Altersarmut in Deutschland: Die Zahl der Betroffenen wächst
Immer mehr Menschen in Deutschland, die über 65 Jahre alt sind, sind von Armut bedroht – Tendenz steigend. Lesen Sie im folgenden Beitrag, wie Altersarmut definiert wird, wie die Situation in Deutschland im Detail aussieht und was Betroffene tun können.
Wie viele ältere Menschen in Deutschland sind armutsgefährdet?
Altersarmut in Deutschland ist kein neues Phänomen: Bereits 2005 war ungefähr jeder neunte Mensch über 65 Jahren davon betroffen. Doch die Quote steigt – so stark wie in keiner anderen Bevölkerungsgruppe. Mehr als jeder fünfte Mensch über 75 Jahren in Deutschland ist von Armut betroffen (Stand 2024). Detaillierte Informationen zur Armutsgefährdung bei älteren Menschen finden Sie beim Statistischen Bundesamt.
Bei der gängigsten Definition von Armut geht es um das persönliche, auf Basis des Haushaltsnettoeinkommens berechnete bedarfsgewichtete Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied. Das heißt: Wenn Menschen weniger als 60 Prozent des mittleren gewichteten Einkommens der Bevölkerung zum Leben zur Verfügung haben, unterschreiten sie die Armutsrisikoschwelle. Sie gelten nach diesem nicht unumstrittenen Ansatz als armutsgefährdet. Nach Endergebnissen von EU-SILC 2024 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 16.571 Euro netto im Jahr (1.381 Euro im Monat)
Für Rentnerinnen, Rentner sowie Pensionärinnen und Pensionäre werden dazu gesetzliche Renten, Betriebsrenten, private Leibrenten, Beamtenpensionen, Renten aus Versorgungswerken der freien Berufe, Wohngeld, Kapitaleinkünfte und Hinterbliebenenrenten summiert. Abgezogen werden Steuern und fällige Beiträge wie zum Beispiel Krankenkassenbeiträge.
Dabei bedeutet Armut sehr viel mehr als „nur“ Geldsorgen. Wem das Geld fehlt, dem mangelt es oft auch an Sicherheit und gesellschaftlicher Teilhabe. Im schlimmsten Fall existieren keine Rücklagen für unerwartete Ausgaben wie zum Beispiel Reparaturen im Haushalt. Auch eine ausgewogene Ernährung oder eine vollumfassende medizinische Versorgung gestaltet sich ohne die entsprechenden finanziellen Mittel schwierig. Darüber hinaus bleibt von Altersarmut Betroffenen oft kein Geld, um technische Geräte, Geschenke oder vielleicht auch einen Ausflug zu finanzieren. Die Folge: Betroffene ziehen sich oftmals zurück und vereinsamen. Diese Form von sozialer Armut kann durch den Verlust von Freunden oder anderen geliebten Menschen verstärkt werden. Durch Einsamkeit und soziale Isolation steigt darüber hinaus das Erkrankungsrisiko, während die Lebenserwartung sinkt. Nachlesen können Sie das in unserem Artikel "Die psychischen Folgen von Einsamkeit". Eine Verkettung von negativen Folgen. Es ist deshalb entsprechend wichtig, möglichst frühzeitig gegenzusteuern. Wie Sie auch ohne große finanzielle Mittel gegen die Einsamkeit im Alter vorgehen können, haben wir Ihnen in unserem Artikel "Tipps gegen Einsamkeit im Alter" zusammengestellt.
Das Engagement der Malteser gegen Einsamkeit im Alter
Um sozialer Armut beziehungsweise der Isolation und der Entstehung von Einsamkeit entgegenzuwirken, unterstützten die Malteser mit dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Projekt „Miteinander-Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“ hochaltrige Menschen bundesweit mit verschiedenen Angeboten. Ziel war es unter anderem die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu fördern, auf bedarfsgerechte Angebote stärker aufmerksam zu machen und mit anderen Seniorinnen und Senioren in Kontakt zu kommen.
Warum sind in besonderem Maße Frauen betroffen?
Besonders alleinstehende Frauen sind häufig von Altersarmut betroffen. Sie werden nicht nur älter als Männer, sondern sind oft auch schlechter abgesichert. Und das sogar trotz jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit. Ein Faktor: das meist geringere Einkommen zu Erwerbszeiten. Gepaart mit traditionell längeren Phasen der Kindererziehung reicht es häufig nicht für ein ausreichendes finanzielles Polster im Alter.
Ein weiterer Aspekt: Sorgte das gemeinsame Einkommen zweier älterer Eheleute noch für gutes Auskommen, sieht es nach dem Tod des Ehegatten meist anders aus: Die Witwenrente ist nicht so hoch wie die Rente des Mannes; und für die Witwe steigt das Risiko der Altersarmut. Aber auch Langzeitarbeitslose, Geringverdiener, Menschen ohne Berufsausbildung oder mit Migrationshintergrund sind stark gefährdet, im Alter zu verarmen.
Es ist also von immenser Bedeutung, in jungen Jahren rechtzeitig für die Rente vorzusorgen, sofern die eigene finanzielle Situation es hergibt. Je früher man damit beginnt zu sparen, desto eher besteht die Chance, der Altersarmut zu entfliehen und den eigenen Lebensstandard zu halten. Selbst wenn Sie als Rentnerin oder Rentner nicht direkt von Armut bedroht sind, lohnt es sich, Ihre finanziellen Möglichkeiten genau auszuloten und einen soliden Finanzplan zu erstellen. Tipps dazu finden Sie in unserem Artikel "Finanzen im Alter: Was Seniorinnen und Senioren wissen sollten".
Maßnahmen gegen die Armut im Alter
Was lässt sich also gegen die Altersarmut in Deutschland unternehmen? Die traurige Wahrheit ist: Wer im Alter von Armut betroffen ist, hat momentan nur sehr wenige Möglichkeiten, seinen Finanzstatus zu verbessern. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Je nach persönlicher Situation gibt es – neben dem Gang zur Suppenküche, Tafel oder Kleiderkammer – dennoch einige Optionen, die Betroffene für sich prüfen sollten.
Hilfsangebote der Malteser für arme Menschen
Auch die Malteser bieten eine Vielzahl an Angeboten, um Arme, wohnungs- und obdachlose sowie hungernde Menschen zu unterstützen. Neben Tafeln und Kleiderkammern fahren Kältebusse durch Städte und versorgen Bedürftige mit einer warmen Mahlzeit, Getränken und Kleidung. Zudem können sich arme Menschen bei einem Wohlfühlmorgen, der an verschiedenen Malteser Standorten in ganz Deutschland stattfindet, von Kopf bis Fuß so richtig verwöhnen lassen. Mehr zu den Angeboten der Malteser für bedürftige und obdachlose Menschen finden Sie hier.
Unter Umständen kommt für von Armut betroffene Menschen aber auch ein Aufstocken der Grundsicherung oder Wohngeld infrage. Denn zwar steigt auch die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger der Grundsicherung in den letzten Jahren rapide; Schätzungen zufolge beantragt jedoch längst nicht jede Person die Hilfsgelder, die offiziell Anspruch auf Unterstützung hätte. Liegt der monatliche Finanzbedarf höher als das eigene Einkommen inklusive aller Vermögenswerte, greift die Grundsicherung.
Auch die Zahl der erwerbstätigen Rentnerinnen und Rentner hat sich seit der Jahrtausendwende fast verdreifacht, da viele auf das zusätzliche Einkommen angewiesen sind. Positiver Nebeneffekt neben dem erhofften Finanzpolster: Durch die Arbeit fühlen sich viele ältere Menschen wieder gebraucht und sind näher am gesellschaftlichen Leben.