Was macht eigentlich eine Flüchtlingsbetreuerin oder ein Flüchtlingsbetreuer?

Der 23-jährige Jakob arbeitet als Flüchtlingsbetreuer in einer Zentralen Unterbringungseinrichtung der Malteser. Uns erzählt er, was er dort erlebt und warum er diesen Beruf gewählt hat.

Darum geht's:


Es ist wichtig, sich für andere zu engagieren

„Und dann kamen die Bomben.“ Wenn Jakob an den Tag zurückdenkt, an dem ihm der kleine Junis* aus Syrien von seiner Heimat erzählte, ist er immer noch fassungslos. „Wir kannten uns schon mehrere Wochen, ich habe ihn täglich in der Flüchtlingsunterbringung, in der ich zu der Zeit ein Praktikum gemacht habe, gesehen“, erinnert sich der 23-jährige. Die beiden kickerten, spielten, lernten gemeinsam. Und dann erzählte der 8-Jährige wie aus heiterem Himmel plötzlich von seiner Heimat. Wie schön alles war, bis zu dem Tag, an dem die Bomben fielen. „Er hatte Vertrauen zu mir gefasst. Die Selbstverständlichkeit, mit der er damals sprach, werde ich niemals vergessen“, sagt Jakob. „Es war schockierend. Man kann sich kaum ausmalen, was dieser kleine Junge schon alles durchgemacht hat.“ Wie Junis geht es vielen Geflüchteten, die nach Deutschland kommen. Jakob will diesen Menschen helfen. Er arbeitet inzwischen hauptamtlich als Flüchtlingsbetreuer in der Zentralen Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) in Wickede-Wimbern in der Nähe von Dortmund. „Ich möchte einfach etwas Sinnvolles tun“, sagt er. „Ich finde es gesellschaftlich wichtig, sich für andere zu engagieren.“

Anderen helfen: eine Herzensangelegenheit für die Malteser.

Ob in zentralen Unterbringungseinrichtungen wie in Wickede, in Erstaufnahmeeinrichtungen oder in kommunalen Unterkünften: Die Malteser setzen sich an bundesweit mehr als 100 Standorten für Geflüchtete und ihre Integration ein. Mehr zum Engagement der Malteser liest du hier.

Die Geflüchteten leben das erste Mal nach langer Zeit unbeschwert

In der Einrichtung in Wickede sollen die Geflüchteten zur Ruhe kommen, sich beschützt fühlen. 50 hauptamtliche Betreuer*innen und mehr als 50 ehrenamtliche Helfer*innen kümmern sich um die rund 200 Bewohner*innen. „Wir helfen bei allen administrativen Aufgaben, wie Behördengängen oder dem Ausfüllen von Dokumenten, sind Ansprechpartner, Problemlöser im Alltag und organisieren Lern- und Freizeitangebote“, beschreibt Jakob seinen Job. „Eine unserer Hauptaufgaben als Flüchtlingsbetreuer ist es, den Menschen eine gute Zeit zu bieten. Sie sollen sich zum ersten Mal nach langer Zeit unbeschwert fühlen.“ Disco-Abende, Billard, Tischtennis; Ausflüge in den nahegelegenen Naturpark oder zu Stadtfesten, Frauen- und Mutter-Kind-Treffs, Einführungen in die deutsche Kultur – das Angebot ist vielfältig. Zudem bietet speziell geschultes Personal individuelle Beratungen für die oft traumatisierten Bewohner an.

Die unterschiedlichen Sprachen sind eine Herausforderung in der Betreuung

Aktuell leben Menschen aus rund 15 verschiedenen Ländern in der Unterkunft. „Wir möchten allen Bewohnern den Alltag so angenehm wie möglich gestalten“, erklärt Jakob. „Deshalb achten wir bei der Zuteilung der Zimmer darauf, Menschen, die die gleiche Sprache sprechen oder die gleiche Religion haben, zusammenzubringen.“ Das Betreuer-Team ist sehr heterogen, spricht viele Sprachen. Trotzdem ist gerade das Thema Kommunikation immer wieder eine Herausforderung „Aktuell spricht zum Beispiel niemand von uns chinesisch – es leben aber einige Geflüchtete aus China bei uns“, erzählt Jakob. Konflikte bleiben da nicht aus. „Unsere Entscheidungen können auf die Bewohner manchmal willkürlich wirken. Einfach, weil sie nicht genau verstehen, warum wir bestimmte Dinge so entscheiden, wie wir es tun. Zum Beispiel, wenn jemand ein anderes Zimmer beziehen soll. Man darf nicht vergessen, dass die Einrichtung einen großen Teil ihrer Lebensrealität ausmacht. Auf Veränderungen reagieren viele Bewohner*innen sensibel. Wir versuchen dann, uns mit Händen und Füßen zu verständigen und zu erklären, dass es zu ihrem Besten ist.“

GLOBUS: Verstehen schafft Verständnis

Für geflüchtete Kinder zwischen sechs und elf Jahren, die in Gemeinschaftsunterkünften wie in Wickede leben und während der Zeit nicht zur Schule gehen, haben die Malteser unter anderem das Konzept GLOBUS entwickelt. Tägliche Gruppenangebote, während derer den Kindern spielerisch und vor allem kindgerecht Kommunikations- und Verhaltensregeln und ein Einblick in die deutsche Kultur vermittelt werden. Die Kinder sollen so einen Basiswortschatz aufbauen und ihre Kommunikationsmöglichkeiten erweitern.

Flüchtlingsbetreuung: Ein Job, der erdet

Jakob ist es wichtig, eine Beziehung zu den Bewohnern und Bewohnerinnen, die er betreut, aufzubauen. „Oft dauert das eine Weile. Man muss sehr nachsichtig sein, die Menschen haben oft Extremsituationen hinter sich. Und plötzlich in Deutschland zu sein, das ist für sie gleich der nächste Ausnahmezustand. Alles ist fremd, viele reagieren sehr emotional“, sagt er. „Um in diesem Job zu arbeiten brauchst du sehr viel Verständnis. Aber wer geduldig und kommunikativ ist und gern mit Menschen arbeitet, ist hier genau richtig.“ Am Ende bekommen die Flüchtlingsbetreuer*innen viel Dankbarkeit zurück. „Die Arbeit erdet einen“, sagt Jakob. „Mich beeindrucken die Menschen, die ich hier kennenlerne, immer wieder. Man schnappt Teile ihrer Geschichten auf, das ist sehr bewegend. Die eigenen Probleme werden da plötzlich ganz klein.“

Du interessierst dich für einen Job in der Flüchtlingshilfe? Dann mach es wie Jakob!

Die Malteser Werke sind immer auf der Suche nach engagierten ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helferinnen und Helfern im Bereich der Flüchtlingshilfe, die in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Flüchtlingshilfe unterstützen möchten. Informiere dich hier über unsere Arbeit im Bereich Migration, unsere deutschlandweiten Standorte und unsere Stellenangebote.

Du interessierst dich für ein ehrenamtliches Engagement in der Integrationsarbeit? Dann findest du hier mehr Informationen.

Um die Betreuerinnen und Betreuer auf die Arbeit mit Geflüchteten vorzubereiten bzw. entsprechend zu begleiten, bieten die Malteser spezielle Schulungen an. Übrigens auch für Mitarbeitende in der Geflüchtetenhilfe anderer Organisationen. Mit der Fort- und Weiterbildung „Migrato“ und „Integrato“ lernen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spezielles Wissen zur interkulturellen Arbeit, Umgang mit Traumatisierungen, Asylverfahren, und vieles mehr.

Hier kannst du an den Schulungen teilnehmen:

*Name von der Redaktion geändert


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