Gefahren auf Social Media: So schützt du dich

Noch nie war es so einfach, mit Freundinnen und Freunden in Kontakt zu bleiben, neue Bekanntschaften zu machen und sich auszutauschen. Vor allem Jüngere nutzen Instagram, TikTok, WhatsApp und Co. täglich. Über die Risiken und Gefahren wissen sie oft wenig. Die wichtigsten Infos dazu findest du hier.

Darum geht’s:


Immer dabei sein dank Social Media

Instagram, YouTube und TikTok spielen bei immer mehr Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle in ihrem Alltag. Laut einer DAK-Studie verbrachten schon 2018 in Deutschland 85 Prozent der 12- bis 17-Jährigen fast drei Stunden jeden Tag in den Sozialen Medien. Und die Tendenz ist weiter steigend. Die Gründe dafür liegen für viele auf der Hand: Du kannst dich jederzeit mit Freundinnen und Freunden austauschen, bist dank ihrer Posts auf dem Laufenden darüber, was sie gerade machen, und du kannst selbst aktiv werden – durch Likes, Kommentare oder eigene Posts, auf die dann wiederum andere reagieren. Das Erstellen eigener Posts soll bei Jugendlichen sogar die Kreativität fördern und zur Identitätsfindung beitragen können. Sind also die anhaltenden Warnungen vor Risiken in den Sozialen Medien berechtigt? Ein Blick auf aktuelle Studien und Datenerhebungen zeigt: eindeutig ja!

Risiken für Jugendliche im World Wide Web

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen schon einmal schlechte Erfahrungen online, und häufig speziell in den Sozialen Netzwerken, gemacht hat. Eine Studie aus dem Jahr 2021 gibt an, dass 41 Prozent der Online-Userinnen und -User belästigt wurden, 75 Prozent dieser Fälle fanden auf Social-Media-Kanälen statt. Cybermobbing und Hassrede gelten dabei als die größten Probleme vor allem für jüngere Nutzerinnen und Nutzer. Doch es gibt noch eine Reihe weiterer Risiken: das heimliche Sammeln von Daten durch Facebook, Instagram oder TikTok, Fake-News, Fake-Profile, gefährliche Challenges, das Infizieren von Smartphones oder Computern mit Viren, Betrug, Suchtverhalten oder eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Hier ist ein Überblick über die Gefahren in den Sozialen Medien sowie einige Tipps, wie du damit umgehen kannst.

Schikane im Netz: Cybermobbing

„Soziale Netzwerke haben Mobbing eine neue öffentliche Qualität verschafft“, stellt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) fest und betont, dies könne vor allem für Jugendliche eine Belastung werden. Dass Kinder und Jugendliche sich hänseln, ärgern und auch ausgrenzen, ist kein neues Phänomen. Doch was früher auf Spielplätzen, in Jugendzentren oder abgegrenzten Räumen passierte, ist heute einem großen Publikum oder schlimmstenfalls dem ganzen Internet zugänglich. Laut der Initiative „Enough Is Enough“ haben neun von zehn Teenagern in den Sozialen Medien bereits Mobbing erlebt. Jeder dritte Jugendliche wurde demzufolge selbst zum Opfer. Die Formen, in denen diese Attacken auftreten, sind vielfältig. So werden Personen aus Freundesgruppen ausgeschlossen oder in Online-Postings bloßgestellt. Identitätsdiebstahl ist laut BSI in diesem Zusammenhang auch ein großes Problem: Mit falschen oder schlimmstenfalls gehackten Social-Media-Profilen posten die Mobbenden diffamierende Inhalte.

So wehrst du dich gegen Cybermobbing

Cybermobbing kann weitreichende Folgen für die Betroffenen haben – so kannst du dich wehren:

  • Dokumentiere den Vorfall, mache Screenshots von den Posts und Inhalten, speichere Chats und Nachrichten, notiere Informationen über die Täterinnen und Täter. In den meisten Netzwerken lassen sich zudem unerwünschte Personen sperren oder blockieren.
  • Wende dich an den Betreiber der Plattform. Liefere dabei alle dokumentierten Informationen mit. Suche das direkte Gespräch mit den Mobbenden, wenn sie dir bekannt sind. Bei Kindern und Jugendlichen sollten auch deren Eltern informiert werden.
  • Kenne deine Rechte! Niemand darf etwa Fotos oder Videos von dir ohne deine Erlaubnis ins Internet stellen. Bei Drohungen, massiven Beleidigungen und Persönlichkeitsrechtsverletzungen: Anzeige erstatten.
  • Hol dir Hilfe bei Freunden, Autoritätspersonen, der Polizei.


Infos und Anlaufstellen findest du unter anderem beim Bündnis für Cybermobbing.

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Fake-New: Was stimmt denn nun?

Im Internet wimmelt es nur so von Informationen – doch einige von ihnen sind Fake-News. Gerade die Sozialen Medien spielen bei der zunehmenden Verbreitung von gefälschten oder manipulierten Nachrichten eine wesentliche Rolle. Eine Studie der Vodafone-Stiftung nennt als „Treiber von Desinformation“ die Plattformen WhatsApp, Facebook und YouTube, trotz vergleichsweise geringerer Nutzungszahlen wird hier außerdem der Messenger-Dienst Telegram als „sehr relevant“ für die Weitergabe von Falschnachrichten eingestuft.

Eine andere aktuelle Studie kommt nach der Auswertung zahlreicher Fachartikel zu dem Schluss, dass Social Media, Messenger und andere Online-Dienste das Vertrauen sowohl in die Politik als auch in die klassischen Medien beschädigen können. Demnach neigen Social-Media-User dazu, sich nicht mehr ausgewogen und aktiv zu informieren. Stattdessen verlassen sie sich auf die Newsfeeds ihrer Plattformen. Die allerdings arbeiten mit Algorithmen, die Daten über unser Nutzungsverhalten sammeln und uns dann vor allem Nachrichten zeigen, die inhaltlich dazu passen. So entstehen die oft diskutierten Filterblasen: Nutzerinnen und Nutzer erreichen nur noch Informationen und damit auch Fake News, die zu ihrer eigenen Weltsicht passen und diese damit verstärken. Auffallend ist, dass Ältere als anfälliger für Fake News gelten.

Was du tun kannst: Sei dir bewusst, dass es Fake-News gibt, und nutze zum Einholen von Informationen ausschließlich seriöse Quellen. Seiten wie Hoaxmap.org und mimikama.at können dir dabei helfen.

Challenges und Co. – nicht jeden Trend mitmachen

Sie sind lustig, aufregend oder albern – und einige sogar lebensgefährlich. Challenges in Sozialen Netzwerken boomen und locken vor allem Jugendliche an. Eines der ersten sehr populären Beispiele war die „Ice Bucket Challenge“, die im Sommer 2014 die Sozialen Medien im Sturm eroberte. Überall auf der Welt filmten sich Menschen dabei, wie sie sich einen Kübel mit eiskaltem Wasser über den Kopf schütteten und so auf die Krankheit ALS aufmerksam machen wollten. Gegen Challenges ist grundsätzlich nichts zu sagen. Doch einige gefährden massiv die Gesundheit – wie etwa die Tide Pod Challenge (Zerbeißen von Waschmittelkapseln). Die Blackout-Challenge (Würgen bis zur Bewusstlosigkeit) forderte sogar mehrere Todesopfer.

Was du dir klarmachen solltest: Es ist nicht cool, jeden Trend mitzumachen – vor allem nicht, wenn er gefährlich ist. Viel klüger ist es, „nein“ zu unsinnigen Aktionen zu sagen.

Hier kannst du dich zu Challenges informieren

Die Internetplattform jugendschutz.net stellte 2019 in ihrem Jahresbericht einen dramatischen Anstieg selbtgefährdender Online-Inhalte fest – um 77 Prozent (von 478 auf 846 Fälle) innerhalb eines Jahres. Auf der Plattform kannst du dich informieren und auch selbstgefährdende Challenges melden. Auch die internet-beschwerdestelle.de nimmt Hinweise entgegen. Auf der Seite jugend.support, die vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, gibt es Rat und Hilfe bei Stress im Netz, mit einem speziellen Bereich zu Challenges & Mutproben.

Vorsicht vor Daten-Diebstahl und Betrugsversuchen

Immer wieder sorgen massive Datenlecks bei den großen Social-Media-Plattformen für Schlagzeilen. So gelangten 2021 persönliche Daten und Telefonnummern von mehr als 530 Millionen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern an die Öffentlichkeit. Hacker boten die Daten von rund einer halben Milliarde LinkedIn-Mitgliedern zum Kauf an. Immer wieder stellen Userinnen und User auf ihren Social-Media-Accounts unbefugte Aktivitäten fest. Gelangen Betrügerinnen und Betrüger in den Besitz von vollständigen Namen, Anschriften, E-Mail-Adressen oder Telefonnummern, drohen Angriffe durch Phishing (also die Beschaffung persönlicher Daten wie Passwörter oder Kreditkartennummern über betrügerische E-Mails, Mitteilungen, Webseiten und sonstige Kanäle) und Identitätsdiebstahl.

So kannst du dich schützen:

  • Da Betrügerinnen und Betrüger häufig versuchen, sich über Social-Media-Konten Zugang zu Nutzerdaten zu verschaffen, solltest du Soziale Medien nie über Links, sondern immer direkt auf der Plattform öffnen.
  • Außerdem ist es ratsam, möglichst wenige Daten öffentlich sichtbar zu machen und nicht zu viele Informationen preiszugeben. Bei den meisten Plattformen kann man den öffentlichen Zugriff über die Privacy-Einstellungen auf wenige Daten wie Name und Profilfoto reduzieren.
  • Misstrauen ist immer dann angebracht, wenn du von fremden Nutzerinnen und Nutzern unaufgefordert Links zugeschickt bekommst.
  • Klassische Fallen sind dabei Geschenkgutscheine oder Mitteilungen wie „Dein Account wurde gelöscht“ oder „Bestätigen Sie Ihren Account“.
  • Auch bei Angeboten wie „Verdienen Sie viel Geld von zuhause aus!“ ist Vorsicht geboten. Durch die vermeintlichen Jobs (etwa als App-Testerin oder -Tester) suchen Cyberkriminelle Opfer, die sie unwissentlich zu Betrug anstiften.
  • Auch Dienste, die vermeintlich anzuzeigen, wer zuletzt dein Profil angesehen hat, wollen häufig nur die Zugangsdaten zu deinem Konto. Also: Nicht öffnen, sondern gleich löschen.

Stalking im World Wide Web

Cyber-Stalker legen sich oft falsche Profile zu, mit denen sie sich als eine andere Person ausgeben. So können sie anonym andere Menschen in sozialen Netzwerken verfolgen, verleumden, belästigen und ihnen auch im realen Leben nachstellen. Häufig stehlen sie ihren Opfern auch die Identität, geben sich im Netz als sie aus.

Besonders gefährlich sind Sexual- und andere Straftäter, die die Unerfahrenheit gerade von Kindern ausnutzen, um sie schlimmstenfalls zu persönlichen Treffen zu locken. Häufig sind sie gerade in Sozialen Netzwerken und auf den Gaming-Seiten aktiv, auf denen vor allem Minderjährige unterwegs sind. Deshalb: Sei Fremden gegenüber vorsichtig und gib möglichst kaum private Daten von dir preis. Eltern sollten zudem regelmäßig checken, auf welchen Websites ihre Kinder spielen und mit wem sie kommunizieren.

Nicht zu unterschätzen: Social-Media-Sucht

Instagram, TikTok, Snapchat und Co. können abhängig machen. Eine Studie im Auftrag der DAK belegt, dass bereits 2018 in Deutschland rund 100.000 Kinder und Jugendliche süchtig nach Sozialen Medien sind. Forschende der Uniklinik Hamburg hatten dazu 1001 Jungen und Mädchen befragt. Eines der Resultate: 85 Prozent verbrachten im Schnitt knapp drei Stunden am Tag auf Social-Media-Seiten, mit zunehmendem Alter steigt dabei die Zeit, die online verbracht wird. Zeigten die Teenager Unruhe oder Gereiztheit, sobald sie keinen Zugriff auf ihr Smartphone oder ihren Computer hatten, wurde dies als Anzeichen von Sucht interpretiert.

Einige der Folgen: Häufiger Streit mit den Eltern, zu wenig Schlaf, mangelndes Interesse an Hobbys. Besonders alarmierend sei der Zusammenhang zwischen Social-Media-Sucht und Depressionen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, erklärte dazu: „Die Studie bestätigt, was wir schon lange ahnten: Ein Zuviel an Smartphone und Co. schaden der Gesundheit und dem Familienleben. Damit es uns gut geht, brauchen wir eine vernünftige Online-Offline-Balance. Wer nur im Netz Kontakte hat, dürfte im realen Leben ziemlich einsam sein.“

Was du tun kannst: Selbst wenn du gerne und regelmäßig spielst, vernachlässige dein echtes Leben nicht – schalte den Rechner aus, verabrede dich mit Freunden, treibe Sport oder lies ein Buch.

Vergiss nicht: Das Internet vergisst nie

Das Internet hat keine Lösch-Taste. Alles, was du postest, bleibt in den Tiefen des World Wide Webs auf unbestimmte Zeit erhalten und lässt sich hinterher kaum noch entfernen. Und das kann in Zeiten, in denen Arbeitgeber Kandidatinnen und Kandidaten gerne googeln oder sich deren Social-Media-Profile anschauen, unangenehme Nebenwirkungen haben. Denn welcher Teenager denkt schon an die Zukunft, wenn er lustige Partybilder oder private Inhalte postet, die Jahre später ziemlich peinlich wirken können? Ein erheblicher Teil der Personalverantwortlichen deutscher Unternehmen verschafft sich online und über soziale Netzwerke einen ersten Eindruck von Bewerberinnen und Bewerbern. Wer hier die falschen Dinge von sich preisgibt, läuft Gefahr, aussortiert zu werden. Auch das Löschen von Posts beseitigt nicht alle Online-Spuren, genauso wenig das Löschen des gesamten Accounts. ­­­­­­­Deswegen: Denk auch an die zukünftige Wirkung von vermeintlich privaten Posts, bevor du sie ins Internet stellst.


#Jugendhilfe

#Psyche & Gesundheit

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