Wilde Wiese: das bunte Lager der Malteser Jugend

Diesen Sommer fand zum zweiten Mal die „Wilde Wiese“ statt, ein Lager der Malteser Jugend für Kinder und Jugendliche. Was das Besondere an dem Lager ist und wie die Woche ablief – hier erfährst du es.

Darum geht's:


Was ist die Wilde Wiese?

Vom 29. Juli bis 5. August 2023 fand in Immenhausen die „Wilde Wiese“ statt – ein Lager der Malteser Jugend für Kinder und Jugendliche. Zum zweiten Mal trafen sich hier verschiedene Gruppen der Malteser Jugend, um eine Woche lang gemeinsam zu lachen, zu lernen und Neues zu erleben. 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren 2023 dabei; davon 70 Begleiterinnen und Begleiter. Bei dem Zeltlager stehen die Gemeinschaft und das Miteinander im Vordergrund, ein „Rundum-Sorglos-Paket“ oder ein vorgefertigtes Programm gibt es nicht.

Die Wilde Wiese gibt es seit 2019

Die Wilde Wiese ist ein recht neues Konzept der Malteser Jugend und fand 2019 erstmalig statt. Im Gegensatz zum Bundesjugendlager der Malteser Jugend, das jedes Jahr in den Sommerferien stattfindet, findet die „Wilde Wiese“ ohne ausrichtende Diözese statt. Sie soll das Bundesjugendlager nicht ersetzen, sondern ergänzen. Mitmachen und dabei sein kann jede Gruppe der Malteser Jugend. Der Fokus des Lagers liegt auf Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren. Aber auch junge Erwachsene sind willkommen.

Partizipation greifbar machen

Ob Gruppenmitglied oder Leitung: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wilden Wiese sind Gestalterinnen und Gestalter des Lagers. „Die Idee der Wilden Wiese ist, Eigeninitiative zu fördern und Partizipation greifbar zu machen“, sagt Valerie, die das Lager im Team mit insgesamt zwei Haupt- und zwei Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Diözesen leitet. „Die jungen Menschen, die herkommen, sollen kein vorbestimmtes Programm erleben, sondern dürfen sich ausprobieren und Verantwortung übernehmen. Wir geben ihnen ganz viel Raum zum Gestalten.“

Es wird selbst gekocht und auch das Programm der Wilden Wiese gestalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst. Wer eine Idee für eine Aktion oder einen Workshop hat, kann sie umsetzen. „Auf der Wilden Wiese bestimmen die Kinder und Jugendlichen die Dinge – nicht nur die Erwachsenen. Nichts ist durchgetaktet und es gibt viele Freiheiten“, erklärt Valerie. „Oder anders ausgedrückt: Die Wilde Wiese ist das, wozu die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sie machen!“ 2023 gab es etwa ein Volleyballturnier, ein Schwedenschachturnier, ein Quidditchturnier, Workshops zum Thema „Entdecke deine Stimme“, Kinderschminken, Theaterworkshops, Schweißkurse unter fachkundiger Aufsicht und vieles mehr.

Jede Menge Talente

Ein kleines Rahmenprogramm gibt die nötige Struktur. „Bei aller Wildheit und den vielen selbstorganisierten Angeboten ist es uns trotzdem wichtig, dass wir als Lagergemeinschaft regelmäßig zusammenkommen – zum Beispiel zu Gottesdiensten oder zum gemeinsamen Tagesabschluss“, erklärt Lutz, der zum Leitungsteam gehört und für das Rahmenprogramm der Wilden Wiese verantwortlich ist. Der Kleinkunstabend war 2023 zum Beispiel so ein Event für alle. „An dem Abend wurden viele coole Sachen aufgeführt – das war richtig beeindruckend“, sagt Lutz. „Ich bin begeistert, wie viele Talente auf der Wilden Wiese waren und was die Menschen alles können!“

Freiheit als Programm

Die Werte der Wilden Wiese prägen den Lageralltag und spiegeln den Geist der Malteser Jugend wider:

  • Rücksicht: In der bunten Lagergemeinschaft kommen Groß und Klein zusammen – alle geben aufeinander acht, damit alle eine schöne Zeit auf der Wilden Wiese haben.
  • Verantwortung und Initiative: Die Wilde Wiese ist auf die Mitarbeit und Initiative aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer angewiesen. Jede und jeder darf und soll sich tatkräftig in die Gemeinschaft und das Lagerleben einbringen.
  • Freiheit als Programm: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestalten das Programm der Wilden Wiese selbst. Alle sind animiert, für die Gemeinschaft Inhalte zu schaffen und Angebote zu machen.
  • Struktur und Rahmen: Das Wiesenleben ist wild und frei. Trotzdem gibt es gewisse Strukturen und Regeln, an die sich alle halten. Morgens und abends kommen etwa immer alle kurz zusammen, um den Tag gemeinsam zu beginnen und ausklingen zu lassen. Gerahmt wird die Woche außerdem von gemeinsamen Programmpunkten, wie zum Beispiel den Gottesdiensten.

Demokratie leben

Auf der Wilden Wiese gibt es auch viele demokratische Prozesse. Entscheidungen werden in zwei Gremien getroffen: dem Wilde Wiese-Rat und dem Kinder- und Jugendrat, in dem Menschen aus allen teilnehmenden Gruppen vertreten sind. „Alles, was die Lagergemeinschaft betrifft, wird in diesen zwei Gremien besprochen und entschieden“, erklärt Lutz. Ganz gleich, ob es darum geht, dass das Wasser der Spülstraßen nicht oft genug gewechselt wird oder ob Mittagsruhe herrschen soll oder nicht. „Im Bundeslager hätten wir da als Lagerleitung einfach eine Ansage gemacht. Auf der Wilden Wiese wird es in den Gremien besprochen, und dann werden immer gute Lösungen gefunden.“ Dabei haben die Räte durchaus auch mal unterschiedliche Meinungen. „Auch in diesem Jahr war es wieder spannend zu beobachten, wie sie zueinanderstehen und ob wir eingreifen müssen“, erinnert sich Valerie. „Aber es hat sich dann ein Vermittlungsausschuss gebildet und die beiden Räte haben einen gemeinsamen Nenner gefunden.“ Das ist er eben, der Wilde Wiese-Vibe: der Wille und die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden.

Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen stärken

Wie wertvoll das offene Konzept der Wilden Wiese ist, spürt man im Lager überall. „Wenn etwa der Wilde Wiese-Rat etwas beschließt, dann wird das abends in der Lagergemeinschaft vorgestellt. Auch dieses Jahr haben wieder Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren mit einer absoluten Selbstverständlichkeit vor 400 Personen gestanden und gesprochen. Die Menschen probieren auf der Wilden Wiese so viel Neues aus – vom Schweißkurs bis zur Gestaltung von Gottesdiensten. Das ist einfach toll“, sagt Lutz. „Das Konzept hat unglaublich viel mit Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen zu tun“, ergänzt Valerie. „Wir geben jungen Menschen die Möglichkeit, Dinge zu gestalten. Gerade nach der Corona-Pandemie ist es wichtig, dass sie nicht mehr das Gefühl haben, der Spielball Erwachsener zu ein. Auf der Wilden Wiese haben sie die Kontrolle und entscheiden selbst, was sie machen möchten – und was nicht. Wir empowern junge Menschen. Ich denke, das ist etwas, was es auch gesamtgesellschaftlich viel mehr braucht.“

Wertschätzung und Diversität

Natürlich läuft nicht immer alles komplett reibungslos. „Die Wilde Wiese, das ist immer auch viel Gewusel“, sagt Lutz und lacht. „Da kann es passieren, dass man zu einem angekündigten Workshop in ein Zelt geht – und dann hat die Person, die den Workshop angeboten hat, den Termin vergessen. Die Lagergemeinschaft geht mit diesen kleinen organisatorischen Herausforderungen in der Regel aber gelassen und mit einem Augenzwinkern um.“ Generell ist der Umgang untereinander sehr wertschätzend, die Hilfsbereitschaft groß. Und wenn es doch mal ein Problem gibt, gibt es zwei erwachsene Begleiterinnen und Begleiter auf dem Platz, die jederzeit ansprechbar sind und ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben. Während der Wilden Wiese haben sich zudem zwei Kinder gefunden, die ebenfalls die Funktion des offenen Ohrs übernommen haben.

Bei der Wilden Wiese kann die lebendige Gemeinschaft der Malteser Jugend in bunter Vielfalt erlebt werden. „Wir leben Diversität. Jeder kann kommen, wie er ist, und kann sich so einbringen, wie er ist“, betont Valerie. 2023 war auch eine Gastgruppe aus der Ukraine dabei. „Das war sehr bewegend“, sagt Lutz. „Auch wenn der Krieg in der Ukraine natürlich nicht vergessen ist, konnten die jungen Menschen sich auf der Wilden Wiese etwas ablenken und tolle Momente in der Gemeinschaft erleben.“

Zu Ende ging die Wilde Wiese 2023 mit einem letzten gemeinsamen Abend. Es wurde getanzt, gelacht, gesungen. „Das Lager war ein voller Erfolg. Das Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war sehr positiv. Darüber freuen wir uns total“, sagt Valerie. Selbst der Regen hat niemandem die Laune verdorben. „Den haben wir einfach weggetanzt“, sagt Lutz, „das hat wunderbar geklappt!“

Die Malteser Jugend

Die Malteser Jugend ist die in Gruppen zusammengeschlossene Gemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Malteser Hilfsdienst e.V. Bundesweit gibt es circa 450 Gruppen mit 7.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.


#Engagement

#Jugendarbeit

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