Rückenwind-NRW: Zum Traumjob durchgekämpft

Wer gute Noten hat, bekommt einen guten Ausbildungsplatz. Wer keine guten Noten hat, ist selbst schuld. So denken viele. Gino Blanco sieht das anders. Mit seinem Verein Rückenwind-NRW hilft er Jugendlichen, die es nicht so leicht haben, einen Job zu finden. Alles begann im Keller bei der Malteser Jugendfreizeiteinrichtung Die Insel in Kaarst in Nordrhein-Westfalen.

Darum geht’s


„Und irgendwann ist der Zug abgefahren“

 

Etwa zehn Jahre ist es her, dass Gino Blanco mit dem „Gentlemen-Boxen“ bei den Malteser in Kaarst startete. Thai-Boxen ist seine Leidenschaft; er ist ausgebildeter Lehrer. „Damals wurde ich gefragt, ob ich ein Anti-Aggressionstraining für einen verhaltensauffälligen Jungen geben könnte“, erzählt Gino. „Nach kürzester Zeit wurde der Junge ruhiger.“ Bald kamen immer mehr Jugendliche, überwiegend Jungs, ab und zu auch Mädchen, zum Boxen. Der Termin ist immer Freitagnachmittags und liegt absichtlich kurz vor dem Wochenende. „Beim Kampfsport powern sie sich richtig schön aus. Dann kommen sie am Wochenende weniger auf dumme Gedanken“, erklärt Gino.   

Von Anfang an ging es Gino aber nicht nur ums Auspowern. Er führt viele Gespräche mit den Jugendlichen. Warum bist du so? Was bewegt dich? Was möchtest du in deinem Leben erreichen? „Die jungen Menschen haben viel Potenzial“, sagt Gino, „aber aufgrund meist familiärer Ereignisse, wie Scheidung oder Tod, sind sie nicht in der Lage, sich um gute Noten zu kümmern, um später ein ansprechender Kandidat für Unternehmen zu werden. Und dann ist irgendwann der Zug abgefahren.“ Gino entwickelt ein Konzept, mit dem er ehrenamtlich schwer vermittelbare Jugendliche auf ihrem Weg unterstützt. 

Mit Disziplin, Ernährung und Sport zum Traumjob

Aus dem Box-Training im Keller entsteht zunächst der Verein „Talente trifft Management 4.0“, bis Gino dann 2017 Rückenwind-NRW e.V. gründet, inspiriert vom sogenannten Social Recruiting aus den USA. „Ich habe mit meinem Konzept eine effiziente und schnelle Möglichkeit gefunden, junge Leute in Arbeit zu bringen, die sie auch machen möchten. Dadurch schaffe ich eine Win-Win-Situation zwischen der Industrie und den Jugendlichen. In der Industrie gibt es ja auch einen großen Fachkräftemangel“.

Doch bevor die Jugendlichen das Unternehmernetzwerk kennenlernen, wird trainiert. „Vier bis sechs Monate müssen sich die Jugendlichen erstmal auf der Matte beweisen“, erklärt Gino. Außerdem werden viele Gespräch geführt. Die Jugendlichen lernen Durchhaltevermögen, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Disziplin, Gesundheit und Ernährung. Unterstützung erhält Gino von seinen sechs Mentoren. Sie alle sind ehemalige Schützlinge, die Gino selbst trainiert hat. Als Übungsleiter und Coaches trainieren sie mit den Jugendlichen und stärken in Gesprächen deren Soft Skills. Wer im Training und mit seinem Verhalten Fortschritte macht, bekommt die Chance auf ein Bewerbungsgespräch für einen Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Dabei setzt Gino ganz bewusst auf eine moderne Form der Bewerbung: „Wir drehen ein Video. So können die Jugendlichen in erster Linie ihre Persönlichkeit darstellen. Soft Skills werden in Unternehmen immer wichtiger“.
Das funktioniert sehr gut. 25 junge Menschen hat Rückenwind-NRW innerhalb der vergangenen drei Jahre in eine Ausbildung oder einen Job vermittelt. Das macht Gino natürlich glücklich, denn er kann den jungen Menschen etwas geben, das er sich selbst hart erarbeiten musste. 

Ginos Mutter starb als er sechs Jahre alt war. Sein Vater arbeitete viel in der Fabrik, um die Familie zu ernähren. Für Hilfe bei den Hausaufgaben fehlte oft die Zeit. Mit 14 fängt Gino mit Thai-Boxen an und lernt genau das, was er heute mit seinem Verein an die Jugendlichen weitergibt. Neben seinem ehrenamtlichen Engagement, arbeitet der Diplom-Betriebswirt als Vertriebsleiter in einem Schweizer Unternehmen und ist Vater von zwei Kindern. Er ist seinen Weg gegangen und er geht ihn beharrlich weiter, denn er hat eine genaue Vorstellung davon, wie es mit seinem Engagement weitergehen könnte.

Ginos großer Traum

„Mein großer Traum ist eine Akademie“, schwärmt er. „Vormittags arbeiten die Jugendlichen theoretisch, wie in der Schule, und abends geht es auf die Matte zum Sport. Parallel stellen wir Kontakte zu Unternehmen her.“ Bereits jetzt arbeitet er mit einer Sozialpädagogin und einer Psychologin zusammen. Gemeinsam könnten sie sofort loslegen, das Konzept ist fertig. Aber es mangelt vor allem an Zeit und Geld. „Ein Kapitalgeber oder Investor wäre toll“, sagt Gino. „Dann könnten wir eine Sporthalle mieten, hätten ein bis zwei Mitarbeiter und Räume für die Schulungen.“

An dieser Vision hält Gino fest, denn das Projekt wird es immer geben, „solange ich da bin“, wie er selbst sagt. „Wir haben immer unser Sportprogramm und werden den ein oder anderen vermitteln. Wir machen aus jungen Leuten coole Frauen und Männer, aber man könnte noch viel, viel mehr machen“.

Du brauchst Hilfe in der Schule? Wie „Die Insel“ in Kaarst, bieten auch viele weitere Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen der Malteser ihrer Unterstützung an – zum Beispiel mit Nachhilfe-Paten. Oder wende dich an Gino Blanco und seine Mentoren im Verein Rückenwind-NRW. 

Rückenwind-NRW freut sich über Spenden – wie das geht, kannst du hier nachlesen. Wenn du möchtest, kannst du auch Die Insel mit einer Spende unterstützen. Falls du den Maltesern bei ihrer Arbeit während der Corona-Krise und darüber hinaus helfen willst, kannst du zum Beispiel hier für die Nothilfe in Deutschland spenden.  


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