Warnung vor Gefahren: Was bedeutet ein Sirenenalarm?
Kennst du noch die Feueralarmprobe aus der Schule? Mitten im Unterricht klingelt die Pausenglocke und alle rennen raus. Seit 2020 wird in Deutschland wieder regelmäßig das Warnsystem mit Sirenen getestet. Wir geben dir einen Überblick, was es mit den Sirenen auf sich hat, welche Alarmtöne es gibt und was sie bedeuten.
Darum geht's:
Wann ertönen Sirenen?
Es gibt in Deutschland kein einheitliches Sirenenwarnsystem, das Bürgerinnen und Bürger vor Gefahrenlagen warnt. Im Katastrophenfall wie bei Hochwasser, Unwetter, Feuer, Explosionen oder Bombenfunden sind die Länder und Kommunen für die Warnung und den Schutz der Bevölkerung zuständig. Eines der Warnmittel sind Sirenen. Zu ihren Vorteilen gehört unter anderem, dass sie viel Aufmerksamkeit erregen und die Bürgerinnen und Bürger die Warnung erhalten, ohne selbst aktiv werden zu müssen (indem sie beispielsweise eine App herunterladen). Sirenen sind sehr laut und in einem größeren Umkreis hörbar. Auch nachts können sie Leute aufwecken und auf Gefahren aufmerksam machen. Darum spricht man bei Sirenen auch vom Weckeffekt.
Wo sind sie zu hören?
Seit 2023 hat sich die Zahl der Städte und Gemeinden mit einem funktionierenden Sirenenwarnnetz deutlich erhöht. Aktuell sind mindestens rund 100 Kommunen in Deutschland aktiv mit Sirenenwarnsystemen ausgestattet oder bauen diese wieder auf. Eine Übersicht von inoffizieller Stelle gibt es hier. Dazu gehören unter anderem Düsseldorf, Dresden, Hamburg, Karlsruhe, Bonn, Pforzheim, Wiesbaden, Krefeld, Mainz, Köln und Erlangen. Von den einstmals 80.000 Sirenen werden am bundesweiten Warntag 15.000 getestet. Sie befinden sich hauptsächlich auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Schulen und Krankenhäusern. In welchen Fällen die Sirenen ertönen und welche Töne sie von sich geben, kann völlig unterschiedlich sein.
In Hamburg ertönen die Sirenen nur bei Sturmflut, in anderen Orten nur bei Feuerwehreinsätzen und in Bayern unter anderem im Falle eines Atomreaktorunfalls. Ob und in welchen Fällen deine Stadt oder Gemeinde mit Sirenen warnt und welche Bedeutung die Warntöne haben, erfährst du auf der Webseite deiner Gemeinde oder du fragst in eurem Rathaus nach. Vielleicht hast du bei euch schon mal eine Testwarnung erlebt? Diese führen die Gemeinden und Städte übrigens auch unterschiedlich durch. In Dresden zum Beispiel werden die Systeme viermal im Jahr getestet, in Düsseldorf nur einmal im Jahr. Das ist alles sehr verwirrend und vermutlich fragst du dich: Warum ist das so? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Probealarm am bundesweiten Warntag
Bis zur Wiedervereinigung 1990 gab es zwei getrennte Sirenenwarnnetze: eines im Westen Deutschlands und eines im Osten. Beide Netze wurden von der damaligen Bundesregierung in die Obhut der Kommunen übergeben. Diese konnten selbst entscheiden, ob sie die Sirenen behalten oder abschaffen.
Außerdem hatte sich die politische Lage mit Ende des Kalten Krieges entspannt und in Friedenszeiten wollte man sich nicht mit Warnsirenen beschäftigen. Vor allem die älteren Generationen sind noch heute traumatisiert von den Sirenentönen der Fliegeralarme im 2. Weltkrieg. Außerdem gibt es inzwischen neue Kommunikationswege, über die man die Menschen warnen kann wie Radio, Fernsehen oder das Internet.
Das Problem bei den Sirenen ist nämlich, dass der Warnton allein nicht viel oder gar nichts darüber aussagt, welche Gefahr besteht und was zu tun ist. Und selbst wenn die Sirenen ertönen, wissen viele gar nicht, was das bedeutet. Darum führten Bund und Länder 2020 gemeinsam den bundesweiten Warntag ein, an dem jährlich alarmiert und warnen geprobt wird. Seit einigen Jahren finden zweimal jährlich Probealarme statt, typischerweise im Frühling und im Herbst, bei denen neben Sirenen auch weitere Warnmittel umfassend getestet werden. Das Ziel ist, der Bevölkerung zu zeigen, welche Warnmöglichkeiten es gibt und sie generell für Warnungen zu sensibilisieren. Dabei werden auch die Sirenen ertönen, zumindest dort, wo sie noch funktionieren.
Um Sirenen auch bei Stromausfällen und für moderne Anforderungen zu sichern, hat der Bund 2025 das Sirenenförderprogramm 2.0 gestartet. Kommunen, die ihr Warnnetz modernisieren oder neu aufbauen und dabei digitale Sirenen an das Modulare Warnsystem (MoWaS) anbinden, können Fördermittel beantragen. Die Anträge sind bis Herbst 2025 möglich.
Aktuelle Neuerungen zum Sirenenalarm (Stand 2025)
- Sirenenförderprogramm 2.0: Seit 2025 läuft ein neues Förderprogramm von Bund und Ländern für den Ausbau digitaler Sirenen. Voraussetzung ist die direkte Anbindung ans Modulare Warnsystem (MoWaS). Die Antragsfrist läuft noch bis Herbst 2025.
- Technischer Fortschritt: Viele Städte setzen inzwischen auf digitale Sirenen mit Akku-Notstrom und moderner Steuerung. Auch mobile Lautsprechersysteme kommen häufiger für flexible Warnungen zum Einsatz.
- Bundesweite Warntage: 2025 finden Probealarme an zwei Stichtagen pro Jahr statt (beispielsweise am 13. März und am 11. September), bei denen alle Warnmittel getestet werden und die Bürger praktisch üben können.
- Barrierefreiheit: Neu ist die besondere Berücksichtigung barrierefreier Warnung: Sirenen und Cell Broadcast werden gezielt so eingesetzt, dass Menschen mit Behinderung zuverlässig erreicht werden.
Cell Broadcast: Warnungen aufs Smartphone
Cell Broadcast ist inzwischen fester Bestandteil des bundesweiten Warnsystems. Seit seiner Einführung im Dezember 2022 werden Warnungen bei Katastrophen und anderen Gefahrenlagen direkt per Cell Broadcast an alle kompatiblen Mobiltelefone in einem betroffenen Gebiet gesendet. Im Gegensatz zu klassischen SMS-Nachrichten funktioniert Cell Broadcast ohne Registrierung oder App-Installation und erreicht auch Nutzerinnen und Nutzer, deren Standort sich kurzfristig ändert. Moderne Smartphones unterstützen Cell Broadcast in der Regel automatisch; ältere Geräte können unter Umständen ein Software-Update benötigen. Die Mobilfunkanbieter in Deutschland arbeiten weiterhin daran, die Reichweite und Zuverlässigkeit des Systems zu verbessern. Alle weiteren Informationen zu diesem Warnsystem findest du auf der Seite des BBK.
Welche Sirenentöne gibt es?
In unterschiedlichen Städten und Gemeinden werden unterschiedliche Warntöne für unterschiedliche Gefahrenlagen verwendet. Es gibt jedoch zwei Sirenentöne, die bundesweit verbreitet sind.
- Der erste Ton warnt vor einer Gefahrenlage. Die Sirene heult in Wellen an- und abschwellend 1 Minute lang.
- Der zweite Ton dauert auch 1 Minute und ist durchgehend, also ohne Unterbrechung. Damit wird das Ende der Gefahr signalisiert. Beide Töne gibt es zum Anhören auf der Webseite zum Warntag.
Es gibt noch einen dritten, sehr geläufigen Ton. Der gilt allerdings nur für Einsatzkräfte der Feuerwehr. Der Ton dauert insgesamt 1 Minute und geht so: 15 Sekunden Dauerton - 7 Sekunden Pause - 15 Sekunden Dauerton - 7 Sekunden Pause – 15 Sekunden Dauerton. Solltest du diese Sirene einmal im Straßenverkehr hören, dann achte besonders auf herannahende Einsatzfahrzeuge und versperre ihnen nicht den Weg.
Wie verhalte ich mich richtig?
Hörst du die Sirenen, solltest du Folgendes beachten.
Wenn du draußen unterwegs bist
- suche Schutz in Gebäuden. Gehe zurück nach Hause, an den Arbeitsplatz, die Schule oder die Uni, falls du gerade in der Nähe bist. Ansonsten suche Schutz im nächsten öffentlichen Gebäude.
- Informiere dich über die Gefahrenlage. Was ist los? Gibt es Handlungsanweisungen? Achte auf Durchsagen im Radio und Fernsehen oder informiere dich über spezielle Warn-Apps wie NINA.
- Telefoniere nur in Notfällen. Brennt es oder braucht jemand medizinische Hilfe, dann wähle ausschließlich die Notrufnummern 112 oder 110. Die Telefonleitungen sollten unbedingt für die Einsatzkräfte freigehalten werden.
Du befindest dich zum Zeitpunkt des Sirenenalarms drinnen, dann
- bleib drinnen und hole Kinder, Nachbarn oder schutzlose Passanten ins Haus.
- Schließe alle Fenster und Türen.
- Schalte alle Lüftungen und Klimaanlagen aus.
- Verursache keine Funken und sorge dafür, dass niemand raucht.
Warte, bis die Gefahr vorüber ist. Du hörst entweder den Entwarnungston der Sirenen oder Durchsagen im Radio, Fernsehen oder über Lautsprecher.
Welche Warnmöglichkeiten gibt es außer der Sirenen?
Das MoWaS ist das modulare Warnsystem der Bundesregierung. Daran sind verschiedene Warnmittel angeschlossen. Länder, Städte und Gemeinden können auf diesem Weg ihre Warnungen und Entwarnungen verbreiten. Die Sirenen gehören dazu. In Orten wie beispielsweise Berlin gibt es aktuell keine Sirenen. Dort werden Warnungen und Handlungsanweisungen auf Anzeigentafeln auf Straßen und in öffentlichen Verkehrsmitteln angezeigt. Auch Apps sind an das MoWaS angeschlossen und bekommen – meist standortbasiert - Warnungen und Entwarnungen.
NINA ist die offizielle Warn-App des Bundes und zeigt dir alle wichtigen Warnungen an. Die App KATWARN liefert zusätzlich Infos für Festivalbesucher über lokale Ereignisse. BIWAPP ist eine Info- und Warnapp für Bürgerinnen und Bürger. Über Radio, Fernsehen und Internet bekommst du außerdem Infos. Das funktioniert weitestgehend nur, wenn du Strom hast oder ein Radio mit Kurbel. Beachte, dass es einige Minuten dauern kann, bis die Rundfunkstationen die Warnung über das MoWaS bekommen haben. Oft wird das laufende Programm unterbrochen, um die Meldung zu verlesen. Radio und Fernsehen melden auch, wenn die Gefahr wieder vorüber ist.