Teamleader gesucht – Führungspositionen im Ehrenamt

Etwa 16 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. All diese Menschen müssen gut koordiniert werden. Diese Aufgabe übernehmen Führungskräfte. Neben den hauptamtlichen gibt es auch ehrenamtliche Führungskräfte. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Ämter, die zu erfüllenden Voraussetzungen und die Aufgabengebiete.

Darum geht's


Führungsaufgaben beginnen schon vor dem Notruf

Ein Horrorszenario: Massenpanik bei einem Großevent – viele Verletzte. Viele Verletzte. Die Sanitäterinnen und Sanitäter vom Katastrophenschutz treffen am Unglücksort ein und sollen die Hilfebedürftigen versorgen. Auch wenn jeder weiß, was in so einer Situation zu tun ist, hat die Führungskraft schon lange vor dem eigentlichen Einsatz mit der Arbeit angefangen.
Die Führungskräfte im Katastrophenschutz sind das ganze Jahr über für die Ausbildung ihrer Einsatzkräfte im Einsatz, erstellen Alarmierungs- und Dienstpläne und stellen so sicher, dass im Notfall genug Helferinnen und Helfer alarmiert werden können.   
Sind alle Hilfs- und Einsatzmittel vorhanden und intakt? Auch dafür ist die Führungskraft verantwortlich. Und dann muss vor Ort jemand das Sagen haben. Würden alle machen, was ihnen in den Sinn kommt, würde das pure Chaos herrschen. Darum ist es wichtig, dass jemand den Hut aufhat, den Überblick über alles behält und sagen kann, was zu tun ist. Nur so können alle ihre Aufgaben erfüllen und anderen Menschen helfen.

Führungspositionen: Tätigkeiten mit Nervenkitzel

Sebastian ist Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr und damit verantwortlich für die Abläufe in seiner Feuerwache. Er kümmert sich darum, dass die Ausrüstung vollständig und immer einsatzbereit ist. Er schreibt Dienstpläne und ist der Hauptverantwortliche bei den Einsätzen seines Teams. Für die Führungsposition als Wehrführer wurde Sebastian ganz offiziell vom Team gewählt. Um dieser Verantwortung auch immer gut und gewissenhaft nachkommen zu können, hat er eine Weiterbildung zur Führungskraft gemacht.

Laura hat sich viele Jahre ehrenamtlich als Zugführerin beim Katastrophenschutz der Malteser engagiert. Gemeinsam mit einer weiteren ehrenamtlichen Zugführerin leitete sie ein 66-köpfiges Einsatzteam. Vor Ort trug sie die Verantwortung für die gesamte Einheit. Die Aufgaben der Zugführung sind denen von Wehrführer Sebastian sehr ähnlich: Sie plant die Einsätze, ist vor Ort verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf und kommuniziert mit den anderen Hilfsorganisationen im Einsatzfall. Außerdem hat sie im Blick, dass alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer die nötigen Aus- und Fortbildungen machen. Während der Einsätze wird die Zugführung von der Gruppenführung unterstützt. Die Gruppenführung ist – vereinfacht gesagt – verantwortlich für eine fachliche Gruppe innerhalb der gesamten Einheit, wie zum Beispiel für die Sanitäterinnen und Sanitäter oder für technische Einsatzkräfte. 

Administrative Führungspositionen in „zweiter Reihe“

Robert ist seit knapp zwei Jahren Stadtbeauftragter in der Gliederung der Malteser in Bornheim. Er führt und verantwortet die Arbeit der verschiedenen ehrenamtlichen Dienste der Malteser in der Stadt. Mit 24 Jahren ist er in dieser Position einer der jüngsten ehrenamtlichen Führungskräfte in der Hilfsorganisation und hat zudem ein junges, engagiertes Leitungsteam an seiner Seite. In Bornheim kümmern sich neben Robert auch Marcel (24), Daniel (29) und Roman (31) als stellvertretende Beauftrage, beziehungsweise Geschäftsführer um die administrativen Tätigkeiten. Auch sie engagieren sich ehrenamtlich. Das junge „Quartett“ – wie sie sich selbst bezeichnen – sorgt gemeinsam dafür, dass alles reibungslos läuft.

Als Beauftragte oder Beauftragter verantwortest du einerseits, welche Dienste angeboten werden (Einsatzdienste, Soziale Arbeit, Jugend Arbeit usw.), und sorgst auch dafür, dass deine Gliederung nach außen hin vertreten wird. Beispielsweise gegenüber anderen Institutionen, der Stadt oder auch dem Bürgermeister bzw. der Bürgermeisterin. „Man muss Kurs halten, Ansprechpartner sein“, erklärt Robert. Als Stadtbeauftragter übernimmt Robert viele Aufgaben, die sich im Hintergrund abspielen und die eben auch erledigt werden müssen, damit Menschen wirksam geholfen werden kann: „Die Basis für unsere Hilfe sind die Ehrenamtlichen in den Diensten – wir als Führungskräfte sind so ein bisschen das Schmiermittel, damit Ehrenamt überhaupt funktionieren und helfen kann.“  Und das geht bei den Maltesern heutzutage eben auch im Team.


Aber wie ist Robert überhaupt zu seiner Position als Stadtbeauftragter bei den Maltesern Bornheim gekommen? Bei ihm führte der Weg an die Spitze ganz klassisch über ein Engagement in den Diensten: Gestartet ist er im Schulsanitätsdienst, dann ging es weiter zur Malteser Jugend und während der Abi-Phase übernahm er zum ersten Mal Leitungsaufgaben im Sanitätsdienst an seiner Schule. Anschließend führte ihn sein Weg in die Einsatzdienste, wo er eine Fortbildung zum Gruppenführer machte. Robert ist – neben seiner Tätigkeit als Stadtbeauftragter – noch immer ehrenamtlich aktiv.
Doch welche Fähigkeiten sind als Beauftragte oder Beauftragter gefragt: „Man sollte schon ein Organisationstalent sein, um die Arbeit und die Einsätze zu strukturieren“, berichte er, „auch Empathie sollte man mitbringen, die Menschen sehen und ihre Probleme verstehen.“  Zudem sollte man sich darüber bewusst sein, dass das Ehrenamt als Beauftragter doch Zeit und regelmäßigen Einsatz erfordert. „Hier mal ‘ne Mail, da mal ein Anruf, und immer ansprechbar sein.“

Auch deshalb ist die Teamlösung in Bornheim für Robert ideal. So bekommt er Studium, Privatleben und sein Ehrenamt unter einen Hut. „Wenn man zu viert ist, kann man sich auch mal rausziehen – zum Beispiel, wenn ich Klausurenphase an der Uni habe, dann springt mein Stellvertreter ein.“ Die Vier haben sich inzwischen richtig gut eingespielt und sind Freunde geworden: „Am Anfang war es etwas wuselig, bis man sich eingefunden hatte, aber mittlerweile wissen wir, wie die Sachen laufen“, erklärt Robert und lacht. Auch wenn Robert und seine drei Kollegen viel Verantwortung tragen und viel Zeit für ihr Ehrenamt aufbringen, machen sie es gerne. „Ehrenamt muss Spaß machen“, sagt Robert. „Und das tut es auch.“

Wie Robert kannst auch du dich bei den Maltesern für Führungspositionen fortbilden lassen. Die meisten Führungsaufgaben gibt es in den Einsatzdiensten, zum Beispiel als Gruppenführerin bzw. Gruppenführer oder Zugführerin bzw. Zugführer. Vielleicht siehst du deinen Platz auch gar nicht direkt in einem Dienst, sondern kümmerst dich viel lieber im Hintergrund darum, dass Hilfe überhaupt möglich ist? Für Leitungs- oder einzelne administrative Aufgaben suchen die Malteser immer auch Quereinsteiger. Auf jeden Fall kannst du dich Schritt für Schritt darauf vorbereiten, auch im Ehrenamt mehr Verantwortung zu übernehmen.

Führungsebene in der Kinder- und Jugendarbeit

Nicht alle ehrenamtlichen Führungspositionen müssen etwas mit Notfällen oder Katastrophen zu tun haben. Als ehrenamtliche Übungs- oder Gruppenleitung bist du in erster Linie für Spiel und Spaß zuständig. Das kann im Sportverein sein, in den Kinder- und Jugendgruppen von Kirchengemeinden, bei den Pfadfindern oder bei Organisationen wie der Malteser Jugend. Wenn du Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit betreust, brauchst du eine entsprechende Ausbildung. Du lernst dabei unter anderem, wie du jemandem etwas beibringst, wie du motivierst, mit Konflikten umgehst und wie du Regeln durchsetzt. Auf jeden Fall brauchst du als Gruppenleiterin oder -leiter eine Ausbildung in Erster Hilfe, denn Übungsleiter sind auch Ersthelfer. Schließlich trägst du Verantwortung für deine Gruppe.

Nour ist Jugendgruppenleiterin bei der Malteser Jugend. Sie hat die Ausbildung absolviert und sofort ihre erste eigene Gruppe übernommen. Der Grundkurs dauert ein Wochenende, der Aufbaukurs geht über 6-7 Tage. Alle ein bis zwei Wochen führt Nour die sogenannten Gruppenstunden durch. Es wird gebastelt, gespielt oder über ganz bestimmte Themen wie Nachhaltigkeit oder Kinderrechte gesprochen. Außerdem trifft sie sich mit den anderen Gruppenleiterinnen und -leitern zu Gesprächsrunden. Und dann gibt es natürlich noch die gemeinsamen Aktionen wie Feiern, Ferienfreizeit und Fahrten, beispielweise ins Bundesjugendlager. Dann plant sie Aktivitäten und passt auf die Kinder auf. Kurz gesagt: Die Kinder- und Jugendgruppeleitung unterstützt Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung, bringt ihnen etwas bei und hilft ihnen, ihre Potenziale zu entfalten.

Die Voraussetzungen: Das sollte eine Führungskraft mitbringen

Für die Tätigkeit als ehrenamtliche Führungskraft solltest du die folgenden Grundvoraussetzungen mitbringen, um deine Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können:

  • Offenheit gegenüber deinen Mitmenschen
  • Ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft
  • Du solltest dir deiner Vorbildfunktion bewusst sein
  • Die Fähigkeit, Menschen gut motivieren zu können und Freude daran zu haben
  • Du solltest ein Organisationstalent besitzen
  • Eine offene und gute Kommunikation
  • Die Fähigkeit, auch mal „Nein“ zu sagen


Zusätzlich zu den Softskills kommen auch noch ein paar Rahmenbedingungen hinzu:

  • Als Jugendgruppenleitung solltest du mindestens 15 Jahre alt sein
  • Beim Katastrophenschutz musst du in der Regel mindestens 18 Jahre sein, um eine Führungsposition bekleiden zu könne
  • Grundsätzlich brauchst du für jede ehrenamtliche leitende Funktion eine Aus- oder eine Weiterbildung


Welche Aus- oder Weiterbildung du benötigst, hängt von dem jeweiligen Amt und der Position ab. Auch die damit einhergehende Dauer der Bildungsmaßnahme kann daher variieren. Beispielsweise dauert die Ausbildung zur Zugführerin beziehungsweise zum Zugführer rund eine Woche. Um diese aber überhaupt beginnen zu können, musst du bereits ein wenig Erfahrung mitbringen und eine Weile Gruppenführerin oder Gruppenführer gewesen sein.

Malteser Akademie

In der Malteser Akademie findest du eine Vielzahl an Fortbildungsmöglichkeiten in Form von Seminaren, welche dich auf deinem Weg als (angehende) Führungskraft unterstützen.


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