Krieg in der Ukraine: Schnelle Hilfe für die Menschen

Raketenangriffe, Hunger, Flucht: Die Menschen in der Ukraine sowie die Geflüchteten, die das Land mit kleinem Gepäck verlassen haben, benötigen jetzt schnelle, direkte Hilfe. Hilfsorganisationen wie die Malteser und zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfern sind vor Ort im Einsatz.

Darum geht's:


Wie ist die Lage in der Ukraine?

In der Ukraine herrscht Krieg. Am frühen Morgen des 24. Februar hat Russland den europäischen Nachbarstaat angegriffen. Die Menschen in der Ukraine befinden sich seitdem in größter Not. Von einem Tag auf den anderen hat sich ihr Leben dramatisch verändert: Einmarschierende russische Truppen, Raketenangriffe, Explosionen und die Ungewissheit, was noch kommen mag, bestimmen ihren Alltag. Laut UNO Flüchtlingshilfe für den UNHCR sind mehr als 4,3 Millionen Menschen (Stand: 18. April 2022) aus der Ukraine geflohen, vor allem betroffen: Frauen, Kinder und ältere Menschen. Viele mussten ihre Ehemänner, Väter und Brüder an der Grenze zurücklassen. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land derzeit nur in Ausnahmefällen verlassen.

Weitere 7,1 Millionen Menschen, so schätzt es der UNHCR, sind innerhalb des eigenen Landes vor der Gewalt geflohen. Es ist schon jetzt die größte Geflüchteten-Krise Europas in diesem Jahrhundert.

Die Lage ist dramatisch: Zu Beginn des Krieges war es kalt, es schneite, im März kam es zu einem erneuten Kälteeinbruch. Auch wenn die Temperaturen langsam steigen – für viele gibt es keine wärmenden Zufluchtsorte mehr: In etlichen Orten sind Strom und Heizung ausgefallen. In den unbeheizten Bunkern, Bahnschächten und auf der Flucht ist das für die Menschen eine Katastrophe.

Auch die Versorgungsengpässe werden immer eklatanter, Medikamente sind Mangelware – sowohl in der Ukraine als auch bei den Flüchtenden jenseits der Grenze. Es ist gezielte humanitäre Hilfe vonnöten, um das Leid der Menschen zu mildern. Die Malteser unterstützen die Menschen vor Ort, arbeiten dafür Hand in Hand mit anderen Organisationen zusammen. Damit die Hilfe, möglichst schnell dort ankommt, wo sie so dringend gebraucht wird. Aktuelle Infos zu den Hilfsmaßnahmen findest du hier.

Schon vor dem Krieg war die Situation angespannt

Nimmt man jene Länder aus, deren Grenzen nicht vollständig in Europa liegen, ist die Ukraine der flächenmäßig größte Staat unseres Kontinents. Die Lage der Menschen in der Ukraine war schon vor dem 24. Februar 2022 schwierig: Seit Russland 2014 die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert hat, herrscht in dem Land ein mit Waffen ausgetragener Konflikt. Rund 2,9 Millionen Männer, Frauen und Kinder waren seitdem nach Angaben der UN auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Helferin der Malteser Leonie Theis hielt sich bis wenige Tage vor dem russischen Angriff im Land auf, um ihren sozialen Friedensdienst zu leisten. Uns schilderte sie ihre Eindrücke vor und nach der Eskalation.

Nun weiteten sich die Kämpfe über das ganze Land aus, Russland startete einen militärischen Großangriff, die Folgen für die Zivilbevölkerung sind dramatisch und in Gänze noch nicht abzusehen.

So helfen die Malteser aktuell im Krieg

Die Malteser versuchen mit allen Mitteln, den Opfern des Krieges zu helfen. 14.500 aktive und einsatzbereite Helferinnen und Helfer stehen bereit und unterstützen gezielt die Geflüchteten und die Menschen vor Ort.

Insgesamt haben die Malteser bereits 4600 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine geschickt. Schon am ersten Tag nach Ausbruch des Kriegs ist der erste Hilfstransport der Malteser aus Trier in die Ukraine gestartet und wenig später sicher in Ivano-Frankivsk, im Westen der Ukraine, angekommen. Allein diese erste Hilfslieferung umfasste 7 Zelte, 3 Feldküchen, 2,6 Tonnen medizinisches Hilfsmaterial sowie Rollstühle und Rollatoren. In der Stadt haben die Malteser eine Notunterkunft errichtet, um den Menschen einen Ort zum Ausruhen anbieten zu können. Zudem versorgen sie sie mit warmen Mahlzeiten und leisten medizinische Hilfe.

Eine Woche nach Kriegsbeginn hatten die Malteser bereits neun Feldküchen im Einsatz, fest installiert oder mobil. Sie helfen, die Menschen mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Insgesamt wurden so schon 33.000 wärmende Mahlzeiten an die fliehenden Menschen verteilt. Weitere Zelte und Feldküchen werden in die Grenzgebiete geliefert. Insgesamt brachten die Malteser schon 150 Transporte in die Ukraine.

Auch die Situation in den Krankenhäusern in der Ukraine spitzt sich zu – es fehlt an Medikamenten und Verbandszeug. Eine große Lieferung mit medizinischem Material im Wert von 60.000 Euro wurde von den Maltesern Anfang März ins westukrainische Lwiw geschickt. Kurz darauf brachte Malteser International zwei Rettungswagen in die Ukraine, gespendet von den Maltesern Oldenburg und unterstützt von der Berufsbildenden Schule (BBS) in Wildeshausen. An Bord: Medikamente, Verbandsmaterial und Tragen. Zur gleichen Zeit schickten die Malteser Münster eine mobile Gesundheitsstation nach Lwiw. In der fahrenden Hausarztpraxis sollen vor allem Kranke mit Alltagsleiden behandelt werden. Weitere Transporte von Rettungswagen und mobilen Kliniken in das kriegsgebeutelte Land werden ständig vorbereitet.

In die Grenzregion liefert Malteser International all das, was vor Ort am dringendsten benötigt wird – wie etwa Trinkwasser, Hygieneartikel und medizinisches Material. Die Malteser vor Ort kochen zudem warme Mahlzeiten für die Menschen, die in der Grenzregion ausharren müssen, und verteilen Lebensmittel, Wasser und Decken für Flüchtende. 304.000 Menschen haben so schon Hilfe von den Maltesern an den Grenzen erhalten. „Wir können auf ein großes Netzwerk bauen, das in vielen Anrainerstaaten der Ukraine besteht. Gemeinsam werden wir den Menschen vor Ort so viel Unterstützung wie möglich zukommen lassen und alles tun, um das Leid der Bevölkerung zu lindern“, sagt Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär von Malteser International.

Die Malteser vor Ort sind trotz eigener Belastungen und Sorgen entschlossen, gerade in dieser Situation zu helfen. Im Osten des Landes haben sie ihre Arbeit der psychosozialen Betreuung derzeit online und telefonisch wieder aufgenommen.

Die Malteser engagieren sich schon lange in der Ukraine

Bereits seit den frühen 90er-Jahren, also unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion, haben die hiesigen Malteser eine Brücke in die Ukraine geschlagen. Sie organisierten Hilfsgütertransporte und unterstützten die Gründung einer ukrainischen Malteser Hilfsorganisation, die seither im Sozial- und Gesundheitsbereich aktiv ist und ihren Hauptsitz im westukrainischen Lwiw hat. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegen die Malteser aus der Diözese Trier mit den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen.

Die ukrainischen Malteser haben Projekte ins Leben gerufen, die der Ausbildung der zivilen Bevölkerung galten; unter anderem in der Ersten Hilfe und dem Rettungswesen. Zusammen mit Malteser International, dem internationalen Hilfswerk des Malteserordens für die Not- und Katastrophenhilfe, sowie anderen Partnerorganisationen initiierten sie psychosoziale Unterstützungsangebote​​​​​​​.

Die Lage in Lwiw spitzt sich zu

In Lwiw, dem Ort, in dem die ukrainischen Malteser ihren Hauptsitz haben, ist die Situation weiter brisant. An dem dortigen Bahnhof kommen sehr viele Geflüchtete aus dem Osten des Landes an. Zwischenzeitlich waren mehr als 200.000 Geflüchtete vor Ort, in Hochzeiten durchliefen bis zu 35.000 Menschen pro Tag das Nadelöhr. Die Stadt ist immer noch überfüllt. Die Malteser versuchen die Menschen mit Mahlzeiten, Wasser und Decken zu versorgen.

„Die Kapazitäten sind weit über dem Limit“, erklärt Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine. Zwar kämen derzeit weniger Geflüchtete am Bahnhof an, aber dennoch gibt es einen stetigen Zustrom: „Man muss auch sagen, dass mittlerweile zum Bahnhof auch viele Bedürftige kommen, die wissen, dass unsere Küche dort steht. Es sind nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Bedürftige und Obdachlose – die Menschen, die jetzt hiergeblieben sind.“

Diese Menschen haben größtenteils schreckliche Dinge erlebt: Sie mussten ihr Zuhause und ihre Familien zurücklassen, viele haben brutale Gewalt erfahren, ihre Zukunft ist ungewiss. „Mehr als 10 Prozent von ihnen benötigen psychologische Betreuung“, sagt Pavlo Titko. Stepan Pasichnyk, Psychologe der Malteser in Lwiw, erzählt: „Eine Frau berichtete unserem Team, dass der Familienvater vor den Augen der Kinder und der Ehefrau erschossen wurde. Das sind die schlimmsten Bilder, die uns geschildert werden. Wir blicken hier in leere Gesichter. Viele haben keinen Appetit, schlafen nicht, sind ruhelos.“ Die Malteser Ukraine haben zwölf Psychologinnen und Psychologen im Einsatz, die versuchen, die größte Not der traumatisierten Menschen zu lindern.

Ein wirklich sicherer Hafen ist die Stadt nicht mehr: Obwohl Lwiw weit von der Front entfernt liegt, hat der Krieg den äußersten Westen der Ukraine nun auch mit seinen Schrecken erreicht. Raketenangriffe der russischen Armee zerstörten Gebäude, Menschen starben, die Druckwelle einer Raketendetonation ließ Fensterscheiben eines in der Nähe befindlicher Hotels, in denen Geflüchtete untergebracht waren, bersten.

Engagement für humanitäre Korridore

Verzweiflung, Hunger, fehlende Medikamente: In der Ukraine wird die Lage immer dramatischer. Erschwerend kommt hinzu, dass ganze Regionen von den Hilfslieferungen abgeschnitten sind. Gerade im Osten des Landes ist es schwierig. Pavlo Titko berichtet: „Es ist kompliziert, aber wir bemühen uns sehr, die Ladungen mit Hilfsgütern dorthin zu verschicken, wo es am schlimmsten ist. Das gelingt nicht immer. Mariupol ist komplett zu und wir erreichen dort einfach kaum noch Menschen. Aber in den anderen Gegenden geht es irgendwie. Wir arbeiten sehr viel mit territorialen Gemeinden. Wir versenden die Hilfsgüter in alle Richtungen von Kharkiv im Norden, dann etwas tiefer im Land, bis nach Odessa.“ Das ganze Interview zur humanitären Lage in der Ukraine liest du hier.

Die Malteser appellieren dringend an die Kriegsparteien, humanitäre Korridore einzurichten, der Generalsekretär von Malteser International, Clemens Graf von Mirbach-Harff, fordert: „Zivilisten müssen versorgt werden oder sicher zur Grenze gelangen können. Der ganz große Teil der Menschen aber bleibt im Land. Sie dürfen nicht von der Versorgung abgeschnitten werden, sonst sterben noch mehr Menschen als durch die Kriegshandlungen unmittelbar. Wir brauchen humanitäre Korridore, um Lebensmittel ins Land zu bringen.“

So helfen die Malteser Geflüchteten außerhalb des Landes

In Ländern wie Litauen, Slowenien und Tschechien, in denen immer mehr Menschen aus der Ukraine ankommen, versorgen und unterstützen die Malteser sie nach ihrer teils dramatischen Flucht. Sie verteilen warme Getränke und Mahlzeiten, Hygieneartikel und Windeln. Sie bieten medizinische und psychosoziale Hilfe an, organisieren sichere Unterkünfte und Busse, die die Menschen in Notunterkünfte bringen.

Auch in Deutschland helfen die Malteser den Geflüchteten, deren beschwerliche Reise bei uns endet. In Freiburg  kümmerten sich die Malteser zum Beispiel zusammen mit den Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz um knapp 200 Kinder, Jugendliche sowie Betreuerinnen und Betreuer aus einem ukrainischen Kinderheim.

In vielen anderen deutschen Städten und Regionen richten sich die Malteser derzeit darauf ein, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer unterzubringen und sie zu unterstützen. Etwa 1000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Malteser Deutschland sind derzeit täglich im Einsatz, zusammen mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreuen sie Geflüchtete in 60 Unterkünften von Ländern und Kommunen. Sie helfen, neue Unterkünfte aufzubauen, sorgen für Corona-Tests, übernehmen die medizinische Erstversorgung und organisieren Spenden.

Überall im Land werden die Malteser aktiv, um den Geflüchteten ein gutes Willkommen zu ermöglichen. Die Malteser Mainz etwa organisieren Kleiderbasare, die Malteser Jugend in Kassel und Lage/Lippe veranstaltet Spielenachmittage für geflüchtete Kinder oder bastelten mit ihnen zusammen Kuscheltiere. Die Malteser in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg sammeln Fahrräder für Geflüchtete.

Unterstütze die humanitäre Hilfe mit einer Spende

Geldspenden sind der schnellste und effektivste Weg, den notleidenden Menschen in der Ukraine zu helfen. Wenn du die humanitäre Hilfe mit einer solchen Spende unterstützen möchtest, findest du hier das entsprechende Spendenformular der Malteser.


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