Sauberes Wasser für Nigeria: Wie ein WASH-Programm Leben rettet
Seit mehr als zehn Jahren versetzt ein bewaffneter Konflikt die Menschen in Nigeria in Angst und Schrecken. Millionen Menschen sind auf der Flucht und leben zum Teil in völlig überfüllten Camps. Sauberes Trinkwasser ist dort ein knappes Gut – darum hilft Malteser International mit einem WASH-Programm.
Darum geht's
Unzureichend sauberes Wasser
Nigeria ist mit fast 240 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas und dank seiner Ölvorkommen eine der größten Wirtschaftsmächte des Kontinents. Doch trotz dieser Ressourcen leben Millionen Menschen in Armut – und viele von ihnen mussten durch den seit einem Jahrzehnt anhaltenden bewaffneten Konflikt mit Boko Haram und dem sogenannten Islamischen Staat ihre Heimat verlassen. Der Nordosten des Landes ist am stärksten betroffen. Dort gehören Anschläge, Entführungen, Gewalt – vor allem gegen Frauen und Mädchen – sowie Überfälle zum Alltag. Auch die Nachbarländer Niger, Tschad und Kamerun sind von dem Konflikt betroffen.
Rund acht Millionen Menschen sind in Nigeria dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Wasserversorgung in den betroffenen Regionen ist vielerorts überlastet. In den Camps leben die Menschen dicht gedrängt, und die vorhandenen Ressourcen reichen kaum, um alle zu versorgen. Sauberes Wasser und angemessene Sanitärversorgung fehlen häufig. Krankheiten wie Cholera oder Typhus breiten sich dadurch schnell aus und gefährden insbesondere Kinder und ohnehin schon vulnerable Menschen
Seit 2017 engagiert sich Malteser International in der Region mit einem WASH-Programm, das Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer angemessenen Sanitärversorgung sowie Hygienemaßnahmen schafft.
Das WASH-Programm hilft
WASH steht für Water, Sanitation and Hygiene – also Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene. In den besonders betroffenen Bundesstaaten Borno, Adamawa und Taraba arbeitet Malteser International eng mit lokalen Gemeinden zusammen. Ziel ist es, nicht nur kurzfristige Hilfe zu leisten, sondern langfristig funktionierende Versorgungssysteme aufzubauen. Dazu gehören:
- Bau und Reparatur von Brunnen, oft mit Solar- oder Elektrobetrieb
- Chlorierung und regelmäßige Qualitätskontrolle des Wassers
- Bau und Renovierung von Sanitäranlagen, mit besonderem Augenmerk auf Barrierefreiheit und Geschlechtertrennung, vor allem in Schulen und Gesundheitszentren
- Verteilung von Hygieneartikeln wie Seife oder Menstruationsprodukten für Frauen und Mädchen
- Aufklärung zu Handhygiene und Cholera-Prävention
- Schulungen für lokale WASH-Komitees und ehrenamtliche Helfende für eine nachhaltige Instandhaltung und Nutzung der bereitgestellten Wasserinfrastruktur
Das Programm verfolgt einen integrativen Ansatz: Es unterstützt die Geflüchteten ebenso wie die lokalen Gemeinden und leistet einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt. Indem die Menschen selbst in den Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen einbezogen werden, entsteht ein nachhaltiges System, das über die Projektzeit hinaus bestehen bleibt.
So trägt WASH zum Schutz von Frauen vor Gewalt bei
Besonders Frauen und Mädchen profitieren von den Maßnahmen. Wasserstellen und Sanitäranlagen, die abgelegen sind, erhöhen die Gefahr sexueller Übergriffe.
Ein Beispiel ist die 35-jährige Milchbäuerin Hauwawu Ibrahim aus Bilingo im Bundesstaat Adamawa. Früher musste sie täglich mehrere Kilometer zu entfernten Wasserstellen laufen – oftmals in der Dunkelheit und dabei Anfeindungen und Belästigungen ausgesetzt. Der Grund: Die Handpumpe im Dorf war defekt und die elektrische Pumpe konnte wegen eines kaputten Generators nicht genutzt werden. Erst durch die Installation einer Solarpumpe im Dorf wurde der sichere Zugang zu sauberem Wasser wiederhergestellt und die weiten, beschwerlichen Wege und Gefahren beim Wasserholen entfallen nun vollständig. „Wir sind Gott und Malteser International zutiefst dankbar für diese neu gewonnene Leichtigkeit und Lebensqualität“, sagt Hauwawu.
Heute sind einige Gemeindemitglieder geschult, die Pumpe zu betreiben und zu warten. Dank der dauerhaften Wasserversorgung gehen die Fälle von Cholera und Typhus deutlich zurück – und Frauen müssen sich nicht mehr langen und gefährlichen Märschen aussetzen.
Nachhaltigkeit durch lokale Verantwortung
Ein wichtiger Erfolgsfaktor des WASH-Projektes ist die enge Zusammenarbeit mit lokalen WASH-Komitees. Sie übernehmen Verantwortung für die Instandhaltung und Wartung der Brunnen, Pumpen und Toiletten in ihren Gemeinden. Durch Trainings in Wasseraufbereitung, Reparaturtechniken und Hygiene-Aufklärung wird Wissen verankert, das unabhängig von internationaler Hilfe wirkt. So wird sichergestellt, dass die Projekte langfristig Bestand haben.
Wasser ist ein Menschenrecht. Auch du kannst dabei helfen, Menschen überall auf der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu geschützten Sanitäreinrichtungen zu ermöglichen. Das geht zum Beispiel mit einer Spende an die Malteser.