Wenn ein Leben zu Ende geht: Ehrenamt im Hospizdienst

„Uh! Ist das nicht total schwer?!“ Diese Frage hört Eva öfter. Kein Wunder! Die 24-jährige Studentin begleitet einen älteren Herrn, und zwar bis zu seinem Tod. Eva arbeitet ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst bei den Maltesern in Dortmund. Sie erzählt, warum ihr dieses Ehrenamt so wichtig ist und dass es gar nicht so schwer ist, wie viele häufig denken.

Darum geht's:


Eva arbeitet als Ehrenamtliche im ambulanten Hospizdienst

„Wenn ich eine Begleitung übernehme, ist mir bewusst, dass der Mensch sterben wird“, sagt Eva über ihr Ehrenamt. Seit zweieinhalb Jahren betreut sie als Ehrenamtliche im ambulanten Hospizdienst einen älteren Herrn. Das Kennenlernen war etwas durcheinander, denn er saß mitten in Umzugskisten, erzählt Eva: „Er sollte zwei Wochen später umziehen, das war alles ein bisschen chaotisch. Aber wir haben uns sofort gut verstanden. Er hat so eine herzliche Art. Wir haben gar nicht erst angefangen, uns zu siezen“.

Eva besucht Peter einmal in der Woche für ein bis eineinhalb Stunden. „Meistens sitzen wir bei ihm am Küchentisch und schnacken. Es wird dann erzählt, was seit unserem letzten Treffen alle so passiert ist“. Manchmal gehen die beiden aber auch zusammen spazieren oder etwas essen. Eva hilft bei technischen Dingen wie Fotos vom Smartphone auf den PC ziehen oder ein Gerät anschließen und bringt den Müll raus. Was für Eva nur Kleinigkeiten sind, ist für den alten Herrn eine riesige Erleichterung, sagt sie: „Für ihn sind viele Dinge ein total anstrengender Akt. Für mich ist das in zehn Minuten gemacht.“ Genau das ist Sinn und Zweck des ambulanten Hospizdienstes: Die meist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein offenes Ohr, hören zu und unterstützen Betroffene genau bei den Dingen, bei denen sie Hilfe brauchen. Auch für die Angehörigen sind sie, sofern nötig, da, unterstützen und beraten sie oder begleiten sie in ihrer Trauer. 


Wir reden nicht bei jedem Treffen über den Tod, aber er schwingt immer mit, wenn wir unsere Lebenswelten vergleichen. Trotzdem lachen wir viel und gerne.

Eva, ehrenamtliche Helferin im Hospizdienst


Selbst wenn Eva mal keine große Lust auf ihren Termin hat, geht sie immer hin. Sie fühlt sich verantwortlich, und wenn sie erst einmal da ist, ist es immer schön. „Wir lachen sehr viel zusammen. Unsere Lebenswelten sind so unterschiedlich. Durch seine Krankheit bekommt er nicht so viel mit von der Außenwelt. Ich aber habe das Privileg, gesund und mobil zu sein. Wir reden nicht bei jedem Treffen über den Tod, aber er schwingt immer mit, wenn wir unsere Lebenswelten vergleichen. Trotzdem lachen wir viel und gerne.“

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Viele Menschen möchten zu Hause sterben

Wo möchten Sie sterben? Das hat der Deutsche Hospiz- und Palliativverbandes e.V. gefragt. 58 Prozent haben geantwortet, dass sie gerne zu Hause sterben möchten. Die Ambulante Hospizarbeit kann genau das ermöglichen.

Was ist eigentlich ein ambulanter Hospizdienst?

Kein Mensch in Deutschland muss einsam sterben. Die Hospizarbeit ermöglicht jedem Menschen ein würdevolles Sterben – ganz unabhängig von Alter, Herkunft, Religionszugehörigkeit oder finanziellen Mitteln. Im Gegensatz zu einem stationären Hospiz werden Menschen von einem ambulanten Hospizdienst in ihrem gewohnten Umfeld betreut. Also in ihrem Haus oder ihrer Wohnung oder auch in einem Altenheim oder einer Pflegeeinrichtung. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ambulanten Hospizdienste sind Ehrenamtliche wie Eva. Sie kommen einmal oder mehrmals pro Woche, helfen bei alltäglichen Dingen, unternehmen etwas mit den Betroffenen und halten ihnen in ihren letzten Stunden die Hand. In der Hospizarbeit werden die Betroffenen nicht nur direkt vor ihrem Tod, sondern mitunter schon in den Wochen, Monaten und Jahren davor begleitet. Ziel ist es, möglichst lange möglichst viel Lebensqualität zu erhalten. Übrigens: Jeder Sterbeprozess ist individuell und nicht planbar. Das bedeutet, dass sich Krankheitsverläufe auch stabilisieren können und das Sterben selbst in den Hintergrund rückt; was meint, dass einige Menschen vom ambulanten Hospizdienst mitunter durch eine schwere Krankheit begleitet werden, bis es ihnen wieder besser geht. 

Schon gewusst? Ein ambulanter Hospizdienst kann bereits nach der Diagnose einer lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankung in Anspruch genommen werden – man muss nicht warten, bis sich die Betroffene im Sterbeprozess befinden.

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Wichtig zu wissen: Die Hospizdienste übernehmen keine palliative Versorgung oder medizinisch-pflegerische Versorgung. Dafür sind palliative Pflegedienste oder eine sogenannte Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) zuständig. Einen Dienst in deiner Nähe findest du zum Beispiel über den Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.  

Ambulanter Hospizdienst: Niemand soll einsam sterben müssen

Eva ist Anfang 20 als sie das erste Mal für den Hospizdienst arbeitet. Sie macht ein Praktikum, das sie für ihr Studium der Sozialpädagogik braucht. Aber wie kommt man ausgerechnet auf den Hospizdienst? „Ich habe mich einfach dafür interessiert, wie Menschen mit dem Tod umgehen. Das ist ja oft ein Tabuthema. Über die Geburt wird viel gesprochen, aber das Ende wird nie so thematisiert. Ich habe dann festgestellt, dass man Einsamkeit und Hilflosigkeit während des Sterbeprozesses vermeiden kann. Ich kann mit meiner Anwesenheit etwas bewirken.“

Das Ehrenamt im ambulanten Hospizdienst bewirkt aber auch etwas bei Eva: „Ich habe in meinem Alltag gar keinen Kontakt mit Menschen im hohen Alter. Durch die Hospizarbeit bekomme ich diesen Kontakt, und man kann ein bisschen Lebenserfahrung austauschen. Mir wird bewusst, wie Dinge sich verändern. Und ich bekomme mit, wie jemand sein Leben gelebt hat und wie er damit umgeht, ob er seine eigenen Erwartungen erfüllen konnte oder auch nicht. Das kann mich öfter mal entschleunigen, und ich nehme aus den Gesprächen mit, nicht immer alles auf einmal zu wollen.“

Doch nicht nur ältere Menschen werden von den ambulanten Hospizdiensten betreut. Auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene jeden Alters, die schwer erkrankt sind, können die Dienste in Anspruch nehmen. Die Malteser haben verschiedenste Angebote im Rahmen der Hospizarbeit, mit denen sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die (chronisch) schwerkrank sind oder sterben, begleiten. Auch die Familien, Freunde und andere Zugehörige der Betroffenen werden im Trauerprozess begleitet und beraten. Mehr zu den Angeboten der Malteser liest du hier

So kannst du dich im ambulanten Hospizdienst engagieren

Die wichtigste Voraussetzung für die Arbeit im Hospizdienst ist für Eva „eine akzeptierende Haltung zum Tod zu haben“. Grundsätzlich kann sich jede beziehungsweise jeder ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst engagieren. Hast auch du Lust, dich wie Eva einzubringen und sterbende Menschen zu begleiten? Dann fülle einfach dieses Formular aus und finde das Ehrenamt, das zu dir passt.

Du hast nur wenig Zeit zur Verfügung? Kein Problem, du kannst trotzdem helfen! Unterstütze die Hospizarbeit mit einer Spende an die Malteser.

VERWANDTE ARTIKEL

Ein lächelnder Mann vor der offenen Tür eines Rettungswagens mit der Aufschrift „Kältebus“.

Malteser-Ehrenamtlicher Roul: Die Sucht besiegt

Ehrenamt statt Drogensucht

Bewerte diesen Artikel

 
 
 
 
 
 
35
1
5
4.75