Starke Frauen in ehrenamtlichen Führungspositionen bei den Maltesern

Sie war da, wenn die Not am größten war: Dr. Laura Planko aus Bad Honnef arbeitete fünf Jahre ehrenamtlich als Zugführerin im Katastrophenschutz der Malteser; ein Job in einer absoluten Männerdomäne. Im Interview erzählt die promovierte Biologin und Mutter zweier Kleinkinder (4 und 6 Jahre alt), wie sie diese aufregende Zeit erlebte – und warum der Weltfrauentag auch im Jahr 2020 noch immer relevant und wichtig ist.

Darum geht's:


Bis zu der Geburt ihres ersten Kindes vor sechs Jahren war Laura als ehrenamtliche Helferin Zugführerin im Malteser Katastrophenschutz. Wir sprachen mit ihr darüber, wie sie dazu kam, was ihre wichtigsten Erfahrungen waren und wie sie sich als Frau in dieser „klassischen Männerwelt“ fühlte.

Seit wann bist du bei den Maltesern aktiv?

Laura: Als ich 16 Jahre alt war, nahm mich eine Mitschülerin zu einem Treffen mit. Mir gefielen sofort die Atmosphäre und der Zusammenhalt in der Gruppe. Also wurde ich selbst aktiv, fand dort Freunde und machte mit der Zeit eine Ausbildung und mehrere Fortbildungen. Erst war ich Schwesternhelferin, dann habe ich einen Ausbilderschein in Erster Hilfe gemacht. Später wurde ich Rettungssanitäterin, bis ich schließlich im Katastrophenschutz landete – und dort schließlich Zugführerin wurde. 

Für wie viele Menschen warst du verantwortlich?

Laura: Wir hatten 33 Positionen in unserer Einheit, die alle doppelt besetzt waren – also auch meine. Ich teilte mir die Zugführung mit einem ebenfalls ehrenamtlichen Malteser-Kollegen und wir waren zusammen für 66 Leute verantwortlich.

Was waren genau deine Aufgaben?

Laura: Wir wurden beim Katastrophenschutz als schnelle Einsatzgruppe eingesetzt, hatten unter anderem eine Sanitäts-, Technik-, Betreuungs- und Verpflegungseinheit. In meiner Dienstzeit haben wir zum Beispiel ein Altersheim evakuiert, die Katholikentage in Münster betreut, waren bei Großveranstaltungen wie der „Love Parade“ oder „Rhein in Flammen“ im Einsatz, halfen bei einem Erdbeben in Italien. Ich habe die Einsätze intern für unsere Einheit geplant und dafür gesorgt, dass vor Ort alles reibungslos lief. Dazu gehörte auch, dass ich im Auge behielt, dass alle Mitarbeitenden die richtigen Aus- und Fortbildungen absolvierten und das Material einsatzbereit war. Und ich war außerdem für die Kommunikation mit den anderen Dienststellen zuständig.

Welcher Einsatz war für dich besonders einprägsam?

Laura: Ich war mit einigen Mitgliedern meiner Einheit 2009 nach den Erdbeben in L’Aquila in den Abruzzen in Italien im Einsatz. Konkret betreuten wir dort eine Zeltstadt, in der 400 Einheimische untergebracht waren, die durch das Beben alles verloren hatten. Ihr Dorf war komplett zerstört, das Leid der Menschen ging auch den Helfenden an die Substanz. Bei diesem Einsatz gab es viele Herausforderungen. Ich spreche zum Beispiel kaum Italienisch. Und es war schon ein Abenteuer, in Italien mit Englisch- und Französischkenntnissen unter Einsatzbedingungen für 400 Menschen einzukaufen, beziehungsweise Versorgungsgüter zu beschaffen.

Wie fühltest du dich als Frau in dieser Position?

Laura: Damals war es tatsächlich so, dass ich eine von sehr wenigen Zugführerinnen war. Ich glaube schon, dass ich für viele als Exotin in dem Bereich galt. Und mit dieser Rolle hatte ich manchmal zu kämpfen – nicht intern, aber wenn wir mit anderen Einheiten oder auch anderen Institutionen wie der Feuerwehr oder der Polizei zusammengearbeitet haben. Da hieß es dann schon Mal: „Was will denn das Mädchen hier …“ Ich finde schon, dass ich mich als Frau mehr beweisen, mehr leisten musste und mir nicht von Anfang an so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, wie das bei einem männlichen Kollegen der Fall gewesen wäre.

Gab es auch Situationen, die für dich leichter waren?

Laura: In unserer Ortsgruppe habe ich mich immer akzeptiert gefühlt. Wir sind zusammen gewachsen. Alle Mitglieder unserer Einheit waren ehrenamtlich tätig, das erfordert ein hohes Engagement. Dabei ist es für die meisten entscheidend, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Deshalb sind das menschliche Miteinander, die Zufriedenheit der Kollegen und der Zusammenhalt der Gruppe besonders wichtig. Das heißt auch, dass Gespräche mit den Kollegen und Mitarbeitenden sehr viel meiner Arbeitszeit ausmachten. Vielleicht ist mir das als Frau manchmal leichter gefallen und vermutlich war der Ton bei uns in der Einheit ein anderer als anderswo. Als ich anfing, war der Katastrophenschutz eine Männerdomäne, mit der Zeit kamen mehr Frauen zu uns – das hat mich sehr gefreut.

Auch heute bist du noch neben deinem Job und der Familie ehrenamtlich bei den Maltesern aktiv. Wie schaffst du es, das alles zu vereinbaren?

Laura: Das ist in der Tat schwierig, aber es ist alles eine Frage der Planung. Ich muss mir die Zeit heute anderes freischaufeln, muss Hilfe von den Großeltern organisieren, mich mit meinem Mann absprechen. Die Belastung mit zwei kleinen Kindern ist schon sehr hoch – und leider oftmals immer noch vorrangig Frauensache.


So lange Frauen für die gleichen Jobs nicht die gleiche Anerkennung bekommen wie Männer, ist der Weltfrauentag natürlich noch relevant.

Dr. Laura Planko


Wie stehst du zum Weltfrauentag? Ist er heute noch relevant?

Laura: Ich empfinde es schon so, dass es noch eine Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gibt. Auch in meinem Umfeld erlebe ich oft, dass es die Frauen sind, die alles schultern müssen – ihre Arbeit, die Kinder, den Haushalt. Immer sind sie für jemanden verantwortlich, immer müssen sie sich kümmern. Ich habe das Glück, dass mein Mann und ich zu Hause sehr gleichberechtigt sind, uns die Arbeit teilen. Aber das ist nicht überall so – und vor allem nicht so selbstverständlich, wie das eigentlich der Fall sein sollte. Und deshalb ist der Weltfrauentag in meinen Augen noch ein wichtiger Tag, der auf diesen Missstand aufmerksam macht. Ich bin promovierte Biologin, auch während meines Studiums war es so, dass ich immer beweisen musste, was ich kann. Ich bin den Weg gegangen, den ich mir wünschte. Das sollte jeder Frau möglich sein.

Was würdest du dir in der Zukunft für Frauen wünschen?

Laura: Mich hat schon das mangelnde Vertrauen gestört, das mir von Menschen entgegengebracht wurde, die mich gar nicht kannten. Wenn sich ein Mann eine bestimmte Position oder Rangstufe erarbeitet hat, dann traut man sie ihm in der Regel auch zu. Das ist bei Frauen nicht so, ihre Fähigkeiten werden in bestimmten Bereichen immer noch infrage gestellt. Das ist herabwürdigend, und das sollte sich ändern. Frauen verdienen für die gleiche Arbeit auch die gleiche Anerkennung – das gilt natürlich auch für die Bezahlung. Wie kann es sein, dass Frauen heute immer noch weniger verdienen als Männer in exakt den gleichen Jobs? 


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