Ribal Kausa: Vom Flüchtling zum Rettungshelfer

Als Kriegsflüchtling kommt der Syrer mit seiner Frau nach Deutschland. In Aleppo hat er alles verloren. Hier baut er sich sein Leben Stück für Stück wieder auf. Was das für ihn bedeutet erfährst du hier.

Darum geht's


Das Leben in Deutschland

FC Barcelona, Borussia Dortmund und Aufsteiger SC Paderborn - für diese Vereine schlägt das Fan-Herz von Ribal Kousa. Der Fußball sei seine große Leidenschaft, erzählt der 32-jährige Syrer. Wenn es der Dienstplan erlaubt, sitzt er vor dem Fernseher und fiebert mit. Diskussionen und Fachsimpeleien im Kollegenkreis gehören dazu: In der Dienststelle der Malteser in Paderborn kennt jeder das Hobby des Rettungshelfers. „Ab und zu kicke ich sogar selbst ein bisschen“, sagt Ribal Kousa, dessen Deutschkenntnisse sich dank entsprechender Kurse und der Herausforderungen des Arbeitsalltags zwischen „gut“ und „hervorragend“ bewegen.

Die Flucht aus Syrien

In Deutschland hat der Mann aus Aleppo Frieden gefunden. Gemeinsam mit seiner Frau Aya floh er 2014 vor dem Bürgerkrieg, der bereits ihre Existenzgrundlage vernichtet hatte und massiv ihr Leben bedrohte. Nach zahlreichen Zwischenstationen erreichte das kinderlose Paar Paderborn, wo schon Ribal Kousas Schwester lebte und studierte. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft war, hatte sich der junge Textilverkäufer damals nicht vorstellen können, dass er in seiner neuen Heimat auch eine völlig neue Berufskarriere beginnen würde.

Dank Schicksalsschlag zum Bufdi

Vor der Chance steht ein Schicksalsschlag: Seine Frau erkrankt, muss operiert werden und für ihre Genesung mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen. Über Krankentransport-fahrer bekommt das Paar Kontakt zu den Maltesern. „Die Aufgaben der Fahrer und ihre freundliche Art zu helfen haben mir sehr gut gefallen“, sagt Ribal Kousa. Heute arbeitet er mit den Helfern von einst jeden Tag zusammen. Denn Ribal Kousa zögerte damals nicht lange und bewarb sich mit Unterstützung des Jobcenters bei der Malteser-Dienststelle um einen Job. Mit Erfolg: „Am 15. August 2017 bin ich als ,Bufdi' gestartet“, erinnert er sich noch genau.

Der Job als Rettungshelfer

Seine erworbenen fachlichen Fähigkeiten, sein persönliches Engagement und seine Art im Umgang mit Menschen sorgten dafür, dass der anerkannte Flüchtling nach Ende des 14-monatigen Bundesfreiwilligendienstes nahtlos weiterarbeiten konnte. Nun allerdings als hauptamtlicher Mitarbeiter. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem regelmäßige Dialyse-Fahrten, Bring- und Abholdienste für Kindergartenkinder und das Ausliefern von Menüs. Bei mittlerweile vielen hundert Fahrten hat Ribal Kousa bislang zwei negative Erfahrungen gemacht. So habe ihn eine ältere Frau allein aufgrund seiner Herkunft als „dumm und gefährlich“ bezeichnet. „Ich habe dann einfach geschwiegen und meinen Job gemacht wie immer“, erzählt der Rettungshelfer und zuckt mit den Schultern.

Lieber denkt er an seinen allerersten Einsatz im Rettungsdienst zurück. Weil sich der Zustand eines Senioren, der ins Krankenhaus gebracht werden sollte, plötzlich verschlechterte, durfte er mit Sonderrechten fahren. „Das war direkt das volle Programm.“ Dem Patienten habe so schnell und erfolgreich geholfen werden können. Vielleicht wird Ribal Kousa in absehbarer Zeit öfter mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs sein: Die nächsten Sprossen auf der Karriereleiter - Rettungssanitäter und Notfallsanitäter - hat er fest im Blick.

Malteser Migrationsbericht 2019

Dieses Porträt ist Teil des Malteser Migrationsberichts 2019. Mit dem Migrationsbericht sollen die Themen Flucht und Migration auf Faktenbasis beleuchtet werden, um ein Gegengewicht zur emotionalen Diskussion in der Gesellschaft zu bieten. Der wissenschaftliche Teil des Berichts ist federführend vom renommierten Wirtschaftswissenschaftler Prof. Lars Feld verfasst worden und ihr könnt ihn euch hier herunterladen: www.malteser.de/migrationsbericht

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