Menstruationshygiene: Engagement für Gesundheit und Aufklärung

In Deutschland wird abseits des sexualpädagogischen Schulunterrichts selten über das Thema Menstruation gesprochen. Und das, obwohl die Monatsblutung ein völlig normaler biologischer Vorgang ist. Weltweit fehlen Millionen Frauen und Mädchen die Mittel, um ihre Menstruation gesund und mit Würde handhaben zu können. Hier erfährst du, warum das so ist und wie Malteser International diesem Problem entgegenwirkt.

Darum geht's:


Die Menstruation: Noch immer ein Tabuthema

Redest du in deinem Alltag manchmal über Menstruation? Und empfindest du das Thema dann als eher unangenehm? Nach einer jahrtausendelangen Tabuisierung wäre das zumindest nicht verwunderlich. Heute umschreiben Begriffe wie „Period Shaming“ oder „Menstruationsshaming“ das Informationsdefizit, das Stigma und die Scham rund um die Monatsblutung. Diese Ausgrenzung von Mädchen und Frauen ist ein weltweites Problem, in dessen Folge Betroffene häufig während ihrer Periode nicht zur Schule oder zur Arbeit gehen. Ein gesellschaftlicher Missstand, der negativ auf Gesundheit, Bildung, Arbeit und die Gleichberechtigung der Geschlechter wirkt.

Nicht ausschließlich, aber auch im Globalen Süden wiegt die Tabuisierung des Themas schwer. In einigen Ländern Afrikas und Asiens gelten Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation als „unrein“. Diese Stigmatisierung, fehlende oder teure Menstruationsartikel und unzureichend ausgestattete Schultoiletten können dazu führen, dass Mädchen während ihrer Periode nicht zur Schule kommen oder nur bedingt am Unterricht teilnehmen.

Malteser International: Einsatz für Frauen und Mädchen

Auf der Themenseite „Menstruation: Hygiene, Gesundheit und Aufklärung“ von Malteser International findest du noch mehr Informationen über die Folgen der globalen Tabuisierung und die Ziele der Malteser. Du erfährst außerdem, was es mit dem „Menstrual Hygiene Day“ auf sich hat und wie die Malteser diesen besonderen Tag jedes Jahr feiern.

Fehlende Menstruationshygiene als gesundheitlicher Risikofaktor

Zusätzlich zur gesellschaftlichen Ächtung sind menstruierende Frauen und Mädchen in wirtschaftlich schwächeren Ländern häufig einer unzureichenden hygienischen Versorgung ausgesetzt. Dabei ist eine angemessene Menstruationshygiene ein wichtiges Mittel gegen gesundheitliche Risiken wie bakterielle Infektionen und Hautirritationen im Intimbereich.

Du verbindest mit diesem Begriff womöglich in erster Linie industriell hergestellte Artikel wie Damenbinden, Slipeinlagen, Tampons, Menstruationsschwämme oder Menstruationstassen. Insbesondere spielen bei der Intimhygiene aber auch der Zugang zu sauberem Wasser, Waschmöglichkeiten oder sanitäre Einrichtungen eine Rolle. In vielen Regionen der Welt sind diese Dinge nicht in ausreichendem Maße vorhanden.

Auch in Europa herrscht Nachholbedarf

Der freie Zugang zu Hygieneartikeln, die Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation benötigen, ist auch in europäischen Ländern längst noch keine Selbstverständlichkeit. In Deutschland wurde beispielsweise erst im Jahr 2020 die Mehrwertsteuer für Periodenprodukte von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Kostenfreie Menstruationshygieneartikel werden mancherorts, zum Beispiel in einigen Schulen, in Spendern angeboten. Das ist aber längst nicht überall der Fall.

Dabei gibt es auch Länder, die mit gutem Beispiel vorangehen: In Schottland sind seit 2022 Menstruations-Hygieneprodukte wie Binden und Tampons sowohl in Bildungseinrichtungen als auch in städtischen Einrichtungen kostenlos erhältlich. Seitdem wird auch in anderen Ländern verstärkt darüber diskutiert.

Wie lassen sich bessere Bedingungen schaffen?

Eine Regelung wie in Schottland scheint in vielen Regionen der Welt aus ökonomischen und logistischen Gründen schwer umsetzbar. Dennoch können die hygienischen Voraussetzungen auch in ärmeren Ländern verbessert werden. Dafür sind auf der einen Seite Investitionen in die Infrastruktur im Bereich Wasser-, Hygiene- und Sanitärversorgung wichtig. Auf der anderen Seite muss den Mädchen und Frauen der Zugang zu Periodenartikeln ermöglicht werden.

Essenziell ist zudem Bildungs- und Aufklärungsarbeit, um eine gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema Menstruation zu schaffen. Es gilt also sowohl Mädchen und Frauen als auch Jungen und Männern mehr Wissen über den weiblichen Zyklus zu vermitteln, um somit das Thema zu enttabuisieren und menstruierende Menschen zu entstigmatisieren.

SafeGirl – eine Erfolgsgeschichte aus Uganda

Gemeinsam mit der Gejja Women Foundation arbeitet Malteser International an diesem Thema in der Geflüchtetensiedlung Rhino Camp im Nordwesten Ugandas. In den Geflüchtetensiedlungen stehen Binden, Tampons und Co. kaum oder überteuert zur Verfügung – dieser Mangel wird auch „Periodenarmut“ genannt. Vermeintliche Alternativen wie Stoffstücke, Plastiktüten, Haushaltsschwämme, Watte oder Blätter sind unhygienisch und in keiner Weise eine gesunde Maßnahme, um die Blutung aufzunehmen.

Genau dort setzen die Malteser und die Gejja Woman Foundation an: Die Produktion von wiederverwendbaren Binden steht bei ihrer Arbeit im Vordergrund.

Im Rahmen dieses Projektes wurden zunächst 20 Schneiderinnen ausgebildet, um die wiederverwendbaren Stoffbinden herzustellen. Im Folgejahr des Projektstarts kamen noch einmal 60 Schneiderinnen dazu.

Mittels dieser Schulung konnten somit insgesamt 5.000 wiederverwendbare Binden unter der Markenbezeichnung „SafeGirl“ hergestellt werden. Diese haben mittlerweile sogar eine Apothekenzulassung in Uganda.

Die mehrfach nutzbaren Stoffbinden bringen eine Vielzahl von Vorteilen mit sich:

  • Familien werden finanziell entlastet, da das regelmäßige Kaufen von teuren Binden wegfällt. Somit steht ihnen mehr Geld für lebenswichtige Dinge wie Lebensmittel zur Verfügung.
     
  • Die Produktion der Stoffbinden bietet eine Einkommensquelle für die Frauen, die sie nähen.
     
  • Durch die Wiederverwendbarkeit ergibt sich ein ökologischer Nutzen, da die Menge an erzeugten Abfällen reduziert wird, was zur Nachhaltigkeit beiträgt.
     
  • Auch für die Gesundheit der Frauen sind die Binden von SafeGirl ein Gewinn, da diese eine sichere und reizfreie Option in der Handhabung der Menstruation darstellen.
     
  • Des Weiteren sorgen die wiederverwendbaren Binden dafür, dass Mädchen ohne Unterbrechung am Schulunterricht teilnehmen können.
     
  • Zusätzliche Empowerment- und Sensibilisierungsinitiativen im direkten Zusammenhang mit den Stoffbinden leisten zudem Aufklärungsarbeit und helfen so dabei, das Thema Menstruation zu entstigmatisieren.
     
  • Die in der Herstellung von Binden geschulten Frauen und Männer, erwirtschaften ein zusätzliches Einkommen, mit dem ihre Familien unterstütz werden können


Diese Binden sind also nicht nur ein Stück Stoff – sie sind Symbole für Gesundheit, Selbstbestimmung und Würde.

Die WASH-Programme der Malteser

„WASH“ steht in diesem Fall für den Bereich „Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene“. Für Malteser International ist das einer der Grundpfeiler ihrer Arbeit, der verschiedene Projekte der humanitären Hilfe umfasst. Es geht dabei sowohl um die Bereitstellung einer funktionierenden Wasser- und Sanitärversorgung als auch um das Ermöglichen einer sorgfältigen, regelmäßigen Hygiene. Diese Voraussetzungen sind unerlässlich, um eine gesunde Lebensweise gewährleisten zu können.

Hierunter fällt unter anderem auch die Verbesserung des hier beschriebenen MHM (menstrual hygiene management) in Ländern des Globalen Südens. Doch auch weitere Maßnahmen im Bereich WASH verbessern die Situation von menstruierenden Menschen. In Gemeinden im Südsudan arbeitet Malteser International beispielsweise mit Menschen vor Ort daran, Systeme für eine faire Wasserversorgung zu schaffen und Sanitäranlagen an öffentlichen Plätzen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen zu errichten.

Des Weiteren werden und wurden Latrinen in Ländern wie der DR Kongo, Nigeria, Uganda und Haiti erbaut, welche Frauen und Mädchen die unerlässliche Privatsphäre gewähren, um ihre Binden und Tampons ungestört wechseln und entsorgen zu können.

Auch bei Einsätzen im Zuge von Katastrophen und Krisen jeglicher Art verteilt Malteser International Hygiene-Kits, die ebenfalls Menstruationsartikel enthalten.

Zusätzlich zu der materiellen und finanziellen Hilfe leisten die Malteser Aufklärungsarbeit im Bereich Menstruation und Menstruationshygiene: Die Trainings richten sich an Schülerinnen und Schüler. Die Mädchen lernen hierbei die entscheidenden Schritte der Menstruationshygiene wie das korrekte Wechseln und Entsorgen der Binden und Tampons. Ein noch zentralerer Bestandteil ist jedoch die Vermittlung der Periode als natürlicher Vorgang des weiblichen Zyklus, für welchen sich niemand schämen muss. Zudem wird auch den Jungen vermittelt, dass die Periode ein vollkommen normaler Vorgang und keinesfalls Grund zur Ausgrenzung von Frauen und Mädchen ist.

Deine Unterstützung für die Malteser

Du möchtest die Malteser bei ihrer Arbeit unterstützen? Mit einer Spende an die weltweite Nothilfe der Malteser kannst du zum Beispiel eines der zahlreichen internationalen Projekte unterstützen und so Menschen helfen, ihre Zukunft besser zu gestalten.


#Engagement

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