Boreout: Wenn Langeweile krank macht.

Wusstest du, dass nicht nur Stress, sondern auch Unterforderung und Langeweile im Job oder in der Uni krank machen können? Das Boreout-Syndrom ist das Pendant zum Burnout-Syndrom und kann dich schleichend emotional aus der Bahn werfen. Wie du dich vor den Folgen schützen kannst, erklären wir dir.

Darum geht's:


Boreout: Mehr als ein neues Buzzword.

Mit neuen Technologien steigt die Geschwindigkeit unseres Lebens zunehmend. Internet, Smartphones, Highspeed-Anschlüsse, Social Media und KI-Tools beschleunigen unseren Alltag mit der allgemeinen Erwartungshaltung, ständig erreichbar zu sein und effizient zu agieren. Sowohl privat als auch beruflich sind wir diesem wachsenden Tempo ausgeliefert, wenn wir Schritt halten wollen. Das kann schnell überfordern und in einem Burnout enden. Paradoxerweise kann aber auch eine Unterforderung ebenso krank machen, wie eine Überforderung. Wie beim Ausbrennen bei zu viel Stress kann auch Langeweile das Wohlbefinden belasten und einen emotional aus der Bahn werfen. In dem Fall spricht man vom Boreout-Syndrom. Boreout lehnt sich an dem Begriff „Burnout“ an, dass aus dem Englischen übersetzt „Ausbrennen“ bedeutet und seit 2022 als Krankheit „Psychische Belastung durch Überbelastung und Stress“ anerkannt ist. Für Boreout hingegen, aus dem Englischen übersetzt „sich langweilen“ oder „Langeweile“, gibt es noch keine anerkannte Diagnose. Das bedeutet jedoch nicht, dass Menschen unter den Symptomen eines Boreouts nicht leiden und verzweifeln können. Auch junge Menschen, die voller Tatendrang ins Berufsleben starten, können in die sogenannte Boreout-Falle geraten, wenn sie in einem Job festsitzen, der ihnen keine Herausforderungen bietet.

Wie fühlt sich ein Boreout an?

Das Boreout-Syndrom ist tückisch. Obgleich Boreout als das Gegenteil zum Burnout beschrieben wird, sind die Symptome ähnlich. Betroffene berichten, dass die Unterforderung im Beruf sie in höchstem Maße unzufrieden macht. Erklärbar ist das psychologisch dadurch, dass Unterforderung als qualitative Erfahrung wahrgenommen und abgespeichert wird, die uns mental beunruhigt. Diese Form der Langeweile im Beruf bringt Körper, Geist und Seele aus dem Gleichgewicht. Personen, die unter einem Boreout leiden, fühlen sich ungenutzt, missachtet, ausrangiert und innerlich leer. Diese ungewollte Antriebslosigkeit im Job kann zu Selbstzweifeln führen und das gesamte Selbstwertgefühl senken. Diese Unzufriedenheit wirkt sich wiederum schleichend auf die Gesundheit und die gesamte Arbeitsleistung aus, mit Symptomen wie:


Nicht selten bewegen sich Betroffene mit diesen Symptomen in einer Negativspirale, die einen immer tiefer hineinzieht und aus der man nur mit sehr viel Anstrengung wieder herausfindet. Wenn du das Gefühl hast, dich in einer Boreout-Spirale zu befinden, kannst du das in einem ersten Schritt selbst überprüfen und wir haben Tipps für dich, wie du da wieder rauskommst.

Warnsignale Boreout: Darauf solltest du achten!

Frage dich zuerst, wie lange du dich in deinem Job bereits langweilst. Ist es nur eine Übergangsphase, in der die Auftragslage deines Unternehmens gerade eine Flaute erlebt oder befindest du dich grundsätzlich in einem Arbeitsumfeld, indem du permanent unterfordert bist? Wenn der Zustand schon länger anhält und du das Gefühl hast, in eine Boreout-Falle zu geraten oder schon mittendrin zu stecken – dann kannst du das mit folgenden Fragen überprüfen:

  1. Hast du Spaß an deiner Arbeit?
  2. Bist du gern in deinem Unternehmen beschäftigt?
  3. Vergeht deine Arbeitszeit wie im Fluge?
  4. Bist du mit deinen Arbeitsaufträgen ausgelastet?
  5. Findest du deine Arbeits-Beiträge sinnhaft und wertvoll?
  6. Erfährst du ausreichend Wertschätzung für deine Arbeit?
  7. Gibt es eine faire Arbeitsverteilung in deinem Team?
  8. Kannst du in deinem Team offen über Missstände sprechen?
  9. Fühlst du dich von deiner Chefin oder deinem Chef gesehen und verstanden?
  10. Wirst du deinen Qualifikationen entsprechend eingesetzt?


Kannst du die Mehrheit der Fragen mit NEIN beantworten, hast du innerlich vermutlich schon gekündigt oder denkst darüber nach. Bleibt die Frage: Möchtest du so weiter machen oder etwas verändern?

Was kannst du gegen ein Boreout tun?

Natürlich könnte ein Jobwechsel schnell helfen, was nur du für dich allein entscheiden kannst. Solltest du aber gern in deinem Beruf und in deinem Unternehmen arbeiten, lohnt es sich, die Themen der Fragen anzugehen, um die Arbeitssituation und damit dein Wohlbefinden zu verbessern. Vielleicht ahnt deine Chefin oder dein Chef nichts von deiner Unzufriedenheit und möglicherweise gibt es sogar eine einfache Erklärung für die momentane Situation. Grundsätzlich ist es nicht ratsam, sich hinter Ordnern zu verstecken und in der Negativ-Spirale zu verharren, in der Hoffnung, dass das Unwohlsein irgendwann vorbei geht. Also: Sei mutig und suche proaktiv das Gespräch mit deinen Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen, um eine Lösung für deine Arbeitssituation zu finden. Mit diesem Schritt setzt du dich aktiv für dich selbst ein, was dein Selbstbewusstsein stärkt. Zudem bekommst du vielleicht die erhoffte Erklärung, warum die Lage gerade so ist wie sie ist, was dein Stimmungsbarometer relativieren könnte. Vielleicht ergeben sich sogar umgehend neue Aufgabenfelder, die dir bislang noch nicht bekannt waren und dir Spaß machen. Häufig sind Aufgaben innerhalb von Teams ungleich verteilt, sodass die Problematik schnell gelöst werden kann. Sollte es tatsächlich an der momentanen Auftragslage liegen, könntest du Fortbildungsmaßnahmen anfragen, beantragen und angehen, um deine Qualifikationen auszubauen. Bildung ist immer Bewegung und Bewegung ist gut für Körper, Geist und Seele.

Ehrenamt gegen Langeweile

Langeweile kann unser Gemüt im Privatleben ebenso psychisch belasten wie im Beruf. Wenn du in deiner Freizeit eine sinnvolle Beschäftigung suchst, kannst du dich vielleicht in einem Ehrenamt bei den Maltesern einbringen, das dir Spaß bringt und anderen Menschen hilft, die dein Engagement zudem mit Wertschätzung honorieren. Schau dich gerne bei den Maltesern um, welches Ehrenamt für dich in Frage kommt.

Wer kann dir bei einem Boreout helfen?

Wenn ein Gespräch im Kollegenkreis oder mit Vorgesetzten nicht möglich ist, kannst du dich mit deinem Anliegen auch an den Betriebsrat wenden, der sich mit der Problematik Boreout auskennen sollte. Der Betriebsrat wird mit dir gemeinsam die Gründe der Arbeitssituation analysieren, Lösungskonzepte überlegen und diese dann mit deinen Vorgesetzten teilen. Sollte es in deinem Unternehmen keinen Betriebsrat geben, kannst du dich vielleicht vertrauensvoll an eine Person in der Personalabteilung wenden, um die Dinge mit deinen Vorgesetzten in einem Mediations-Gespräch zu klären. Das kann helfen, bereits aufgestaute Emotionen besser zu sortieren, um auf der Sachebene Lösungsansätze zu finden. Das Ziel sollte immer sein, wieder Spaß an der Arbeit zu haben, um die Arbeitsmoral und -leistung wieder anzuheben. Wenn dich die akute Boreout-Situation psychisch zu sehr belastet oder sich sogar eine Angststörung einstellt, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Lass dir von einem Therapeuten helfen, wenn du allein nicht weiterweißt.

Wie kannst du ein Boreout zukünftig vermeiden?

Wenn du schon einmal im Würgegriff eines Boreout-Syndroms warst, kennst du bereits die Warnsignale und kannst rechtzeitig reagieren. Ein Anti-Boreout-Plan ist kein Mythos, sondern eine echte Herausforderung – besonders in der heutigen Zeit, in der Arbeit nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein Teil unserer Identität ist. Sei deshalb auf der Hut und nimm dein Arbeitsleben selbst in die Hand. Sammle Ideen, bilde dich regelmäßig fort, halte deine Kreativität auf Trapp und mach Vorschläge für neue Prozesse. Zeige deiner Chefin oder deinem Chef, was in dir steckt. Verfalle nicht in Panik, wenn mal weniger zu tun ist. Atme tief durch und sondiere, welche Aufgaben du dir selbst organisieren kannst. Und wenn alles nichts hilft, ist es vielleicht Zeit, dich auf die Suche nach einem anderen Job zu machen, der dich schon morgens mit bester Laune aus dem Bett holt, weil dein Engagement zählt. Also: Kopf hoch, Brust raus und zeig der Langeweile, dass du der Boss in deinem Leben bist!


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