Einsatz am Telefon – die Telefonseelsorge

Manchmal ist es leichter, mit einer völlig fremden Person über Probleme zu sprechen. Bei der Telefonseelsorge kann jede und jeder rund um die Uhr anrufen. Die Helfenden sind Ehrenamtliche.

Darum geht's


Was genau macht eigentlich die Telefonseelsorge?

Hier findet jeder ein offenes Ohr für seine Sorgen und Nöte. Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr erreichbar. Am anderen Ende der Leitung sitzen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Ihre wichtigste Aufgabe ist: zuhören. Zwar sind sie speziell für die Telefonseelsorge ausgebildet, aber es handelt sich nicht um Fachleute mit einer psychotherapeutischen Ausbildung. Die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge haben alle möglichen Berufe. Sie können auch Studenten, Rentner oder Vollzeit-Eltern sein. Das ist der wichtigste Unterschied zum Krisendienst oder dem sogenannten Sozialpsychiatrischen Dienst. Bei diesen Diensten sind Fachleute wie Psychologen oder Psychotherapeuten im Einsatz und helfen speziell bei psychischen Erkrankungen, Störungen oder in Suchtfällen.
Sicherlich rufen diese Betroffenen auch mal bei der Telefonseelsorge an, darum ist eine gute Grundausbildung für dieses Ehrenamt besonders wichtig.

Insgesamt rufen etwa 1,5 Millionen Menschen pro Jahr in ganz Deutschland bei der Telefonseelsorge an. Die Anrufe sind kostenlos. Nicht alle Anrufenden sprechen über ihr Problem. Einige legen sofort wieder auf und manchmal wird nur geschwiegen. In den meisten Fällen aber erzählen die Anrufenden von ihren Problemen. Die Themen sind ganz unterschiedlich und irgendwie doch immer gleich: Einsamkeit, Angst, Erschöpfung und Stress, Probleme in der Familie, in der Partnerschaft, depressive Stimmung, Mobbing, Suchtprobleme, Sinnkrisen. Für die Anrufenden ist es eine große Hilfe, wenn sie einfach mal über alles sprechen können. Ihnen wird zugehört, niemand urteilt oder kritisiert. Jeder Anruf wird ernst genommen. In vielen Fällen bekommen die Anrufenden selbst die rettenden Erkenntnisse oder ordnen ihre Gedanken neu – einfach indem sie darüber sprechen. Das wichtigste Merkmal der Telefonseelsorge: alles ist anonym.
Für dieses Ehrenamt ist Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Empathie gefragt. Darum sind die Helfenden intensiv geschult, denn die Telefonate können sehr belastend sein.

Ehrenamtlich telefonieren – so geht´s 

Über 7.500 Helfende sind Tag und Nacht, auch an Wochenenden und besonders an Feiertagen, im Einsatz. Wer sich hier ehrenamtlich engagieren möchte, muss ein paar Voraussetzungen erfüllen. Neben Offenheit für alle Menschen, Belastbarkeit, Einfühlungsvermögen und einer gewissen Lebenserfahrung, ist eine gute Ausbildung für die Telefonseelsorge wichtig. Bevor die Helfenden ihren ersten eigenen Einsatz übernehmen, müssen sie eine zirka einjährige Schulung machen. So lange? Naja, eigentlich ist das gar nicht so lange, denn die Schulungen finden nur einmal pro Woche an einem Abend statt. Schließlich haben die Ehrenamtlichen auch noch einen Job, eine Familie und Freunde. Ab der zweiten Hälfte der Grundausbildung hospitieren die Helfenden dann auch schon am Telefon. Gemeinsam mit einem erfahrenen Helfenden übernehmen sie die ersten Anrufe.
Nach der Grundausbildung arbeiten die Helfenden dann etwa 15 Stunden im Monat. Nachtschichten gehören auch dazu. Die Telefonseelsorge hat in ganz Deutschland Einsatzstellen, also auch in deiner Nähe.  

Hier  findest du alle Regionalstellen:

Die Telefonseelsorge ist kostenfrei und rund um die Uhr unter diesen Nummern erreichbar: 

  • 0800 - 111 0 111
  • 0800 - 111 0 222
  • 116 123

Wer lieber schreiben möchten, kann auch per Chat oder E-Mail Kontakt aufnehmen. Für diese Online-Seelsorge muss man sich aber vorher online registrieren.

Wer nicht sprechen möchte, kann auch schreiben

Drüber reden ist nicht jedermanns Sache. Darum gibt es zusätzlich zur Telefonseelsorge die Online-Seelsorge per Mail oder per Chat. Dafür muss man sich allerdings anmelden. Das hat vor allem organisatorische Gründe, denn die E-mails muss auch jemand lesen und am Chat muss zudem jemand verfügbar sein. Der Vorteil hierbei ist: es ist immer die gleiche ehrenamtliche Person, mit der die Betroffenen Kontakt haben. So kann man auch über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel während anhaltend schweren Lebensphasen, begleitet werden. Die E-mails werden in der Regel innerhalb von 72 Stunden beantwortet. Der Chat findet in Echtzeit statt, allerdings muss man sich dafür vorher einen Termin geben lassen. An verschiedenen Standorten in Deutschland gibt es auch eine Vor-Ort-Beratung. Auch diese Gespräche sind absolut anonym und vertraulich.

Der Telefonbesuchsdienst – ein guter Einstieg

Wenn du noch nicht so viel Erfahrungen in einem Ehrenamt gesammelt hast oder sehr jung bist, dann kann ein anderes Ehrenamt ein guter Einstieg sein. Der Telefonseelsorge ähnelt beispielsweise der Malteser Telefonbesuchsdienst. Hier hilfst du vor allem alten und einsamen Menschen. Manche möchten keinen Besuch haben, würden aber trotzdem gerne mal mit jemandem sprechen. Der Telefonbesuchsdienst macht´s möglich. Ein paar Stunden in der Woche telefonierst du mit älteren Menschen und hörst dir an, was sie so in ihrem Alltag  bewegt. Das müssen nicht immer schlimme Dinge sein. Manchmal wollen sie einfach nur erzählen, wie ihr Tag war. Auch für dieses Ehrenamt machst du vorher eine kleine Schulung. Der Einführungskurs findet an einem Wochenende statt. So kannst du schon am Telefon arbeiten und dabei nicht nur viele Erfahrungen sammeln, sondern auch schauen, ob das Ehrenamt bei der Telefonseelsorge etwas für dich ist. Falls nicht, ist das natürlich auch  kein Problem. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, ein Ehrenamt bei den Maltesern  zu übernehmen.


Bewerte diesen Artikel

 
 
 
 
 
 
265
1
5
4.25