Citizen Science: Dein Engagement für die Bürgerforschung

Otto von Guericke hat die Vakuumtechnik erfunden; und das als Hobbywissenschaftler. Eigentlich war er Bürgermeister von Magdeburg. Es gibt viele sogenannte Citizen Scientists. Auch du kannst dich in der Wissenschaft ehrenamtlich engagieren.

Darum geht’s


Was ist Citizen Science?

Der Verleger und Gründervater der Vereinigten Staaten von Amerika, Benjamin Franklin, hat den Blitzableiter erfunden. Der Priester Gregor Johann Mendel hat die Vererbungslehre maßgeblich beeinflusst. Sie, und noch viele andere Menschen, sind Teil der Citizen Science, der sogenannten Bürgerwissenschaft. Mit dem Begriff werden in erster Linie Methoden und Fachgebiete der Wissenschaft bezeichnet, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe von oder komplett durch interessierte Laien durchgeführt werden. Die wissenschaftlichen Aufgaben, die sie übernehmen, sind breit gefächert: Recherche, Katalogisierung, das Formulieren von Forschungsfragen, die Meldung von Beobachtungen, Messungen jeglicher Art sowie die Auswertung von Daten können beispielsweise dazugehören.

Wikipedia ist übrigens auch Bürgerwissenschaft, denn jeder kann Wissen in der berühmten Online-Enzyklopädie einstellen. So funktioniert das auch mit vielen anderen Forschungsprojekten auf der ganzen Welt. Alle, die Lust haben, forschen, beobachten und untersuchen freiwillig in den verschiedensten Bereichen, meist mit der Unterstützung von Berufswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Zum einen können, dank des Engagements von Bürgerinnen und Bürgern, sehr große Datenmengen gesammelt werden. Ohne diese Hilfe wäre die Forschung auf einigen Gebieten zu teuer und würde ausfallen. Wertvolle Ergebnisse und Einsichten gingen verloren. Zum anderen sind wir in unserem Alltag auch an Orten unterwegs, die die Wissenschaft nicht unbedingt auf dem Schirm hat. Viele archäologische Funde wurden von Laien entdeckt. Seltene Vogelarten, astronomische Ereignisse oder andere Naturphänomene werden nicht selten von denen entdeckt, die eigentlich nur mit ihrer Kamera die schönsten Naturbilder einfangen wollten. 

Citizen Science ist nicht neu 

Die Bürgerforschung hat eine lange Tradition. Zu Weihnachten im Jahr 1900 fand in den USA die erste organisierte Citizen Science-Aktion statt, der Christmas Bird Count. Bei dieser Vogelzählung nahmen viele Bürgerinnen und Bürger teil und halfen, den Bestand bestimmter Vogelarten zu erfassen. Diese Zählung findet seitdem jedes Jahr satt. Inzwischen hat Citizen Science mit neuen Technologien auch neue Möglichkeiten dazugewonnen. Durch die weltweite Vernetzung über das Internet oder die Nutzung von Smartphones können Menschen unabhängig von Ort und Zeit mitforschen. 

Welche Projekte gibt es? 

Es gibt so viele verschiedene Projekte und das auch noch weltweit, dass wir gar nicht alle aufzählen können. Einen guten Überblick gibt dir die Online-Plattform Bürger schaffen Wissen. Hier werden Projekte auf der ganzen Welt vorgestellt. Eines der wahrscheinlich bekannteren Projekte ist der Mückenatlas. Ein Forscherteam möchte alles über Stechmücken in Deutschland herausfinden. Wann sind welche Arten unterwegs? Übertragen sie Krankheiten? Und welche nicht-heimischen Arten fliegen hier herum? Dazu gehen Bürgerinnen und Bürger auf die Mückenjagd und schicken ihre Beute zum Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Fast 30.000 Mücken wurden bis Anfang 2021 eingeschickt. 

Auch größere Tiere werden regelmäßig von Laien gezählt. Der Naturschutzbund NABU ruft regelmäßig dazu auf, Vögel zu zählen. Jeder kann mitmachen wie zum Beispiel bei der Stunde der Gartenvögel, immer am zweiten Wochenende im Mai. Dazu zählst du eine Stunde lang alle Vogelarten, die du an deinem Fenster, im Garten, auf dem Balkon, im Hof oder im Park siehst. Anschließend meldest du deine Beobachtungen auf der Webseite. Im Jahr 2020 haben über 161.000 Menschen Vögel gezählt – ein Rekord für den NABU. Dabei kam unter anderem heraus, dass es in Deutschland immer weniger Blaumeisen gibt. Auch das melden Bürgerwissenschaftler: Sterben Tiere einer bestimmten Art in hoher Zahl, können Wissenschaftler mitunter Rückschlüsse auf schädliche Umwelteinflüsse ziehen.
Viele Projekte haben einen naturwissenschaftlichen Hintergrund, aber auch kulturelle und politische Forschungsprojekte laden Laien zum Mitforschen ein. Die Uni Erfurt erforscht, welche Rolle das Kino in der DDR im Alltag der Menschen hatte. Auf einer Online-Plattform werden Zeitzeugen dazu aufgerufen, von ihren damaligen Kinobesuchen zu berichten. 

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Wie kann man mitmachen?  

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Manchmal musst du dich anmelden, weil bestimmte Daten von dir gebraucht werden, wie zum Beispiel bei Forschungen über Erkrankungen. Bei anderen Projekten, wie bei einigen Vogel- oder Insektenzählungen, ist dein Engagement zu einer ganz bestimmten Zeit erforderlich. Inzwischen gibt es immer häufiger Projekte, bei denen du online oder mithilfe von Apps teilnehmen kannst. Du sammelst Daten, die du auf einer Webseite eingibst oder füllst einen Fragebogen zu bestimmten Themen aus. Das Projekt Ampel-Pilot funktioniert beispielsweise mit einer App, die du auf dein Smartphone lädst, um die Rot- und Grünphasen von Fußgängerampeln zu erfassen. Diese App soll später einmal eine Unterstützung für blinde und sehbehinderte Menschen im Straßenverkehr sein, und zwar an den Ampeln, die nicht mit einem akustischen Signal ausgestattet sind. Das sind übrigens nur etwa 10 Prozent der Fußgängerampeln in ganz Deutschland.

Du kannst dich für mehrere Projekte gleichzeitig engagieren. Wenn du dein Engagement aber vielleicht mit einem länger anhaltenden Hobby verbinden möchtest, dann gibt es auch die Möglichkeit, sich dauerhaft für ein Projekt zu engagieren, wie beispielsweise beim Ehrenamt in der Archäologie. Wann immer du Lust und Zeit hast, suchst du nach archäologischen Funden auf Feldern, Wiesen oder Baustellen oder hilfst bei der Kartierung und Datenarchivierung. Ob als Indiana Jones oder als Marie Curie, in jedem Fall leistest du einen wertvollen Beitrag für die ganze Gesellschaft. 


#Engagement

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