DIE HALLE in Hamburg: Integration durch Parkour

Sie springen über Zäune, erklimmen rasant Hindernisse, hangeln sich an Geländern entlang und lassen sich aus mehreren Metern Höhe auf die Schaumstoffmatten fallen: Die Parkour-Läufer in DIE HALLE Creation Center Oberhafen in Hamburg scheinen die Gesetze der Physik außer Kraft setzen zu können. Was das mit Integration zu tun hat, erfährst du hier.

Darum geht's:


Was genau ist Parkour für ein Sport?

Parkour, der Trendsport aus Paris, hat längst auch unsere Städte erobert. Der Extremsport kommt ohne Hilfsmittel aus und reduziert sich auf das Wesentliche: den menschlichen Körper. „Parkour ist die total freie Fortbewegung durch den urbanen Raum. Ein Parkour-Läufer lebt die Freude an der Bewegung aus, aber ohne Gegner. Es ist kein Wettkampfsport“, erklärt Sebastian Ploog, Vorstand des Vereins Parkour Creation e.V., der DIE HALLE in Hamburg betreibt. Das Prinzip beim Parkour ist denkbar einfach: Überwinde alle Arten von Hindernissen: Treppen, Mauern, Wände, Geländer, Dächer oder Garagen – so schnell und akrobatisch wie möglich. Ohne Training läuft bei dieser Bewegungskunst, die keinen festen Regeln unterworfen ist, allerdings nichts. Denn um Unfälle beim freien Ausüben des Extremsports in der Stadt zu vermeiden und das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten, braucht man Ausdauer, Kraft und Erfahrung.

Wer betreibt DIE HALLE?

Die Halle in der Hafencity Hamburg wurde 2017 eröffnet, der Verein aber schon 2014 von Sportlern, Pädagogen und Sportwissenschaftlern gegründet. Neben den sportlichen Aspekten war den Gründern von Anfang an der integrative Gedanke besonders wichtig. Es gibt deshalb gezielte Projekte für Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche.

 

Seit 2016 ist Parkour Creation e.V. anerkannter Stützpunktverein des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Bereich Integration durch Sport. Sogar einen Integrationslotsen gibt es. Das vielfältige Angebot schlug nach der Eröffnung sofort ein: Schon in den ersten drei Monaten nach dem Start kamen Tausende Interessierte in DIE HALLE. Heute gibt es etwa 440 Mitglieder, damit ist der Parkour Creation e.V. der größte Verein seiner Art in Deutschland. Auf dem Areal gibt es mittlerweile 45 verschiedene Kurse und diverse Integrationsangebote für Flüchtlinge.

An wen richtet sich das Angebot?

Die Parkour-Halle bietet sich für jeden an, der Spaß an der Bewegung hat. Kinder, Jugendliche, Erwachsene – hier sind alle willkommen. Neben den speziellen Kursen werden in den Schulferien Camps für Jungen und Mädchen angeboten, auch Kindergeburtstage können hier gefeiert werden. In dem Theaterprojekt „Salon International“, das sich auch an Geflüchtete richtet, wird Tanz und Bewegungstheater kombiniert. Dabei werden unterschiedliche Tanzstile integriert wie etwa Elemente aus syrischen Volkstänzen oder Breakdance-Einheiten.

 

In einem neuen Projekt bauen die Teilnehmer aus Restmüll Parkour-Hindernisse – dieser nachhaltige Ansatz soll die Identifikation mit der Halle fördern. Neben vielen ehrenamtlichen Helfern arbeiten hier heute auch angestellte Trainer, insgesamt kümmern sich 42 Mitarbeiter darum, dass auf den 800 Quadratmetern sichere Rahmenbedingungen für alle geschaffen werden und geben Tipps. „Der Sport ist längst nicht so verletzungsintensiv wie viele denken. Ganz im Gegenteil“, betont Sebastian, „du lernst vorher, richtig zu fallen, das Risiko einschätzen und mit der Angst umzugehen. Das schützt.“

Warum bietet sich Parkour für die Integration an?

„Parkour ist per se auf einzelne Individuen ausgerichtet“, erklärt Sebastian, „es gibt keine Regeln, keine Grenzen.“ Damit eignet sich der Sport ideal dafür, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen zu bringen.


Jeder wird als der genommen, der er ist – Menschen aus allen Richtungen und Schichten sind willkommen.

Sebastian Ploog, Vorstand von Parkour Creation e.V.


Es gibt beim Parkour grundsätzlich keinen Wettbewerbsgedanken. „Außerdem findest du im Sport grundsätzlich wunderbare universelle Kommunikationsebenen, weil du die Menschen über die Bewegung abholen kannst.“, so Sebastian. Die Arbeit mit Geflüchteten richtet sich in der Halle vor allem an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Auch eine spezielle Frauengruppe ist in Planung.

 

Mido (21) aus Syrien begann schon in Damaskus mit Parkour. „Parkour ist mein Leben“, erzählt der junge Mann. Er hat in Hamburg sein Glück gefunden, seine Familie. Heute arbeitet Mido als Trainer in der Halle und sagt: „Das Wichtigste beim Parkour ist das Miteinander.”

Was lerne ich beim Parkour?

Auf Hindernisse triffst du überall im Leben – beim Parkour lernst du sie zu überwinden. „Wir sehen in dem Hindernis die Herausforderung. Sie zu meistern, ist das Ziel. Das schafft ein besseres Selbstbewusstsein, die Teilnehmer entwickeln einen gesunden Umgang mit der eigenen Angst und lernen die eigenen Grenzen zu erweitern“, erklärt Sebastian und ergänzt: „Das lässt sich dann auch in das normale Leben außerhalb der Halle übertragen“.

Mehr Infos

Du willst mehr über DIE HALLE erfahren? Weitere Infos zu Kursen und Öffnungszeiten findest du unter www.diehalle.hamburg.

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