Ehrenamt in der Igelstation: Engagement für Tiere

Igel sind nicht nur sehr niedlich, sondern auch nützlich. Kranken oder verletzten Tieren sollten wir uns annehmen oder sie in eine Igelstation bringen, wo Ehrenamtliche die Tiere gesund pflegen. 

Darum geht’s


Darum sind Igelstationen so wichtig

Seit über 80 Jahren steht der Igel unter Naturschutz. Wer eines der Tiere verletzt, tötet oder gar einfängt und behält, macht sich strafbar. Es ist aber erlaubt – und sogar geboten – ein krankes, verletztes, unterernährtes oder verwaistes Tier aufzunehmen. Ist der Igel wieder gesund, muss er zurück in die Natur. Das ist immer das Ziel. Diese Aufgabe übernehmen freiwillige Helferinnen und Helfer in Igelstationen. Hauptsaison ist der Winter, wenn die Tiere ab November ihren Winterschlaf halten sollten, aber zu schwach oder zu krank dafür sind. Im Sommer werden hauptsächlich verwaiste Jungtiere in den Stationen großgezogen. 

In ganz Deutschland gibt es mehrere hundert Igelstationen. Die Kapazitäten sind unterschiedlich. In der Igelstation im Berliner Stadtteil Hermsdorf können beispielsweise  bis zu 60 Tiere aufgenommen werden. Das bedarf Zeit und Geld, denn wer einen Igel aufnimmt, verpflichtet sich, das Tier so lange zu pflegen, bis es wieder gesund ist. Im Winter dauert das in der Regel fünf bis sechs Monate. Die meisten Igelstationen werden privat geführt und damit auch selbst finanziert. Sie sind zum Teil auf Spenden oder Igelpatenschaften angewiesen, um wenigstens einen Teil der Kosten decken zu können. Wer einen verletzten Igel zu einer Ärztin oder einem Arzt bringt, muss die anfallenden Kosten übernehmen. Eine Tierärztin beziehungsweise ein Tierarzt kann ein Wildtier auch kostenfrei behandelt, das ist aber kein Muss..

In den vergangenen 30 Jahren ist die Anzahl der Igelstationen stark zurückgegangen. Das liegt vor allem daran, das sich sehr viel ältere Menschen um Igel kümmern. Wenn sie die Igelhilfe nicht mehr leisten können oder versterben, fällt auch die Igelstation weg. Darum wird dringend Nachwuchs für Igelretter gesucht!

Das Ehrenamt in der Igelstation 

Wer sich ehrenamtlich in einer Igelstation engagiert, rettet nicht nur die Tiere, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Grundsätzlich können alle helfen, die Tiere mögen und Interesse an Naturschutz haben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für dein Engagement. So kannst du eine bereits bestehende Igelstation unterstützen, die Igelhäuser sauber machen und die Tiere füttern. Mit steigender Erfahrung kannst du dann auch Medikamente verabreichen oder mal eine Spritze geben. 

Eine andere Möglichkeit ist, selbst eine Igelstation einzurichten und zu betreiben. Dafür solltest du dir unbedingt vorher Wissen über Igel und Igelstationen aneignen. Im Internet findest du viele nützliche Tipps und Anleitungen von den vielen Ehrenamtlichen, die sich bereits um verwaiste Igel kümmern. Zuallererst braucht ein Igel eine sogenannte Igelbox. Der Naturschutzbund NABU erklärt anschaulich in einer Anleitung, wie du ein Igelhaus selbst baust. Außerdem brauchst du Futter. Igel sind Insektenfresser, Obst oder Pflanzen stehen nicht auf ihrem Nahrungsplan, es sei denn, eine leckere Made sitzt im Apfel. Dann isst ein Igel davon auch mal etwas mit. In einigen Zoohandlungen bekommst du artgerechtes Futter wie Mehlwürmer oder Käfer. Aber auch Katzenfutter oder  ein rohes Ei können als Futter herhalten. Igel trinken niemals Milch, sondern ausschließlich Wasser. Für einen ausgewachsenen Igel musst du mit etwa 50 Euro Futterkosten pro Winter rechnen, sowie mit mindestens einer halben Stunde Zeit am Tag. 

Ehrenamtliche Igelstationen leisten aber nicht nur einen Beitrag zur Tierrettung, sondern auch wichtige Aufklärungsarbeit zum Naturschutz. Viele Ehrenamtliche öffnen regelmäßig ihre Igelstationen für Schulklassen oder andere interessierte Gruppen und Einzelpersonen. Oder es werden Workshops und Vorträge – auch in Kitas und Schulen – rund um das Thema Igel angeboten. Auf diese Weise wird vermittelt, woran man hilfsbedürfte Igel erkennt, denn jedes Jahr werden viele Tiere zu Igelstationen gebracht, die gar keine Hilfe benötigen. 

Wann braucht ein Igel Hilfe?  

Igel sind nachtaktiv und bauen sich immer gleich mehrere Nester. Ihre Jungen bekommen sie im Sommer. Ab November fressen sie sich voll und beginnen ihren Winterschlaf, der bis März oder April andauert. Normalerweise sieht man Igel weder tagsüber noch in den Wintermonaten. Findest du doch einen, dann könnte er Hilfe benötigen. Beobachte das Tier aus sicherer Entfernung, um es nicht zu erschrecken, und achte auf die folgenden Anzeichen: 

Verletzte Igel erkennst du entweder an ihren Wunden oder körperlichen Einschränkungen wie Hinken oder Humpeln. Auf Baustellen, in Lichtschächten, Gruben, Kellern oder Schuppen ist ein Igel womöglich schon seit Tagen gefangen. Er kann sich durch einen Sturz oder während der Befreiungsversuche verletzt haben, ist womöglich ausgehungert und dehydriert. Er braucht dringend Wasser, Futter und eventuell ärztliche Behandlung. 

Kranke Igel erkennst du daran, dass sie tagsüber herumlaufen, torkeln oder einfach so herumliegen. Im Sommer schwirren häufig kleine Fliegen um sie herum und legen ihre Eier auf ihnen ab, außerdem können Maden am Igel kleben. Abgemagerte Tiere erkennst du an einer Einbuchtung am Hinterkopf und herausstehenden Hüftknochen; ihre Augen sind eingefallen und nicht kugelrund, sondern eher schlitzförmig. 

Entdeckst du einen Igel nach Wintereinbruch, also bei Frost und Schnee, kann es sich um ein krankes oder altes Tier handeln oder um ein Jungtier, das zu spät geboren wurde und nicht genug Kraft hat. Oft können sie sich nicht genügend Reserven für den Winterschlaf anfressen und brauchen mindestens Futter und Wärme, um nicht zu verhungern und zu erfrieren. 

Frisch geborene Igel sind normalerweise in ihrem Nest, denn ihre Augen und Ohren sind noch geschlossen. Findest du tagsüber so einen Igelsäugling außerhalb des Nestes, dann könnte es sich um einen mutterlosen Igel handeln. Er braucht dann dringend Hilfe und muss von Hand großgezogen werden. Das bedarf viel Erfahrung, darum solltest du Jungtiere immer in eine Igelstation in deiner Nähe bringen. 

Nicht alle Igel brauchen Hilfe. Ausnahmen sind aufgestörte Tiere, deren Nester zerstört wurden. Das passiert, wenn Laubhaufen oder Holzstapel entfernt werden, in Gärten und Parks gearbeitet wird, bei beginnenden Baumaßnahmen oder wenn Hunde herumstöbern. Dann suchen sich die Igel auch tagsüber einen neuen Unterschlupf. Auch säugende Igelweibchen laufen mitunter zwischen ihrem Schlafplatz und dem Aufzuchtnest hin und her. 

Findest du einen Igel, der Hilfe benötigt, nähere dich ihm langsam und berühre ihn ganz vorsichtig an der Seite oder am Rücken. Ein gesunder Igel rollt sich bei der kleinsten Berührung zusammen. Funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht, solltest du den Igel bei dir aufnehmen oder eine Igelstation oder einen Wildtierarzt in deiner Nähe anrufen. Dort erfährst du, wie du dem Igel am besten helfen kannst. 

So machst du es Igeln schön

Igel bauen sich mehrere Nester, am liebsten in dichten Hecken, Gebüschen, Reisig-, Laub- und Komposthaufen, unter Holzstapeln, Gartenhäuschen, Schuppen, Treppen, Steinhaufen und unter alten Baumwurzeln. Weil Blumen und Beete im Garten viel Arbeit machen, bevorzugen viele Menschen einfache Rasenflächen. Die sind für Igel nicht optimal. Um ihnen trotzdem einen Platz zu bieten, kann man aus Holzscheiten oder Steinen kleine Höhlen bauen oder in den Ecken des Gartens Häuschen aus Holz aufstellen und mit etwas Laub bedecken. 

Entferne niemals das gesamte Laub unter Hecken oder Sträuchern, das bietet den Igeln Schutz. Harke das Laub immer vorsichtig, besonders die großen Laubhaufen; darunter könnte es sich ein Igel gemütlich gemacht haben. Entdeckst du bei der Gartenarbeit ein Igelnest, vielleicht sogar mit Jungen darin, denn decke es sofort wieder zu und halte Hunde und Katzen fern. 

Verzichte zudem am besten auf Pestizide und andere giftige Stoffe zur Schädlingsbekämpfung. Damit schonst du nicht nur die Igel, sondern auch viele andere Tiere.

Der Igel ist das älteste noch existierende Säugetier der Welt. Er lebt ausschließlich in Europa, Afrika und Teilen Asiens. Es gibt Stacheligel und Rattenigel, Letztere leben nur in Südostasien. Der bei uns heimische Stacheligel trägt ausgewachsen 6.000 bis 8.000 Stacheln am Körper. Jeder einzelne Stachel hat einen eigenen Muskel. Igel sind überwiegend friedliche Einzelgänger; ihren Artgenossen gehen sie aus weg. Wenn es doch einmal zu einer Auseinandersetzung oder einer Paarung kommt, sind sie lautstark zu hören: Sie fauchen, grunzen und kreischen. Außerdem kannst du sie laut schmatzen hören, wenn sie essen. Nicht sehr elegant, aber unheimlich niedlich!   


#Engagement

#Nachhaltigkeit

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