Erdbeben in der Türkei und Syrien: Einsatz für die Malteser
Es sind Szenen, die die Welt erschüttern: Menschen, die in Trümmerwüsten verzweifelt nach verschütteten Verwandten und Freunden suchen, Bilder von Verletzten, Toten und wie durch ein Wunder aus eingestürzten Häusern geretteten Kindern. Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien hat bislang mehr als 48.000 Todesopfer gefordert (Stand: 22. Februar 2023). Die Menschen brauchen jetzt dringend Hilfe.
Darum geht's:
Das Erbeben traf die Grenzregion der Türkei und Syrien
Allein in der Türkei wurden laut Angaben der türkischen Regierung rund 220.000 Wohnungen zerstört oder sehr stark beschädigt. In den Notunterkünften sind derzeit (Stand: 16. Februar 2023) rund 1,6 Millionen Menschen untergebracht; 600.000 Menschen wurden aus den Erdbebengebieten evakuiert. Diese Zahlen verändern sich fortschreitend – aktuelle Angaben findet ihr hinter diesem Link.
Die Vereinten Nationen befürchten einen dramatischen Anstieg der Obdachlosenzahlen sowohl in der Türkei als auch in Syrien. Tausende Helferinnen und Helfer sind vor Ort, um die Betroffenen der Naturkatastrophe mit dem Nötigsten zu versorgen.
In der Nacht zu Montag, den 6. Februar 2023, hat ein Erdbeben der Stärke 7,7 bis 7,8 das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Am Nachmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5. Bei dem zweitstärksten Beben, das jemals im östlichen Mittelmeerraum erfasst wurde, stürzten tausende Gebäude ein – es brachte die Menschen vor Ort bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in eine verzweifelte Lage. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass bis zu 23 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von den Folgen der Katastrophe betroffen sein könnten, darunter fünf Millionen besonders verletzliche Menschen wie Alte, Kinder, Kranke.

Wie ist aktuell die Lage vor Ort?
Die Lage vor Ort ist weiterhin dramatisch: Hunderte Gebäude liegen in Schutt und Asche, Anfang Februar sollen ersten Schätzungen zufolge 150.000 Menschen allein im türkischen Gebiet obdachlos geworden sein. Die Vereinten Nationen rechnen mit 5,3 Millionen Menschen, die in Syrien nun auf Unterbringungen und Hilfsgüter angewiesen sind. Auch die Infrastruktur wurde massiv geschädigt. Ununterbrochen suchen Helferinnen und Helfer weiter nach Überlebenden in den Trümmern. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: 8000 Menschen wurden in den ersten drei Tagen lebend aus den Trümmern geborgen. Aber: Die ersten 72 Stunden gelten nach einem Erdbeben als entscheidend. Die Chancen, noch Überlebende zu finden, werden immer geringer. Erschwerend kommt die Kälte hinzu, die derzeit in der Region herrscht. Hoffnung gab es aber auch Tage nach der Katastrophe: In der Stadt Gaziantep wurden eine Mutter und zwei Kinder aus den Trümmern gerettet – 78 Stunden nach dem Erdbeben. Und sogar 248 Stunden nach dem Beben bargen Rettungskräfte eine 17-Jährige lebend aus den Trümmern.
Nachbeben: Die Gefahr ist nicht vorüber
Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben wurde die türkisch-syrische Grenzregion wieder von zwei starken Erdstößen erschüttert. Bereits beschädigte Gebäude stürzten dabei ein, nach Angaben der Tagesschau sind weitere Menschen ums Leben gekommen und viele wurden verletzt. Hinzu kommen unzählige spürbaren Nachbeben – die Menschen fürchten sich, in die Gebäude zurückzukehren.
Die Not in Syrien nach dem Erdbeben
Besonders dramatisch ist die Situation im bürgerkriegsgeplagten Syrien. Die Regionen sind zum Teil schlecht vernetzt und die Suche nach Verletzten läuft nur schleppend. Es fehle an allem Notwendigen, teilten die „Weißhelme“ mit, eine der wenigen Hilfsorganisation in den Rebellengebieten. Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfeabteilung von Malteser International sagt: „Vor allem in den Flüchtlingsgebieten im Norden Syriens benötigen unsere lokalen Partner dringend Unterstützung, denn dort leben hunderttausende Menschen in einfachen Unterkünften und sind nun nach dem Erdbeben schutzlos.“

Wie wird jetzt geholfen?
In der Türkei trifft derweil immer mehr Unterstützung aus dem Ausland ein. Weltweit haben Hilfsorganisationen ihre Unterstützung zugesagt. Neben Such- und Rettungsmaßnahmen geht es dabei auch um das Errichten von Notunterkünften und die Versorgung mit Medikamenten und mobilen Heizungen. Während die Rettungsarbeiten auf Hochtouren laufen, befürchten Expertinnen und Experten weitere Beben in der Region.
Auch die Malteser sind vor Ort: Direkt nach dem Erdbeben machte sich ein erstes Nothilfeteam von Malteser International in die Krisenregion auf. Es koordiniert erste Sofortmaßnahmen und den Transport von Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete. Das Epizentrum liegt in der Region um die türkischen Städte Kilis und Gaziantep, dort unterhält Malteser International seit Jahren Projekte, haben gute Kontakte zu örtlichen Hilfsorganisationen und eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Von der Grenzstadt Kilis aus organisieren die Malteser jetzt mit ihren lokalen Teams die Nothilfe – auch in Syrien sind erste Hilfsangebote angelaufen. Eine Einreise in das Land ist derzeit nicht möglich: „Wir setzen die Hilfe für die Menschen im Nordwesten Syriens daher über langjährige lokale Partnerorganisationen um. Diese übernehmen die Verteilung der Hilfsgüter an die betroffenen Menschen“, sagt Hochedez.

Was leisten die Malteser noch?
Derzeit liefern die Malteser wegen der eisigen Kälte vor allem Decken, Wärmegeräte und Zelte, es folgen Lebensmittel und Medikamente. Oliver Hochedez fasst zusammen: „Die große Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, ist, dahin zu kommen, wo wir hinmüssen.“ Die Flughäfen seien überlastet, die Flugpisten und viele Straßen zerstört. Gerade in ländlichen Regionen sei die Lage dramatisch.
Wie lange der Hilfseinsatz dauert, sei ungewiss: „Wir haben ein One-Way-Ticket gebucht.“
Am Freitag, den 17. Februar, erwarten die Malteser die Ankunft der ersten LKWs aus Deutschland, die rund 10 Tonnen Hilfsgüter in die betroffenen Regionen der Türkei bringen.
Dr. Thomas Weiss, Leiter der Nahostabteilung von Malteser International sagte dazu: „Die internationale Hilfsbereitschaft ist immens und dafür sind wir sehr dankbar. Die Logistik bleibt eine große Herausforderung. Unsere Kolleginnen und Kollegen in der Türkei und in der Zentrale von Malteser International in Köln arbeiten ununterbrochen an der Beschaffung weiterer Hilfsgüter und daran, diese auf den Weg in die Türkei zu bringen. Gestern haben wir zwei weitere LKWs mit je 600 Generatoren auf den Weg gebracht.“
Laut Weiss erhalten auch in Syrien die vom Beben betroffenen Menschen Hilfsgüter wie Decken oder Zelte durch die Partnerorganisationen von Malteser International. Die medizinische Hilfe, die von den Partnern in Nordwestsyrien in den Krankenhäusern geleistet wird, tritt derweil in die zweite Phase ein. Dazu sagte Dr. Ibrahim Al-Khatib aus dem Armanaz Krankenhaus im Nordwesten Syriens: „Wir haben in den ersten Tagen alles gegeben, um so viele Leben wie möglich zu retten. Heute haben wir mit der zweiten Phase begonnen: Zum einen behandeln wir die Frakturen weiter und zum anderen wollen wir die Patienten mental unterstützen.“
So kannst du helfen
Wenn du den Menschen in der Türkei und Syrien helfen möchtest, kannst du das derzeit am besten durch eine Geldspende zum Beispiel an die Malteser tun, um unter anderem:
- Krankenhäuser mit Medikamenten und medizinischem Material zu versorgen
- die Behandlung der Verletzten zu gewährleisten
- Notfallnahrung für Kinder und Hilfsbedürftige bereitzustellen
- die Menschen mit Decken, Zelten, Heizstrahlern vor Kälte und Niederschlag zu schützen
Eine andere Möglichkeit ist, dass du selbst eine Spendenaktion für die Menschen in dem Erdbebengebiet ins Leben rufst. Über das Spendenaktions-Tool der Malteser ist das problemlos möglich.
Sachspenden sind derzeit schwer zu koordinieren und verursachen hohe Logistikkosten. Über die Geldspenden können die Hilfsorganisationen die in den Katastrophengebieten akut benötigten Hilfen am besten verteilen.