Karriere durch Ehrenamt? Ein Dienststellenleiter berichtet

Benedikt Schwarz arbeitete bei der Flugsicherheit, bevor er Dienststellenleiter bei den Maltesern in Dresden wurde. Der Kontakt zu den Maltesern entstand in seiner Zeit als ehrenamtlicher Helfer. Und so kam er vom Ehrenamt zum Job.

Darum geht’s:


Der Schulsanitätsdienst als Einstieg ins Ehrenamt

Benedikt ist 14 Jahre alt, als er 2006 in seiner Schule in Mainz dem Schulsanitätsdienst der Malteser beitritt. Er ist sofort begeistert, denn hier kann er mitgestalten. Bis zum Abitur organisiert er mit seinem Team die Erste Hilfe an seiner Schule. Auf diesem Weg lernt er die Malteser als Organisation kennen, engagiert sich parallel in der Sanitätseinheit in Mainz und macht sich bald auch als Jugendgruppenleiter in der Malteser Jugend stark. „Ich war damals einer der jüngsten Helfer in der Gesamteinheit“, erzählt Benedikt, „inzwischen sind es mehr jüngere Helfende geworden. Das liegt unter anderem daran, dass wir den Schulsanitätsdienst in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut haben.“

Es kommen das Abi und das Ende der Schulzeit. Wie die meisten in diesem Alter steht Benedikt vor der Frage: Was möchte ich beruflich machen? Er entscheidet sich für die dreijährige Ausbildung zum Rettungsassistenten, denn er denkt über ein Medizinstudium nach. Doch dann kommt es anders, erzählt Benedikt: „Im Rettungsdienst habe ich gemerkt, es macht mir Spaß, aber ich möchte das ausschließlich ehrenamtlich weiterführen. Und damit habe ich mich aktiv gegen ein Studium der Medizin entschieden.“ Stattdessen studiert er Luftverkehrsmanagement in Frankfurt am Main. Weiterhin engagiert er sich ehrenamtlich in seiner Heimatstadt Mainz. Dabei reizen ihn vor allem die Führungspositionen. Er wird zum Gruppenführer, Zugführer und Einsatzleiter ausgebildet und genau das macht ihm Spaß: „Ich habe schon damals bei den Maltesern gerne organisiert und verwaltet. Beim Rosenmontagszug in Mainz haben wir 150 Helfer koordiniert. Das war eine große Aufgabe.“ Inzwischen ist Benedikt 24 Jahre alt, hat das Studium beendet und arbeitet seit einem Jahr in der Flugsicherung. Es ist ein interessanter Job, aber irgendwie doch nicht das Richtige für ihn. Wo kann ich hingehen? Was kann ich machen? Diese Fragen treiben Benedikt um.

Von der Flugsicherung in Frankfurt zur Dienststelle in Dresden

„Ich habe dann wieder bei den Maltesern gesucht“, sagt Benedikt. „Über den damaligen Geschäftsführer in Mainz habe ich den Kontakt zu Dresden bekommen. Dort war ich zuerst als Assistent der Geschäftsführung, dann bekam ich die Dienststellenleitung angeboten“. Benedikt nimmt das Angebot an. Mit heute 28 Jahren trägt er die Gesamtverantwortung für die meisten Dienste seiner Dienststelle in Dresden. „Ich bin verantwortlich für alle Dienste der Malteser in der Stadt Dresden, ausgenommen Rettungs- und Hospizdienst“, erklärt er. In seinem Bereich verantwortet er die sogenannten sozial-unternehmerischen Dienste. Das sind jene Dienste, für die beispielsweise Städte und Gemeinden bezahlen – wie der Fahrdienst, der Hausnotruf, der Pflegedienst und der Schulbegleitdienst. Außerdem ist Benedikt für die ehrenamtlichen Dienste zuständig wie die Jugendarbeit, den Besuchs- und Begleitungsdienst, den Integrationsdienst und die Einsatzdienste, also Katastrophenschutz und Sanitätsdienst.

Als Dienststellenleiter kann er genau das machen, was ihm schon in seinem Ehrenamt so gut gefallen hat. „Es ist eine Verwaltungsstelle mit Führungsfunktion. Ich unterstützte meine Dienste-Leitungen bei allen Prozessen. Sie führen die operativen Dienste, ich begleite und verantworte übergeordnet die Strategie und übernehme die Abstimmung für bestimmte Themen wie zum Beispiel die Verhandlungen mit den Ämtern.“ Seine Arbeitszeiten orientieren sich an klassischen Bürozeiten: werktags von 8 bis 16 Uhr. Aber auch darüber hinaus ist er telefonisch erreichbar, sagt Benedikt: „Ich arbeite mit Menschen zusammen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Einsatz sind. Das Team im Hausnotruf ist auch nachts unterwegs. Dann muss ich auch mal erreichbar sein. Und wenn am Wochenende die Ehrenamtlichen im Einsatz sind, kann es auch vorkommen, dass ich angerufen werde.“

Und wie passen sein Studium des Luftverkehrsmanagements und sein aktueller Job zusammen? „Es ist eine Position, für die man Wirtschaftswissenschaften gut gebrauchen kann; Sozialmanagement wäre ein Alternative. Mein Wissen kommt aus dem Kontext des Luftverkehrswesens. Das Studium ist interdisziplinär unter anderem mit Wirtschaftswissenschaften, Rechnungswissenschaften und Controlling. Der Flughafen ist eine eigene Welt für sich, in der es eine hohe Komplexität und viele Schnittstellen zu den unterschiedlichsten Bereichen gibt wie Logistik, Immobilienmanagement oder Parkraumanagement.“

Vom Netzwerk profitieren

Dank seinen ehrenamtlichen Aufgaben bringt Benedikt viele wichtige Erfahrungen für seinen Job mit. Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen seinen Tätigkeiten im Ehrenamt und denen in seinem jetzigen Job. Es gibt aber auch Ähnlichkeiten, sagt er: „Was sich vergleichen lässt, sind meine Ehrenämter in der Führung. Den Rosenmontagszug in Mainz haben wir schon lange im Vorfeld geplant und organisiert. An dem Tag ist man der Ansprechpartner vor Ort und unterstützt die Helfenden. Das mache ich heute auch“.

Diese Erfahrungen im Ehrenamt haben sein Verständnis von Führung beeinflusst: „Ich verstehe mich nicht als derjenige, der nur von oben draufschaut oder womöglich nur kritisiert und Anweisungen erteilt. Ich schaue, wer welche Unterstützung benötigt, um den Dienst auch wirklich leisten zu können.“
Seine ehrenamtlichen Erfahrungen und auch das große Netzwerk der Malteser haben Benedikt seinen heutigen Job ermöglicht. „Bei der Malteser Jugend war ich im Jugendlager bundesweit unterwegs. Da ist ein großes Netzwerk entstanden, von dem ich noch heute profitiere. Und die Malteser nehmen jeden überall herzlich auf. Das finde ich sehr schön!“

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Suchst du einen Startpunkt im Ehrenamt? Dann schau dir unseren großen Info-Artikel zu diesem Thema genauer an.


#Ehrenamt

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