Sarggeschichten: Kurzfilme übers Sterben und den Tod

Ein ungewöhnliches Projekt mit einem ungewöhnlichen Namen: Sarggeschichten ist ein gemeinnütziger Verein, der professionelle Kurzfilme zum Thema Sterben ins Internet stellt. Das Ziel: Angehörige informieren, aufklären – und das Thema Tod zugänglicher machen. 

Darum geht's:


Was sind Sarggeschichten?

Die Sarggeschichten sind ein gemeinnütziger Verein, der sich seit vier Jahren mit dem Themenkomplex Sterben, Tod und Trauer beschäftigt und dazu Kurzfilme produziert und veröffentlicht. Ziel ist es, aufzuklären und zu enttabuisieren. Die informativen Kurzfilme mit einer maximalen Länge von 7 Minuten tragen Titel wie: „Brauche ich zum Sterben einen Arzt?“, „Was ist eine Hausaufbahrung?“, „Wie versorgt man einen Verstorbenen?“, aber auch: „Wie macht man eine tolle Trauerfeier?“

Wer ist beteiligt an dem Projekt?

Etwa ein Dutzend Menschen engagieren sich für Sarggeschichten e.V., sie kümmern sich um die Website, unterstützen die Dreharbeiten oder wirken als Darsteller in den Filmen mit. Doch der Kern sind die beiden Gründer, Jan Möllers und Sarah Benz. Beide sind auch beruflich mit den Themen Trauer und Tod verbunden: Während Jan als Bestatter und in der beruflichen Bildung arbeitet, ist Sarah Musikerin und Trauerbegleiterin.

Wie entstand die Idee zu Sarggeschichten e.V.?

„Sarah fiel auf, dass es eigentlich zu jedem Thema, zu jedem Problem einen passenden Youtube-Film gibt“, erinnert sich Jan, „ist meine Spülmaschine kaputt, gebe ich den Begriff ein und finde ein Video, das mir hilft. Nur bei den Themen Tod und Trauer gab es lediglich persönliche Erfahrungsberichte oder Werbevideos. Es fehlten professionelle Kurzfilme, die informieren und aufklären. Das wollten wir ändern.“ Denn für die Beiden ist klar: „Tod und Trauer gehören unwiederbringlich zum Leben dazu und sollten in unserer Kultur und Gesellschaft ihren Platz haben.“ Deshalb haben ihre Filme auch eine große Zielgruppe: Sie richten sich an Menschen „von 6 bis 102“.

Das Ziel von Sarggeschichten

Das Ziel ihres Engagements erklären die Beiden so: „Selbstbestimmtes Handeln und Gestalten hilft, wenn der Tod ins Leben tritt. Dazu wollen wir ermutigen und Infos über Sterben, Tod und Trauer verbreiten.“ Hilflosigkeit und Unsicherheit gehören für Sarah und Jan zu jedem Trauerprozess dazu, aber ihr Ziel ist es, diese beiden Gefühle nicht alles andere beherrschen zu lassen.
Und Jan ergänzt: „Es gibt gute Gründe dafür, Angst vor dem Tod zu haben und es ist nicht unser Ziel, dem Tod seinen Schrecken zu nehmen.“ Aber viele Menschen hätten schon Angst vor ihrer Angst vor dem Tod. Da könnten Informationen und Vorbilder helfen.

Inwiefern können Informationen über das Sterben helfen?

„Da gibt es viele Beispiele“, sagt Jan. „Bei einem der meistgeklickten Filme auf unserer Seite geht es um das Thema Totenfürsorge. Da zeigen wir, wie man den Körper eines Verstorbenen waschen, selbst ankleiden und betten kann. Das ist den meisten Menschen gar nicht klar. Aber wenn sie im Nachhinein davon erfahren, dass es diese Möglichkeiten gibt, sind einige Angehörige sehr traurig, weil sie es gern getan hätten. Wir wollen ihnen helfen, sich im Vorfeld zu informieren.“
Das betrifft auch die Möglichkeiten, wie der Abschied gestaltet werden kann. „In der Krisensituation an sich ist das für Betroffene viel schwieriger zu erfassen und zu entscheiden. Es gibt viele kleine, liebevolle Gesten, die den Abschied persönlicher machen – wie zum Beispiel die Möglichkeit, im Krematorium auf dem Sarg die Handabdrücke der Trauernden zu hinterlassen.“ Dabei geht es den Beiden nicht darum, zu zeigen wie es „richtig“ geht. Im Gegenteil: Sie sind überzeugt: „Wenn trauernde Menschen Unterstützung bekommen, um ihrer Intuition zu folgen, wissen sie, was sie wollen und brauchen.“

Was für Erfahrungen macht das Team?

Anfangs hatte Jan Sorgen, mit so einem schwierigen und gleichzeitig persönlichen Thema im Netz aufzutreten: „In der Anonymität des Internets sind die Reaktionen ja oft brutaler.“ Doch das Gegenteil ist der Fall: „Wir bekommen ganz viel positives Feedback. Wir finanzieren uns ja über Spenden und da kommt mit jeder Spende auch eine Welle von Dankbarkeit für unsere Arbeit. Das ist toll!“


Trauern ist kein Wellnessurlaub

Jan, Gründer von Sarggeschichten


Was wünschen sich die Beteiligten für die Zukunft?

Jan bedauert, dass „der Tod heutzutage so „zerhackt“ ist: „Es gibt Profis für jeden einzelnen Aspekt – wie etwa Bestatter, Floristen, Pastoren, Steinmetze. Doch bei all diesen Checklisten für den Todesfall bleibt das Menschliche zurück.“ Für ihn stellt sich die Frage: „Was können wir dem Schrecken des Todes entgegensetzen? Ich bin überzeugt davon, dass Freundlichkeit der Schlüssel ist – auch Freundlichkeit gegenüber der eigenen Angst und Verzweiflung. Trauern ist kein Wellnessurlaub, sondern ein herausfordernder und oft schmerzhafter Prozess. Da gilt es unbedingt auch milde mit sich selbst sein.“


#Tod & Trauern

#Engagement

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