Ehrenamt für Senioren: Was es im Rentenalter zu beachten gilt

Ein ehrenamtliches Engagement bereichert den eigenen Alltag und ist meistens einem guten Zweck gewidmet. Welche Angebote und Anlaufstellen ältere Menschen nutzen können und was Rentnerinnen und Rentner aus rechtlicher Sicht berücksichtigen sollten, verraten wir hier.

Was spricht für ein Ehrenamt im Alter?

Wer in den wohlverdienten Ruhestand eintritt, hat endlich Zeit für seine Hobbys, die Enkel oder andere Dinge, die dem Leben seine Würze verleihen. Einigen verrenteten Menschen bekommt die neugewonnene Freiheit weniger gut – sie hätten gerne weiterhin eine Aufgabe und regelmäßige Kontakte im Alltag. Unter dem Motto „Ehrenamt statt Ruhestand“ nimmt ein Teil von ihnen ein Engagement wahr, das zum einen dem Allgemeinwohl dient und zum anderen dafür sorgt, dass der eigene Alltag bereichert wird. Laut der europaweiten Langzeitstudie SHARE (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe) ergreifen trotz der positiven Effekte lediglich rund 20 Prozent der für die Studie befragten Menschen nach dem Renteneintritt ein Ehrenamt. Dabei sind die Möglichkeiten, sich zu engagieren, zahlreich. Doch wie findet man passende Aufgaben?

Passende Ehrenämter für ältere Semester

Der erste Schritt auf der Suche nach einem passenden Ehrenamt führt über einen kleinen Fragenkatalog. Mit ihm können Rentnerinnen und Rentner herausfinden, welche Tätigkeiten für sie am ehesten infrage kommen. Die wichtigsten Fragen lauten:
 

  • Gibt es Ehrenämter, in denen ich meine bisherigen beruflichen Erfahrungen und Kompetenzen einbringen kann?
  • Gibt es bestimmte Tätigkeiten, die mir besondere Freude bereiten?
  • Gibt es gemeinnützige Organisationen, mit denen ich mich identifizieren kann, oder möchte ich mich eher eigenständig engagieren?
  • Wie viel Zeit kann beziehungsweise möchte ich für das Ehrenamt aufwenden?
  • Möchte ich im Team helfen, andere Menschen anleiten oder vielleicht doch eine Aufgabe übernehmen, bei der ich für mich arbeiten kann?

 

Ob Projekte für Kinder und Jugendliche, ehrenamtliche Positionen in den Gemeinden/Kommunen, der aktive Naturschutz, Mehrgenerationenhäuser, der Schöffendienst (für Menschen bis 69 Jahre) oder ein Ehrenamt am Telefon – die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Ehrenamtsbörsen und etwaige andere Anlaufstellen erleichtern die Suche.

Gibt es spezielle Anlaufstellen?

Die Malteser, deren Ehrenamtliche sich beispielsweise im Bevölkerungsschutz, in der Flüchtlingshilfe, im Sanitätsdienst, in technischen Diensten, in der Trauer- und Hospizarbeit sowie der Jugendhilfe engagieren, bieten eine Orientierungshilfe im Netz. Auf der Seite gibt es unter anderem einen Überblick über die möglichen Einsatzfelder sowie Fragen und Antworten rund um das Thema Ehrenamt. Über ein Kontaktformular, in dem auch schon bevorzugte Tätigkeitsfelder angegeben werden können, ist eine direkte Kontaktaufnahme möglich.

Natürlich bieten auch andere Organisationen entsprechende Informationsangebote und Ehrenamtsbörsen. Wer zum Beispiel nach einer Tätigkeit im Naturschutz sucht, findet vielleicht eine passende Aufgabe in der Ehrenamtsbörse des NABU.

Engagement-Datenbanken werden häufig auch von Städten und Kommunen angeboten. Das trifft zum Beispiel auf Hamburg und Berlin zu.

Freiwilligenagenturen können den an einer ehrenamtlichen Tätigkeit interessierten Seniorinnen und Senioren ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der nachfolgende Link führt direkt auf die Website des bundesweiten Dachverbands der Freiwilligenagenturen.

Ob es in der Nähe eines der deutschlandweit rund 530 durch Bundesmittel geförderten Mehrgenerationenhäuser gibt, die als Begegnungsstätte zwischen den Generationen dienen, kann auf dieser Seite über eine Suche in Erfahrung gebracht werden.

Und ob es eine regionale Ehrenamtsbörse gibt, lässt sich mit einer Google-Suche leicht feststellen: Einfach nach „Ehrenamtsbörse [gewünschter Standort]“ suchen. Zudem lohnt sich ein Besuch der Online-Auftritte von Caritas, DRK, der Aktion Mensch oder den Johannitern.

Bundesministerium stärkt die soziale Teilhabe Älterer

Gegen die Vereinsamung von älteren Menschen, die aus dem Berufsleben austreten, macht sich auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stark: Zwischen 2020 und 2022 werden bundesweit 29 Modellprojekte im Rahmen des Programms „Stärkung der Teilhabe Älterer – Wege aus der Einsamkeit und Isolation im Alter“ mit fünf Millionen Euro unterstützt. Die Fördermittel dafür stammen aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Mehr Infos dazu finden Sie hier.

Ehrenamt und Rente – was es zu beachten gilt

Prinzipiell handelt es sich bei den Engagements um unentgeltliche Tätigkeiten, doch als Aufwandsentschädigung existiert eine sogenannte Ehrenamtspauschale, die im Jahr 2021 erhöht wurde. Auf der Seite des Bundesfinanzministeriums steht, dass die Pauschale in Höhe von 840 Euro (vormals 720 Euro) pro Jahr „für finanzielle Aufwendungen ehrenamtlich Engagierter“ steuerfrei bleibt. Aber wie sieht es mit Menschen aus, die Rente beziehen? Müssen sie befürchten, durch eine ehrenamtliche Tätigkeit einen niedrigeren Rentenbetrag zu erhalten?

Die Antwort lautet: nein. Erhalten verrentete Seniorinnen und Senioren die besagte Aufwandsentschädigung, können sie diese in der Regel auch vollumfänglich behalten. Ältere Menschen dürfen sich zu ihrer Altersrente nämlich grundsätzlich etwas dazuverdienen. Ist die Regelaltersgrenze erreicht, ist für Rentnerinnen und Rentner ein unbegrenzter Hinzuverdienst möglich, ohne dass sie die Beschäftigung dem Rentenversicherungsträger melden müssten.

Ein wenig anders sieht es bei Rentnerinnen und Rentnern aus, die die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben. Sie müssen die sogenannten Hinzuverdienstgrenzen berücksichtigen, damit es nicht zu Beschneidungen der Rente kommt. Die Hinzuverdienstgrenze wurde 2020 angehoben. Mehr Infos dazu gibt es hier. In Bezug auf Ehrenämter und die damit verbundene Aufwandsentschädigung, muss sich also auch hier niemand den Kopf zerbrechen.


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