den darauffolgenden Übungen ankommt und was verbessert werden kann.

Gibt es eine Feedback-Runde mit allen oder nur mit den Einsatzkräften?

Meistens gibt es eine Feedback-Runde, wo alle dabei sind und wo auch die Darstellerinnen und Darsteller sagen können, wie sie sich betreut gefühlt haben und was gut oder schlecht war in der Patienten-Betreuung. Meist machen die Führungskräfte dann noch eine Nachbesprechung, um zu überprüfen, ob die Ziele der Übung (ausreichend) erfüllt wurden.

Gibt es auch Wettbewerbe, zu denen man fahren kann?

Nicht speziell für die Realistische Unfalldarstellung, es gibt aber eine Rettungsdienst-Challenge, wo Rettungskräfte und Feuerwehrleute aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Da haben wir vor drei Jahren für eine Challenge in Luxemburg geschminkt. Das war cool. Da sind wir mit unserer Gliederung mit drei Bussen voll mit Darstellerinnen und Darsteller hingefahren und haben über mehrere Tage die World Rescue Challenge begleitet. Das war mit die größte Übung, an der wir bisher teilgenommen haben.

Die Realistische Unfalldarstellung (RUD) der Malteser

Die RUD-Teams der Malteser sind unter anderem in Meckenheim und Hannover vertreten. Sie schminken Darstellerinnen und Darsteller insbesondere für interne Ausbildungszwecke. Zu ihrem Repertoire gehören einfachen Schürf- und Platzwunden, Verfärbungen der Haut, schwere traumatische Verletzungen und Knochenbrüche. Wer selbst Interesse hat, Teil des RUD-Teams zu werden oder als Darstellerinnen oder Darsteller zu unterstützen, kann sich gerne bei seinen Maltesern vor Ort melden.


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