DUCKDALBEN: Seemannsclub mit Herz


DUCKDALBEN international seamen´s club: ein Zuhause fernab der Heimat

Wer zur See fährt, führt ein ganz besonderes Leben: Monatelang sind die Seeleute von ihren Familien und Freunden getrennt, leben und arbeiten auf Schiffen eng mit Fremden zusammen – Privatsphäre gibt es kaum. Seit 34 Jahren ist der Seemannsclub DUCKDALBEN Anlaufstelle für Seefahrer aus aller Welt, die im Hamburger Hafen zu Gast sind. „Wir sind für die Seeleute ein Zuhause fernab ihrer Heimat“, erklärt Jan Oltmanns, der DUCKDALBEN mit aufgebaut hat und seit 1986 leitet – seit 1995 zusammen mit Diakonin Anke Wibel. Mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die meisten davon Ehrenamtliche, engagieren sich dort. „Wir sehen uns als Freunde der Seeleute, sind ein Zufluchtsort, an dem sie ihre Freizeit verbringen und ihrem Bordalltag entfliehen können“, beschreibt Jan Oltmanns das Konzept.

Was passiert eigentlich in einem Seemannsclub?

Im DUCKDALBEN können die Seeleute wenigstens für einen Moment auf andere Gedanken kommen. Es gibt unter anderem Billardtische, Kicker, verschiedene Musikinstrumente und einen Sportplatz. Außerdem eine Bar, eine Bibliothek sowie einen kleinen Shop, in dem Dinge des täglichen Bedarfs, Snacks und Souvenirs gekauft werden können. Auch kostenlose Check-ups durch Ärztinnen und Ärzte werden regelmäßig angeboten. Außerdem können die Seeleute Geld nach Hause überweisen und es stehen Seelsorgerinnen und Seelsorger für Gespräche bereit. „Das Wichtigste ist aber, dass wir den Seeleuten die Kommunikation mit ihren Familien ermöglichen“, sagt Jan Oltmanns. Im DUCKDALBEN gibt es Telefon- und SIM-Karten, außerdem können vor Ort kostenlos Computer und WLAN genutzt werden – zum Beispiel für Skype-Telefonate. Denn auf vielen Schiffen ist die Kommunikation mit der Heimat schlichtweg nicht möglich. Internet gibt es meist nur in Küstennähe oder via Satellit zu horrenden Preisen. „Das ist ein Riesenproblem. Die Menschen verbringen Monate auf See – und das ist umso härter, wenn man nicht weiß, wie es den Lieben zu Hause geht“, erklärt Oltmanns. 

Warum ist die Arbeit der Seemannsmission so wichtig?

Wer Jan Oltmanns fragt, warum die Arbeit der Seemannsmission so wichtig ist, bekommt eine klare Antwort: Weil die Seeleute wichtig sind. Monatelang leben sie ohne Kontakt zu Freunden und der Familie, arbeiten hart, verzichten auf vieles. „Und das machen sie vor allem auch für uns“, betont Jan Oltmanns. Denn 90 Prozent aller Waren werden über den Seeweg transportiert. „No Shipping, no Shopping“ lautet das Motto. Seeleute sind systemrelevant. Das betont auch Jan Oltmanns immer wieder: „Die Männer sind für uns unterwegs, opfern sich dafür auf, dass wir konsumieren können. Mit unserer Arbeit im DUCKDALBEN wollen wir ihnen etwas zurückgeben und unsere Wertschätzung ausdrücken.“ 

Unter Seeleuten wird Toleranz gelebt

Auch wenn der DUCKDALBEN eine christliche Seemannsmission ist – bekehrt werden soll hier niemand. Jeder darf seine Religion ausleben, dafür gibt es sogar einen multireligiösen Andachtsraum, in dem jede der großen Weltreligionen ihren Platz hat und Raum für Gebete bietet. „Der Andachtsraum soll deutlich machen, dass für uns alle Menschen gleich sind und wir jeden so respektieren, wie er ist. Wir sprechen alle Seeleute als unsere Freunde an“, sagt Jan Oltmanns. Diese Haltung schlägt sich auf die gesamte Atmosphäre nieder. Es geht familiär zu im DUCKDALBEN, Konflikte gibt es so gut wie nie. Jan Oltmanns weiß, woran das liegt: „Seeleute sind friedlich und in einem guten Sinn tolerant. Sie schauen auf das, was sie gemeinsam haben und nicht auf das, was sie trennt – da könnten sich so einige ein Beispiel dran nehmen.“ In den letzten 34 Jahren kann er sich an nur einen echten Konflikt zwischen den Seeleuten erinnern. „Das war zur Zeit des Jugoslawienkonflikts. Da war die Anspannung zwischen Serben und Kroaten doch sehr deutlich zu spüren. Ansonsten läuft es hier aber durchweg gemeinschaftlich ab. Der DUCKDALBEN ist ein Ort des Friedens.“

Corona stellt die Seeleute vor besondere Herausforderungen

Die Corona-Pandemie verschärft die Situation der Seeleute jetzt allerdings enorm. Gerade kleine Reedereien können es sich nicht leisten, die Seeleute, wie sonst üblich, nach ein paar Monaten abzulösen und in den Heimaturlaub zu schicken. „Sie sitzen an Bord fest, ohne Perspektive, wann es nach Hause geht. Dort wiederum sitzen andere, die nicht wissen, wann sie wieder auf ein Schiff kommen und Geld verdienen können. Das ist eine enorme psychische Belastung für die Seeleute, leider hat sich deshalb auch schon die Suizidrate auf den Schiffen erhöht“, sagt Jan Oltmanns alarmiert. Wegen Corona trauen sich derzeit viele Seeleute nicht von Bord, mitunter verbietet ihnen aber auch die Reederei, an Land zu gehen. Der DUCKDALBEN arbeitet eng mit der Wasserschutzpolizei und dem hafenärztlichen Dienst zusammen, die die Seeleute an den Schiffen über das Angebot der Seemannsmission informieren. „Und wer nicht zu uns kommen kann, zu dem kommen eben wir“, erklärt Oltmanns. „Wir wollen trotz Corona da sein, bieten zum Beispiel einen Lieferdienst an: Die Seeleute bestellen, was sie brauchen, und wir bringen es bis zum Schiff.“

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Der DUCKDALBEN wurde bereits als bester Seemannsclub der Welt ausgezeichnet und wird immer wieder von den Seeleuten für diesen Award nominiert. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Jan Oltmanns. „Es zeigt, dass das, was wir tun, wichtig und richtig ist.“ Immer wieder erstaunt ist er darüber, wie Menschen, die nicht zur See fahren, auf den DUCKDALBEN aufmerksam werden. „Eine Theologiestudentin aus Deutschland wurde mal mitten in den Anden gefragt, ob sie den DUCKDALBEN kennt, weil sie Deutsche ist“, erzählt er und lacht. „Da musst du unbedingt mal hin, sagte man ihr – und tatsächlich hat sie später ein Praktikum bei uns gemacht.“ Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer würde es den DUCKDALBEN so nicht geben. Der jüngste ist 18 Jahre alt, der älteste geht auf die 80 zu. „Das Team ist bunt gemischt. Vom Arzt bis zum Zollbeamten ist bei uns alles dabei!“ freut sich Oltmanns. Wer hier arbeiten möchte, muss Offenheit und Toleranz mitbringen. Und vor allem muss es auch menschlich stimmen: „Manchmal sagen wir im Scherz, dass wir alle mit Nachnamen DUCKDALBEN heißen“, erzählt er. „Der Zusammenhalt ist wirklich toll, das möchten wir bewahren.“ Interessenten machen deshalb immer einen Schnupperdienst. Und wenn es passt, ist man dabei. Oder wie Jan Oltmanns es ausdrückt: „Dann ist man auch ein Ducki!“

So kannst du dem DUCKDALBEN helfen

Die Warteliste für ein Ehrenamt im DUCKDALBEN ist lang. Aktuell wird coronabedingt zudem in verkleinerten Teams gearbeitet, sodass zurzeit keine neuen Ehrenamtlichen aufgenommen werden können. Auf duckdalben.de kannst du verfolgen, wann wieder Ehrenamtliche gebraucht werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den DUCKDALBEN durch eine Spende zu unterstützen – alle Infos dazu findest du hier

Möchtest du die Malteser mit einer Spende unterstützen, findest du hier das Formular.


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