Der Tod von Freunden: Wie gehe ich damit um?

Im Alter steigt die Zahl der bereits verstorbenen Freundinnen und Freunde. Für die Zurückgelassenen ist der Umgang damit häufig sehr schwer: Wie verarbeite ich den Tod einer langjährigen Weggefährtin oder eines Weggefährten? Was tun, wenn gar die eigene Partnerin oder der Partner stirbt? Wie bewahre ich mir meinen Lebensmut? Und wie helfe ich anderen, die um einen geliebten Menschen trauern?

Trauern ist die Lösung, nicht das Problem

Ein Mensch stirbt, der uns wichtig war. Das tut weh. Plötzlich klafft eine Lücke in unserem Leben. Wo wir uns eben noch austauschen, lachen und Sorgen teilen konnten, bleibt nun ein leerer Stuhl. Du fehlst. Wie soll ich ohne die geliebte Person leben können? Wie soll ich ohne sie weitermachen, wie wieder glücklich werden?

Der Tod ist Teil des Lebens. Manchmal kündigt er sich lange an, manchmal kommt er ganz plötzlich. Und das Vakuum, das er hinterlässt, scheint unfüllbar. Zu sehr schmerzt der Verlust, zu sehr fehlt der Freund, die Schwester, die Ehefrau, der Begleiter durchs eigene Leben. Diesen Schmerz würden wir gern vermeiden. Doch ein wichtiger Schritt in der Bewältigung der Trauer um Nahestehende ist genau dies: zu akzeptieren, dass der Verlust real ist – und das er schmerzt. Dieser Schmerz wird sich mit der Zeit verändern. Es ist wie bei einer Wunde: Heilung benötigt Zeit.

In Krisensituationen reagieren Menschen ganz unterschiedlich. Trauer ist der stärkste Stress, den ein Mensch überhaupt erfahren kann. Über unsere Bindungen definieren wir unser Selbstbild; und der Tod von Freundinnen und Freunden oder anderen geliebten Menschen verändert uns: möglicherweise gehen wir bewusster durchs Leben, ordnen alles neu, bewerten alltägliche Dinge ganz anders und sehen sie nicht mehr als selbstverständlich. Auch nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen wird das Leben wieder gut – aber eben nicht mehr wie es war.

Die Schriftstellerin Astrid Lindgren schrieb nach dem Tod einer ihrer besten Freundinnen aus Kindheitstagen: „Ich hatte mir gewünscht, dass die Trauer mit ihrem Tod vorbei sein würde, aber als es dann so weit war, war es nicht zum Aushalten. Es ist falsch zu sagen, dass die Freundschaft nach 77 Jahren vorbei war, die Freundschaft bleibt weiter bestehen, obgleich eine von uns tot ist.“

Mit dem Verlust leben lernen

Sterben, Tod und Trauer gehören zum Leben. Knapp ein Drittel der Deutschen hat schon einmal das Sterben einer beziehungsweise eines Angehörigen oder einer nahestehenden Person miterlebt, ein Fünftel sogar mehrfach. Als soziale Wesen suchen wir die gegenseitige Nähe, auch in den letzten Stunden. Warum aber spricht niemand gern übers Sterben, warum ist der Tod zum Tabuthema geworden? Wir haben den Umgang damit verlernt.

Früher waren das Sterben und der Tod noch rituell in den Alltag eingebunden. Man schied im Kreis der Familie aus dem Leben. Verstorbene wurden zu Hause aufgebahrt. Es war normal, sich von Verstorbenen zu verabschieden. Mit dem Fortschritt der Medizin und steigender Lebenserwartung rückte das Lebensende immer weiter aus dem Blickfeld und in die Anonymität. Wir haben den natürlichen Umgang mit Tod verloren, sind unsicher und gehemmt.

Was also tun, wenn wir den Tod von Freundinnen und Freunden oder Lebensgefährtinnen und Lebensgefährten zu beklagen haben? Das Wichtigste zuerst: Trauern Sie! Lassen Sie Ihre Gefühle zu, unterdrücken Sie sie nicht. Sie haben ein Recht zu trauern! Egal, wie Ihr Weg aussehen oder wie lang er auch erscheinen mag: Nehmen Sie sich Zeit, Raum und Ihr eigenes Tempo für die Trauer.

Dabei ist wichtig zu wissen: Jede und jeder trauert anders. Keine Strategie ist von Haus aus richtig, besser oder schlechter. Es kommt vielmehr darauf an, sich selbst kennenzulernen und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und anzuerkennen. Seien Sie nachsichtig mit sich. Wenn Sie persönlich den Tod von geliebten Menschen zu beklagen haben, probieren Sie sich aus und spüren Sie in sich hinein, was Ihnen am besten hilft.

Und es ist keine Schwäche, im Trauerprozess Unterstützung einzufordern: in Einzelgesprächen mit einer Trauerbegleiterin beziehungsweise einem Trauerbegleiter oder auch in einem Trauercafé mit anderen trauernden Menschen.

Trauer durchleben und den Verlust ins eigene Leben integrieren

Wenn Sie möchten, gehen Sie zur Beerdigung Ihrer Freundin beziehungsweise Ihres Freundes oder gestalten Sie eine eigene kleine Gedenkfeier. Auch später noch können Sie das Grab besuchen, um sich zu verabschieden. Möglicherweise tröstet es Sie, gewohnte Rituale zu pflegen, ein Bild des verstorbenen Menschen aufzustellen oder eine Kerze anzuzünden. Vielleicht finden Sie Halt im Glauben, in einem Gebet. Wie wäre es, Ihren Schmerz und Ihre Gedanken in einem persönlichen Brief an den Verstorbenen oder die Verstorbene zu formulieren?

Auch ein Tagebuch mit schönen gemeinsamen Erinnerungen kann ein tröstliches Projekt sein. Halten Sie die Momente fest, die Sie mit Ihrer Weggefährtin oder Ihrem Partner verbinden, und feiern Sie das Leben. Besitzen Sie noch Fotos oder persönliche Andenken? Nehmen Sie sie zur Hand und denken Sie zurück an die schönen Augenblicke und gemeinsam gemeisterten Krisen. Freuen Sie sich, dass Ihr geliebter Mensch Teil Ihres Lebens war.

Denken Sie aber auch daran: Sie selbst sind nicht tot; Ihr eigenes Leben geht weiter. Erlauben Sie sich, trauerfreie Zeiten und Freude zu empfinden. Probieren Sie etwas Neues aus oder machen Sie etwas, das Ihnen immer Spaß gemacht hat. Seien Sie gut zu sich, sorgen Sie gut für sich und gönnen Sie sich Dinge, die Ihnen wieder Kraft schenken. Machen Sie einen Spaziergang, hören Sie Ihre Lieblingsmusik, werden Sie kreativ. Denn gute Tage gehören zur Trauer um Freunde genauso dazu wie schlechte, Lächeln ebenso wie Tränen.

Zusammen ist man weniger allein

Nicht nur die Sterbenden, auch die Hinterbliebenen fühlen sich oft alleingelassen und einsam. Aber Abschiednehmen, über den Tod zu sprechen und die Beschäftigung mit dem eigenen Testament müssen wieder mehr in den Fokus der Gesellschaft rücken. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich Hilfe – gemeinsam fällt vieles leichter. Gespräche helfen gegen die Angst und fördern das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Trauerbegleitung bei den Maltesern

Falls Sie sich nach dem Tod von geliebten Menschen allein fühlen und niemanden zum Reden haben: Die Malteser unterstützen Trauernde deutschlandweit durch eine einfühlsame Trauerbegleitung. Ehrenamtliche begleiten Sie durch die schwere Zeit, um Ihnen bei der Neuorientierung im Alltag zu helfen. Es gibt kein Leben ohne Trauer. Das Angebot der Malteser gilt allen Hinterbliebenen, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. Es umfasst mitmenschliche Begegnung, Begleitung und Beratung.

Ebenfalls von den Maltesern ist das Projekt Via.Trauer neu denken. Hier finden Sie digitale Räume für Trauer und Erinnerung sowie eine Online-Beratungsstelle für Trauernde: via-app.org/online-beratung.

Selbstverständlich gibt es auch an anderer Stelle Hilfe. Eine kleine Übersicht über weiter Online-Angebote haben wir in diesem Artikel zum Thema Trauern für Sie zusammengestellt.

Helfen, wenn andere trauern

Wenn andere Menschen traurig sind, sind wir oft unsicher. Um nichts Falsches zu sagen oder zu tun, sagen und tun wir lieber nichts. Das verletzt trauernde Menschen oft zusätzlich. Deshalb machen Sie den ersten Schritt. Gehen Sie auf Trauernde zu. Wenn Sie jemanden in ihrer oder seiner Trauer begleiten, seien Sie präsent. Fragen Sie die trauernde Person, was Sie tun können, wie Sie unterstützen können. Auch Hilfe im Alltag kann jetzt gut sein. Bieten Sie gemeinsame Unternehmungen an und schaffen Sie Raum zum Gespräch über die verstorbene Person. Hören Sie vor allem zu, geben Sie keine Ratschläge und Lösungen vor und urteilen Sie nicht vorschnell. Es geht nicht um Phrasen. Und es geht nicht um Sie, sondern um die Person, die trauert. Der Tod von Nahestehenden oder Verwandten kann auch eine Chance sein, als Hinterbliebene wieder näher zusammenzurücken.

Und lassen Sie den Trauernden in Ihrer Umgebung auch Freiraum. Es kann dauern, bis sie wieder offen für Neues und neue Bindungen sind. Bedenken Sie, jeder geht seinen individuellen Weg! Seien Sie geduldig. Geben Sie ihnen Zeit. Lassen Sie sie auf ihre Weise trauern. Denn nur wer einen Verlust bewusst betrauert, kann heil werden und wieder am Leben teilnehmen. Gestehen Sie dem Menschen seine Emotionen zu, egal welche, auch solche, die Ihnen selbst fremd sind und akzeptieren Sie auch das Ausbleiben von Emotionen.

Trauerarbeit kann – und darf – anstrengend sein.

Nur nicht den Mut verlieren!

Sterben, Tod und Trauer sind nicht die beliebtesten Themen, das ist uns bewusst. Das Nicht-Wissen ist weit verbreitet. Das führt dazu, dass zum einen der trauernde Mensch selbst unsicher ist, ob seine Gefühle, Gedanken und sein Erleben normal sind. Zum anderen führt es aber auch dazu, dass wir alle im Umgang mit trauernden Menschen Unsicherheit verspüren. Mehr Wissen hilft also allen Beteiligten.

Trauer ist eine normale und natürliche Reaktion auf den Verlust eines Menschen, sie hilft uns mit Verlust umzugehen. Trauer ist keine Krankheit, sondern ein Prozess, der durchlebt werden muss. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie hilft, den Verlust ins eigene Leben zu integrieren.

Nicht jedem, aber vielen hilft es, über Trauer und die eigenen Gefühle, auch Schuldgefühle und Ängste, zu reden. Und anzunehmen: Der Tod gehört zum Leben dazu.

„Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts verändert, und doch ist alles anders geworden.“ (Antoine de Saint-Exupéry)


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